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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW1403.04.2024











Texte: Horst E. Wegener


Irdische Verse
Iran ´23: R: Ali Asgari/ Alireza Khatami. Ab 4.4. Wertung: **** Bild: Taat Films
Es geschah am 14. Februar 1989, dass Ayatollah Khomeini in seiner Funktion als religiöser und politischer Führer der islamischen Revolution mittels einer Fatwa den Schriftsteller Salman Rushdie zum Tode verurteilte. Dessen im Jahr zuvor veröffentlichter Weltbestseller „Die satanischen Verse“ hatte ausgereicht, um den iranischen Geistlichen zu seinem schärfsten Schwert greifen zu lassen. Nun könnte einem dieser Buchtitel hierzulande durchaus in den Sinn kommen, wenn man jetzt den Filmtitel der iranischen Produktion „Irdische Verse“ hört. Andererseits ist´s uns auch klar, dass Salman Rushdies literarisches Opus Magnum von 1988 im Iran nach wie vor verboten ist, weshalb diese Assoziation im Land der Mullahs nicht unbedingt naheliegend sein dürfte. Sei´s drum: Provokativ ist das allemal, was den beiden preisgekrönten iranischen Regisseure und Drehbuchautoren Ali Asgari und Alireza Khatami beim Nachdenken über die Allmacht der Behörden im Umgang mit den unbescholtenen Bürgern Ideen für ihren Episodenfilm lieferte. Mit starren Einstellungen auf den zum Bittsteller mutierenden Niemand, ohne Perspektivwechsel aufs Gegenüber der Machtperson werden uns da Alltagsbeobachtungen nahe gebracht, die absurd anmuten. Stets wähnen autoritäre Amts- und Behördenmitarbeiter einen gezielten Affront gegen die islamisch-iranische Welt oder fühlen sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt. Penibel halten sie sich an die fragwürdigen Vorgaben und Vorschriften. Da reicht es schon, wenn eine unbescholtene Person, die einfach nur ihren Führerschein abholen möchte, ein harmloses Micky-Maus-Shirt trägt – jedes der insgesamt neun Kapitel lässt vernunftbegabte Mitmenschen verzweifeln angesichts der Vorschriften, die es einem unmöglich machen, ein normales Leben zu führen. Wir lernen, mit den Worten des Regie-Duos „wie wichtig es ist, zwei unschätzbare Facetten der menschlichen Existenz –Individualität und Freiheit – gegen totalitäre Regime zu verteidigen“. Grund genug, sich „Irdische Verse“ anzuschauen.
D: Bahram Ark, Arghavan Shabani, Servin Zabetiyan.


Morgen ist auch noch ein Tag
Italien ´23: R: Paola Cortellesi. Ab 4.4. Wertung: **** Bild: Tobis Film
Rom anno 1946: Ivano (Mastandrea) ist ein echter Scheißkerl von einem Ehemann, der seine Frau (Cortellesi) klein macht und verprügelt, wann immer es ihm in den Kram passt. Als Mutter von drei Kindern erduldet die warmherzige Delia ihr Schicksal, liebäugelt insgeheim damit, sich irgendwann aus diesem entbehrungsreichen Dasein im Wohnblock abseilen zu können. Doch wie soll das in den erzkonservativ geprägten 1940ern in Italien gehen, zumal sie ihre Kinder niemals bei Ivano zurücklassen würde?
Paola Cortellesis in schwarz-weiß realisierter Film besticht durch eine souverän gehandhabte Mischung aus neorealistischem Drama, Musical, Krimi und Comedy, punktet mit einem herausragenden Ensemble rings um die Regisseurin, zugleich Hauptdarstellerin. Mehr noch: Die Aktualität nicht nur in bella Italia, derer wir uns allemal bewusst sind; was die Haltung, die „Morgen ist auch noch ein Tag“ zur Sprache bringt, und bei der an Bürger- und Gemeinsinn wie gesamtgesellschaftliche Lösungen appelliert wird, umso wichtiger macht. Empfehlenswert!
D: Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano, Emanuela Fanelli, Giorgio Colangeli.


Das Schloss des Cagliostro
Japan 1979: R: Hayao Miyazaki. Ab 4.4. Wertung: **** Bild: Monkey Punch
Pech, dass das Team des Meisterdiebs Lupin III. bei seinem Raubzug in Monte Carlos Casino lediglich Falschgeld erbeutet. Nachdem einem dies bewusst ist, recherchiert man – und macht sich gen kleinstes Land der Welt auf. Dort ist nicht nur die Fälscherwerkstatt ansässig; obendrein intrigiert vor Ort der Graf von Cagliostro gegen sein eigene uralte Adelsfamilie, um sich ein für alle Mal den Zugriff auf den verborgenen Landesschatz zu sichern…Mit „Das Schloss des Cagliostro“ kommt der erste Langfilm des japanischen Anime-Altmeisters Miyazaki hierzulande auf die Kinoleinwand, dessen furiose Mischung aus Action, Fantasy und Slapstick einen nach 1979 kaum mehr erreichten Standard setzen mochte. Ein zeichentrickfilm-Juwel, kein bisschen angestaubt oder gar gestrig!
Zeichentrickfilm.


Back to Black
GB/USA ´24: R: Sam Taylor-Johnson. Ab 11.4. Vorankündigung Bild: Studiocanal
London zu Beginn der 2000er Jahre: Mit ihrer rauchig-voluminösen Gesangsstimme begeistert die ungemein talentierte junge Britin Amy Winehouse (Abela) in den Liveclubs von Camden das anwesende Publikum vom ersten Ton weg. Schnell werden auch Talent-Scouts auf das Naturtalent aufmerksam, beginnt Amys kometenhafter Aufstieg in den Pophimmel. Zugleich rückt sie verstärkt in den Fokus der skandalaffinen Yellow Press-Reporter und –Fotografen. Der mit ersten Songveröffentlichungen einsetzende Ruhm und ein schier unglaublicher Trophäen-Segen fordern ihren Preis – bis zu Amy Winehouses zweitem Album „Back to Black“ war es noch keinem britischen Künstler je vergönnt gewesen, bei den Grammys in sechs Kategorien nominiert zu werden, wovon sich die fassungslose Senkrechtstarterin anno 2006 ganze fünf Auszeichnungen sichern konnte. Andererseits kam Amy durch ihre große Liebe zu dem drogenabhängigen Tunichtgut Blake Fielder-Civil (O´Connell) fatalerweise in Kontakt mit Heroin. Als ihr Lover in den Knast musste, hing sie total durch – und wurde erst recht depressiv, nachdem ihre über alles geliebte Großmutter Cynthia (Manville) starb. Der Droge Heroin konnte die Vollblutmusikerin dann zwar mithilfe von Aufenthalten in Entzugskliniken entsagen, handelte sich aber anschließend eine nicht minder desaströse Alkoholabhängigkeit ein.
Mit gerade mal 27 Jahren erlag Amy Winehouse ihren Suchtproblemen. Im Biopic „Back to Black“ zeichnet Regisseur Sam Taylor-Johnson die steile Karriere und den teils tragischen Alltag des Megastars durch alle Höhen und Tiefen des viel zu kurzen Lebens nach; Marisa  Abela, die unlängst auch in dem Kinohit „Barbie“ zu sehen war, hatte das Glück, mit ihrer Amy eine absolute Traumrolle zu ergattern.
D: Marisa Abela, Jack O´Connell, Eddie Marsan, Lesley Manville, Juliet Cowan, Sam Buchanan.


Godzilla x Kong: The New Empire
USA ´24: R: Adam Wingard. Ab 4.4. Vorankündigung Bild: Warner Bros.
Man muss schon ein ausgewiesener Liebhaber der vielen budget-gewaltigen „Superhelden oder Götter gegen finstere Mächte und Möchtegern-Weltallbeherrscher“-Variationen sein, um den Überblick zum Stand der Dinge im x-ten Kapitel des Marvel- oder DC-Universums zu behalten, ganz zu schweigen von zahllosen Wiederbelebungskraftakten der Illusionsindustrie in puncto legendärer Kino-Monster. In Japan steht der Fangemeinde in diesem Jahr der siebzigste Geburtstag der weltweit bekannten Riesenechse Godzilla bevor – dem Hollywoods Traumfabrik ihrerseits eine weitere Episode im MonsterVerse-Zyklus beisteuern mag. Auch im nunmehr fünften Kapitel der anno 2014 gestarteten Mär um King Kong und Co offenbaren erste vorab-Trailer, dass die Kämpfe des Riesenaffen und der legendären Echse gewohnt breitwandsprengend geraten. Zudem gilt es diesmal für die beiden Kontrahenten, sich zusammenzuraufen im Abwehren gigantischer Kreaturen, die aus den tiefsten Tiefen  von Skull Island auftauchen. Selbstredend wäre es bei einem Sieg der Gigamonster über Kong und Godzilla nicht nur mit diesen beiden Titanen aus und vorbei, auch für den Fortbestand der gesamten Menschheit sähe es zappenduster aus. Ob´s happy enden mag, wird sich ab Anfang April zeigen…
D: Rebecca Hall, Kaylee Hottle, Brian Tyree Henry, Dan Stevens, Alex Ferns, Rachel House.


Monkey Man
USA/Kanada/Singapur/Indien ´24: R: Dev Patel. Ab 4.4. Wertung: *** Bild:
Als Kind musste Kid miterleben, wie seine Mutter Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Die Erinnerung an diese schreckliche Tat brennt sich dem Heranwachsenden ins Gedächtnis ein, lässt ihn das Heimatdorf verlassen und in der Großstadt die Verantwortlichen für das Massaker suchen. Um dort während der Suche halbwegs über die Runden zu kommen, bestreitet der junge Mann (Patel) seinen Lebensunterhalt durch illegale Faustkämpfe. Da er im Ring das Gesicht stets hinter einer Gorilla-Maske verbirgt, kennt man ihn in der Szene bald unter dem Kampfnamen Monkey Man. Allerdings: Nacht für Nacht von bekannteren Gegnern zusammengeschlagen zu werden, erweist sich auf Dauer als arg frustrierend und lässt sich über die Jahre hinweg nur aushalten, solange sich der Underdog noch nicht bereit fühlt, die Konfrontation mit dem korrupten Gesetzteshüter Rama (Kher), dem Mörder von Kids Mutter, offen anzugehen. Ein erster Versuch, Rache zu nehmen, scheitert. Schwer verletzt sucht Kid Zuflucht bei einer Außenseiter-Gemeinschaft, trainiert er sich für die endgültige Auseinandersetzung neue Kräfte an. Zurück in der Stadt, tritt er unterm Namen Billy einen neuen Job im exklusiven King´s Club an, in dem sich´s Politiker und Geschäftsleute mit Escot-Ladies, Koks und Fine Dining gut gehen lassen. Club-Chefin Queenie (Sharma) gibt Billy eine Chance, er beginnt in der Küche, arbeitet sich schließlich ganz nach oben - und sehnt den Tag der endgültigen Abrechnung mit King´s Club-Stammgast Rama herbei.
Nach sozialkritischem Auftakt verliert der aus „Slumdog Millionär“ bekannte Darsteller und „Monkey Man“-Regieneuling Dev Patel (hier in Personalunion sowohl vor als auch hinter der Kamera verantwortlich), diesen Aspekt leider zu schnell aus den Augen, um dann auch noch die in Indien allseits bekannte Legende vom hinduistischen Gott Hanuman - halb Mensch, halb Affe -, in einen zugegebenermaßen gekonnt choreografierten Actionfilm zu überführen, der einschlägige Vorgänger à la Bruce Lee oder John Wick brutal variiert. Nix für zartbesaitete Kinogänger.
D: Dev Patel, Sharlto Copley, Pitobash, Vipin Sharma, Sikandar Kher, Ashwini Kalsekar

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