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Filme im Kino

MoX Kinotipps KW4720.11.2024













Texte: Horst E. Wegener


Konklave
USA/GB ´24: R: Edward Berger. Ab 21.11. Wertung: ***** Bild: Focus Features
Der Papst ist plötzlich und unerwartet gestorben. Doch über die vielen Ungereimtheiten, die ihm in Zusammenhang mit dem Ableben des Heiligen Vaters in den Sinn kommen könnten, will sich Kardinal  Thomas Lawrence (Fiennes) eigentlich keinen Kopf machen. Schließlich ist er spät zwar, aber immerhin dann doch noch auf Geheiß des machthungrigen Kardinals Tremblay (Lithgow) aus Quebec damit betraut worden, sich um die anstehenden Vorbereitungen zur Wahl eines neuen Oberhauptes der katholischen Kirche zu kümmern. Nun gilt es, das Konklave zu führen, jene Versammlung, bei der mehr als einhundert Kardinäle aus aller Herren Länder nach Rom kommen, um abgeschottet von der Außenwelt den nächsten Pontifex zu bestimmen. Insgeheim sähe es Lawrence zwar gern, wenn man den liberal eingestellten Kardinal Bellini (Tucci), einen langjährigen Verbündeten des Verstorbenen, zu dessen Nachfolger ernennen würde – aber diese Entscheidung sollte ausschließlich im Kreise jener in der Abgeschiedenheit der Sixtinischen Kapelle beratschlagenden Wahlberechtigen gefällt werden. So könnte das gemeinsame Votum der Entscheidungsträger auch zugunsten des italienischen Kardinals Tedesco (Castellitto) oder des nigerianischen Gottesmannes Adeyemi (Msamati) ausfallen, deren gesellschaftliche Ansichten die katholische Kirche gleichermaßen in erzkonservative Zeiten zurückbeamen würden. Zur allgemeinen Überraschung trifft dann auch noch Erzbischof Vincent Benitez (Diehz) im Vatikan ein, und muss von Lawrence in den Kreis der Wahlberechtigten eingegliedert werden, da Benitez vom verstorbenen Papst heimlich zum Kardinal ernannt wurde – letzteres um ihn zu schützen, da er Gott in Kabul diente. Im Kampf um die Macht brechen beim Konklave weltanschauliche Gräben auf, wird intrigiert und betrogen – was „Konklave“ zum Intrigenstadl-Thriller macht. Geschickt baut Regisseur Edward Berger in die auf einer Romanvorlage des Bestsellerautoren Robert Harris beruhende Handlung aktuelle kirchenpolitische Debatten mit ein, kann er sich auf vielschichtige, schwer zu durchschauende Charaktere verlassen, deren Motivation sich dem Kinogänger selten auf Anhieb erschließen. So gesehen handelt der Vatikan-Thriller weniger von Glaubensfragen, sondern punktet vor allem mit faszinierenden Einblicken ins menschliche Handeln. Beklemmend!
D: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Isabelle Rossellini, John Lithgow, Sergio Castellitto, Carlos Diehz, Lucian Msamati.


Weihnachten der Tiere
Deutschland/Frankreich ´24: R: Ceylan Beyoglu, Olesya Shchukina; Caroline Attia Larivière; Haruna Kishi; Camille Alméras; Natalia Chernysheva. Ab 21.11. Wertung: **** Bild: Luftkind
Fünf kurze Animationsfilme, von jungen Nachwuchsregisseurinnen aus aller Welt ersonnen – und mit den gezeichneten Überleitungen einer sechsten Filmerin zu einem Omnibusfilm über Abenteuer rund ums Weihnachtsfest zusammengehalten: Da wird dem vor allem den Kleinsten im Kinosaal nahe gebracht, wie sich Probleme lösen lassen, indem die vermeintlich Schwachen durch Teambildung gemeinsam siegen können. Jede der fünf Geschichten könnte ohne weiteres als eigenständiger Kurzfilm bestehen, doch zusammen ergeben sie erst recht ein wunderbares Gesamtwerk, zeichnerisch kindgerecht, kreativ und lehrreich in Szene gesetzt. Sehenswert!
Animationsomnibusfilm.


Spiders – Ihr Biss ist der Tod
Frankreich ´23: R: Sébastien Vanicek. Ab 21.11. Wertung: **** Bild: Plaion Pictures
Kaleb (Christine) wird bald dreißig, wohnt in der Pariser Vorstadt in einem heruntergekommenen Wohnblock – und steht auf exotische Tiere, die er zuhause in einem Terrarium hegt und pflegt. Sein neuester Kauf: Eine giftige Riesenspinne, entdeckt bei einem ziemlich dubiosen Händler, aber egal. Viel Freude hat Kaleb an diesem Prachtexemplar ohnehin nicht, da das Viech umgehend ausbüchst. Und dann kriegt der Pechvogel nicht mal gleich mit, dass sich das entwischte Tier rasend schnell vermehrt, was zu einer wahren Spinnenplage im gesamten Wohnblock führt – so dass die Alarmglocken bei ihm erst schrillen, als er hört, dass einer seiner Nachbarn unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Diese mysteriöse Todesursache lässt die Behörden drastische Maßnahmen ergreifen und das komplette Gebäude vorsorglich unter Quarantäne stellen: Was nichts anderes bedeutet, dass niemand das Haus verlassen darf! Für Kaleb und seine Kumpels setzt ein Kampf ums Überleben ein – der Genrespezialist Sébastien Vanicek  zu schweißtreibenden Action- und Horrorsequenzen ermutigt, die einen bisweilen an Schocker à la „Aliens“ erinnern könnten. Da uns die Regie die meisten Darsteller menschlich näher bringt, fiebert man mit ihnen – ein weiterer Pluspunkt von „Spiders“; trotzdem nichts für Arachnophobiker.
D: Théo Christine, Sofia Lesaffre, Jérôme Niel, Lisa Nyarko, Finnegan Oldfield.


Der Vierer
Deutschland ´24: R: Iván Sáinz-Pardo. Ab 28.11. Wertung: **** Bild: Leonine
Weder im Bett noch im Alltäglichen läuft es in der Ehe von Karrierefrau Sophie (Koschitz) und ihrem Schluffi Paul (Fitz) befriedigend. Und überhaupt treten immer deutlicher Gegensätze zu Tage, die schwer zu überbrücken scheinen: Sie liebt ihren Job, er wünscht sich mehr gemeinsam geplante Freizeitaktivitäten, um die Beziehung wieder auf Touren zu bringen. Da man es trotz unterschiedlicher Interessenlage aber weiterhin miteinander versuchen will, muss ein Gamechanger her! Zusätzliche Sexpartner könnten die erlahmte Beziehung aufmöbeln – weshalb Sophie ihre Bekannte Mia (Barrado) ins Spiel bringt und Paul seinerseits seinen besten Freund Lukas (Mücke) informiert. Dass ihre bessere Hälfte dann allerdings jemand zum vorglüh-Treff mit der impulsiven Mia einfach so dazu bittet, ohne dies vorab gemeinsam zu besprechen, bringt Sophie zur Weißglut, kaum dass sie davon erfährt. Noch bevor an ein erotisches Techtelmechel inklusive lasziv abzustreifender Klamotten auch nur ansatzweise zu denken wäre, köchelt zwischen den Eheleuten daheim ein veritabler Streit hoch. Derweil sind Mia und Lukas in der Bar, die als Treffpunkt gedacht war, beim Kennenlernen erst einmal auf sich allein gestellt. Später dann, zu viert, läuft die geplante Nacht der Nächte komplett aus dem Ruder: Es geht rund -  nur leider anders als erhofft. Ein verbaler Schlagabtausch eskaliert, der weder Lügen noch Geheimnisse ausklammert, Wahrheiten schonungslos zur Sprache bringt.  Dass Gefühle hier weniger durch sexuelle als durch emotionale Erregung in Wallungen geraten, erweist sich als Pluspunkt – auch dank des exzellenten Castings mit Koschitz, Fitz, Mücke und Barrado, die mit Lust in verbal wortwitzige Dialogscharmützel einsteigen, um das auf einem spanischen Originaldrehbuch beruhende Kammerspiel zur klassischen Screwball-Beziehungskomödie auszubauen.
D: Florian David Fitz, Julia Koschitz, Friedrich Mücke, Lucia Barrado.


Vaiana 2
USA ´24: R: David Derrick Jr. und Jason Hand. Ab 28.11. Vorankündigung Bild: Disney
Die junge Polynesierin Vaiana bricht zu neuen Abenteuern in den Gewässern Ozeaniens auf, um einen Fluch zu brechen, mit dem schon ihre Vorfahren zu kämpfen hatten. Alsbald wird eine geheimnisvolle Insel namens Motufetu zum Schauplatz der Ereignisse – und Vaiana hat Glück, dass ihr der Halbgott Maui erneut zu Hilfe eilt.
Fortsetzung des Animations-Hits von 2016, der demnächst eine Live-Action-Version von „Vaiana“ folgen wird, für die Hollywood besetzungstechnisch schon mal mit der Newcomerin Catherine Laga und Starmime Dwayne Johnson handelseinig wurde.
Animationsfilm


Vena
Deutschland ´24: R: Chiara Fleischhacker. Ab 28.11. Wertung: Bild: Weltkino Filmverleih
Wenn Jenny (Nova)sich gegenüber ehrlich ist, kommt diese ungeplante Schwangerschaft mal wieder zum allerungünstigsten Zeitpunkt. Schließlich steht sie kurz davor, eine Haftstrafe antreten zu müssen, schafft es aber selbst in diesem Zustand genauso wenig wie ihr Freund und Kindsvater Bolle (Wollin) aufs Crystal Meth-Konsumieren zu verzichten. Als man dann beim Jugendamt von der Schwangerschaft des künftigen Knast-Mädels erfährt, wird ihr zur Unterstützung durch eine Familienhebamme geraten. Dabei war die Angst, dass die Behörden Ersatz-Eltern fürs noch Ungeborene suchen könnten, für Jenny schon vor Jahren ein Thema; damals sprach man ihr das Sorgerecht für ihr erstes Kind ab. Immerhin darf der mittlerweile Sechsjährige (Avi) bei seiner Großmutter Renate (Philipp) aufwachsen, wo seine Mutter ihren Lucas ab und zu besuchen kann. Wenig verwunderlich also, dass  das Kennenlernen von Hebamme  Marla (Becht) für die Hochschwangere mit zunächst großer Skepsis über die Bühne geht. Erst mit der Zeit entsteht Vertrauen. Während Jenny bald alle Hebel in Bewegung setzt, um doch noch einen Platz in einem der wenigen Mutter-Kind-Heime zu finden, so dass sie ihre Haftstrafe mit ihrem Kind absitzen könnte, zeigt ihr Marla eine Perspektive auf, vermittelt ihr Selbstsicherheit. Man merkt Nachwuchsfilmerin Chiara Fleischhacker ihre ersten Gehversuche im Dokumentarfilmbereich wohltuend an, weshalb die Plattenbautristesse und der eintönige Alltag in „Vena“ stimmig inszeniert werden. Zugleich kommt man Emma Novas Jenny unglaublich nah im Verlauf dieses Erstlingswerks. Dass es die Regie vermeidet, Schuld zuzuweisen, könnte zumindest die Frage aufwerfen, inwieweit es gerechtfertigt sein mag, ausgerechnet eine drogensüchtige Schwangere im Zentrum eines Spielfilms zu positionieren, die mit aller Kraft auf einen fragwürdigen Mutter-Kind-Haftalltag  hin arbeitet.  
D: Emma Nova, Paul Wollin, Friederike Becht, Liam Ben Avi, Barbara Philipp, Edith Stehfest, Karina Plachetka.

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