LzOLzO
OLDENBURG
Freitag

22

November

Foto:
Oldenburger Kultursommer

Hier geht es zu den aktuellen Ausgaben

Suche:

direkte Antwort ohne Umwege!

Kleinanzeigen

Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW1405.04.2023













Texte: Horst E. Wegener

Die Kairo Verschwörung
Schweden ´22: R: Tarik Saleh. Ab 6.4. Wertung: **** Bild: Atmo - X Verleih AG

[font=Bembo]Seinem Heimatdorf am Meer, in dem Adam (Barhom) groß wurde, hat er während des Heranwachsens nie den Rücken gekehrt. Trotzdem kennt der Sohn eines einfachen Fischers den Koran in- und auswendig. Eine Leistung, die den Imam der Gemeinde für Adam einnimmt, ihm den Weg weist zu einem staatlichen Stipendium: Denn der sehnlichste Wunsch des jungen Mannes ist es, studieren zu dürfen. Und dann ergattert Adam sogar ein Stipendium für Kairos altehrwürdige al-Azhar-Universität. Dort angekommen, nimmt sich Student Zizo (Dehbi) des ratsuchenden Erstsemesters an, klärt er das ahnungslose Landei über den Unibetrieb und das alltägliche Leben im Moloch Großstadt auf. Doch dann bricht der Großimam der Universität während einer Ansprache zum Semesterbeginn zusammen und stirbt. Da er als Oberhaupt der renommierten al-Azhar-Universität zugleich die höchste Autorität des sunnitischen Islams verkörpert, setzt unter jenen Kandidaten, die sich um das Amt des überraschend Verstorbenen bewerben, ein erbittert geführter Machtkampf ein. Die meisten Chancen können sich drei Scheichs ausrechnen: Während der fundamentalistische Scheich Al Durani von den Muslimbrüdern unterstützt wird, Kairos Bevölkerung und die Studenten der Uni den blinden Scheich Negm für seine weisen Urteile verehren, favorisiert Ägyptens Präsident den regierungstreuen Scheich Omar Beblawi (Altawil). Auch für Adam verkompliziert sich die Lage nachdem er zufällig beobachtet, wie Zizo ermordet wird. Kurz darauf rekrutiert ihn Geheimdienstler Ibrahim (Fares), soll der Uni-Neuling Informationen über das Geschehen im Inneren des akademischen Betriebes erkunden und weitergeben. Ein Spionage-Job, den man im ägyptischen Alltag heutzutage nicht ablehnen kann, ohne Repressalien befürchten zu müssen… Seit der Verfilmung seines Politkrimis „Die Nile Hilton Affäre“ anno 2015 gilt Regisseur Tarik Saleh in Ägypten als unerwünschte Person - weshalb er "Die Kairo Verschwörung“ größtenteils in der Türkei drehte. Gekonnt überantwortet Filmer Saleh seinen Spion wider Willen einem Strudel aus Korruption, Macht und staatlicher Lenkung, mischt er dem Thriller Coming-of-Age-Versatzstücke unter. Aufwändig bebildert – und politisch so brisant wie höchst aktuell.[/font][font=Bembo] [/font]
D: Tawfeek Barhom, Fares Fares, Mehdi Dehbi, Mohammad Bakri, Jawad Altawil.


Suzume
Japan ´22: R: Makoto Shinkai. Ab 13.4. Wertung: **** Bild: "Suzume" Film Partners
Japans Animationsfilmer Makato Shinkai greift sich das Tsunami-Unglück von 2011, das letztlich zur Abschaltung des Atomkraftwerks von Fukushima führte, als Aufhänger zu seiner Zeichentrikkfilmmär heraus: Wie so viele andere Menschen verlor auch die kleine Suzume im Umfeld dieser Katastrophe ihre Mutter, weshalb sie seither bei einer Tante aufwächst. Mittlerweile 17-jährig begegnet ihr eines Tages auf dem Weg zur Schule ein mysteriöser Fremder namens Souta. Der junge Mann ist auf der Suche nach einer geheimnisvollen Tür. Suzume folgt ihm heimlich, entdeckt die gesuchte Tür – und öffnet sie. Dass ein Desaster, das durch das unbedachte Handeln des Mädchens droht, von Souta in buchstäblich allerletzter Sekunde abgewehrt werden kann, ändert jedoch nichts daran, dass sich durch Suzumes spontane Aktion jetzt überall in Japan solche Geheimtüren entriegeln. Hinter ihnen warten Gegenwelten, deren Bewohner beim Herüberwechseln zu uns durchaus Unheil über die Menschheit bringen könnten. Souta in seiner Funktion als Türschließer müsste umgehend handeln, hat sich aber unglückseligerweise in einen dreibeinigen Stuhl verwandelt. So ist er auf Suzumes tatkräftige Unterstützung angewiesen, bereist das ungleiche Duo kreuz und quer durch Japan, um sämtliche Türen wieder rechtzeitig zu verschließen. Dabei entdekkt Suzume in der Gegenwelt auch ihre seinerzeit ums Leben gekommene Mutter wieder, kann die 17-Jährige mit dieser Vergangenheit endgültig ihren Frieden schließen. Ein knallbunt inszeniertes Kino-Märchen für jung und alt, das gleichermaßen als Abenteuerfilm und als Erkundungsreise in die eigene Seele funktioniert.
Animationsfilm


Mi País Imaginario – Das Land meiner Träume
Chile/Frankreich ´22: R: Patricio Guzmán.  Ab 13.4. Wertung: ****  Bild: Real Fiction Filmverleih
Auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik aufzuwachsen ist alles andere als normal. Doch Joachim kennt es nicht anders. Als jüngster Sohn des Klinikdirektors bewohnt er mit seinen Eltern und den beiden älteren Brüdern eine auf dem Gelände errichtete Villa. Zu den Patienten unterhält Dr. Meyerhoff freundschaftliche Beziehungen, lädt sie zu Geburtstagen und Parties ein, während Joachim über die Jahre hinweg nie über zu wenig Spielkameraden klagen kann. Andererseits wird es ihm zusehends klarer, dass seine Brüder eindeutig über die Stränge schlagen, Muttern sich Aquarelle malend nach lauen italienischen Sommernächten verzehrt, und Vatern fortwährend fremdgeht. Mit aufkommender Pubertät beginnt Joachim sein Umfeld immer kritischer zu sehen, stoßen ihm sich familiär auftuende Risse heftig auf. Nach ihren Dramödien „Hedi Schneider steckt fest“ und „Hotel Very Welcome“ erweist sich Regisseurin Sonja Heiss als naheliegende Wahl, um Joachim Meyerhoffs autobiografische Romanvorlage fürs Kino zu adaptieren. Illuster besetzt mit Devid Striesow und Laura Tonke, die als Joachims Eltern mit von der Partie sind, wird das Altersproblem ihres im Mittelpunkt stehenden Jüngsten gelöst, indem gleich drei schauspielernde Verkörperungen - Moltzen im Alter von Sieben, Bultmann als Sechzehnjähriger und Rose als 25-jähriger - den Meyerhoff-Junior geben dürfen. Fast parallel zur Berlinale-Premiere mag Heiss´ Milieustudie auch auf den Kinoleinwänden landauf, landab um Publikum buhlen. Ob´s wohl ein Kassenrenner wird?
Dokumentation


Air – Der große Wurf
USA ´23: R: Ben Affleck. Ab 6.4. Wertung: ****  Bild: Amazon Content Service LLD/ Ana Carbollsa
Anno 1984 steht man bei der US-Sportbekleidungsfirma Nike kurz davor, die Basketballsparte einzudampfen. Spitzentalente handeln ihre lukrativen PR-Verträge lieber mit den populäreren Konkurrenten Converse oder Adidas aus, während sich Nike in der Branche als Underdog behaupten muss. Nichtsdestotrotz sieht Nikes Markenchef Sonny Vaccaro (Damon) durchaus Chancen fürs künftige Sponsoring-Business seiner Firma, indem man das gesamte Budget auf einen langjährigen Vertragsabschluss mit dem angesagten Shooting-Star Michael Jordan ausrichtet. Gegen alle Widerstände sucht Vaccaro das Gespräch zunächst mit Jordans Eltern. Zwar vertraut er darauf, dass sie ihrem 21-jährigen Sprössling am besten den Abschluss eines Exklusivvertrags mit Nike schmakkhaft machen könnten, doch besonders Michaels Mutter Deloris (Davis) entpuppt sich als beinharte Verhandlungspartnerin.
Wie so oft in Sportlerfilmen geht es auch in „Air“ nicht wirklich um Basketball oder Supertalent Michael Jordan, sondern um den Zusammenhalt von dessen Familie, das Vertrauen des PR-Schlitzohrs Vaccaro in die eigene Überzeugungskunst und den Aufstieg der Firmen-Underdogs von Nike zur Top-Marke. Kurzum: Sehenswert auch für Basketball-Muffel.
D: Matt Damon, Ben Affleck, Jason Bateman, Viola Davis, Chris Messina, Gustav Skarsgard, Barbara Sukowa, Chris Tucker, Julius Ten


Cocaine Bear
USA ´23: R: Elizabeth Banks. Ab 13.4. Wertung: *** Bild: Universal Studios

Mal angenommen, ein Drogenkurier kommt in einer einsamen Gegend Nordamerikas einem Bären in die Quere. Nachdem letzterer dann Gefallen am Koksfressen findet – und angesichts der schieren Menge schnell mies drauf ist, kann man sich leicht vorstellen, was Hollywood dieser ein-Bär-läuft-Amok-Mär abtrotzen könnte. Fasziniert vom Stoff und den Möglichkeiten lässt die Traumfabrik den Aggro-Petz blutrot sehen, wann immer Zweibeiner seinen Weg kreuzen: Das Pech haben zum einen Drogendealen Syd (Liotta), der mitsamt seinen Jungs Daveed (Jackson) und Eddie (Ehrenreich) die Wildnis auf der Suche nach den abhanden gekommenen Kokspaketen durchforstet. Auch Sari (Russell) grast den Wald ab, in der Hoffnung, ihrer schulschwänzenden Tochter DeeDee (Prince) und deren Freund Henry zu begegnen. Den Pechvogelreigen in Mutter Natur komplettieren Parkwächterin Liz (Martindale) und Tierschützer Peter (Ferguson), der Tiere bislang gern als die wertvolleren Lebewesen behandeln mochte. Die Begegnung mit dem Problem-Bär wird naturgemäß nicht jeder überleben – schon klar. Da sich Regisseurin Elizabeth Banks mitnichten als Kusine von Trashfilmer Quentin Tarantino im Geiste outet, bleibt „Cocaine Bear“ trotz seines schrillen Konzepts unter seinen Möglichkeiten. Letztlich klingt die auf einem wahren Vorfall beruhende Film-Idee absurder, als es die allzu mainstreamige B-Picture-Umsetzung einlösen kann.  
D: Keri Russell, O´Shea Jackson, Christian Convery, Alden Ehrenreich, Jesse Tyler Ferguson, Ray Liotta, Brooklynn Prince, Margo Martindale.


Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Deutschland ´22: R: Emily Atef. Ab 13.4. Wertung: *** Bild: [font=Arial, sans-serif]Pandora Film / Row Pictures[/font]
Während des deutsch-deutschen Wiedervereinigungssommers 1990 auf einem DDR-Bauernhof unweit der Grenze: Dort hat sich Johannes (Eich), Sohn des Hauses, unterm Dach mit seiner Freundin Maria (Burow) ein gemeinsames Liebesnest geschaffen. Er träumt davon, Fotograf zu werden und liebäugelt damit, an der Kunsthochschule in Leipzig studieren zu können. Seine Freundin taucht für ihr Leben gern in die russischen Literaturklassiker ab und schwänzt für Dostojewski und Co. schon mal die Schule.  Da Marias Mutter Hannah (Triebel) arbeitslos ist und sich in ihren Depressionen suhlt, drohen der 18-Jährigen von dieser Seite keinerlei Konsequenzen. Auch machen im Hitzesommer ´90 DDR-Lehrkräfte noch und nöcher gen Westen rüber, so dass die Schülerin ohnehin nie den Eindruck hat, besonders viel Unterricht zu verpassen. Doch dann bekommt Marias Liebe zum Langeweiler Johannes Risse, als sich das Mädel auf eine Affäre zum wesentlich älteren Nachbarn Henner (Kramer) einlässt. Der sexuell fordernde 40-Jährige teilt Marias Leidenschaft für Literatur, liebt Trakl – und dominiert die Schülerin zusehends mehr.  
Atmosphärisch dicht inszeniert Filmerin Emily Atef die Amour fou ihres ungleichen Paares, irritiert sie mit teils verstörenden Sexspielen, in denen sich Marlene Burows Maria und Felix Kramers Henner seelenverwandt verlieren. Zugrunde liegt dem Kammerspieldrama Daniela Kriens kurz nach der Wende hochgelobter Roman, der uns allerdings im Rückblick sowohl auf Papier wie auf der Leinwand arg aus der Zeit gefallen vorkommt.
D: Marlene Burow, Felix Kramer, Cedric Eich, Silke Bodenbender, Jördis Triebel, Florian Panzner, Axel Werner, Christine Schorn.

Sonderseiten
MoX-DIABOLO Ratgeber
EXB Handwerk