Filme im Kino

Wochenzeitung DIABOLO:
Back to the
Fatherland10.01.2019

Text | Horst E. Wegener

Wann immer junge Israeli mit dem Gedanken spielen, in Westeuropa leben zu wollen, reagieren deren Großeltern schockiert. Vor allem die Generation der Holocaust-Überlebenden kann dies nicht im Mindesten verstehen und man versucht die etwa von Deutschland angetanen Enkel von diesem Schritt abzuhalten.

So erging es auch Gil Levanon: Als die Filmemacherin überlegte, von New York nach Berlin zu ziehen, war ihr Großvater entsetzt. Um sich dieser Entscheidung ganz sicher zu sein, begann Gil zusammen mit einer befreundeten Studienkollegin an einer Doku zu arbeiten, die das Leben junger Israelis an neu gewählten Wohnorten in Europa zum Anlass nahm, um bei ihren Auserwählten und deren im Ausland lebenden Familien nach fortwährenden Traumata der bis heute von der Shoah betroffenen Israelis zu suchen. Pikanterweise ist Gils Regie-Kompagnon Kat Rohrer nicht nur Österreicherin, sondern darüber hinaus auch Enkelin eines Nazi-Offiziers – ein Aspekt, der „Back to the Fatherland“ ganz nebenbei auch auf die Suche nach Verständnis zwischen den Generationen gehen lässt. Das Filmerinnen-Duo zeigt den Alltag von Neu-Berlinern wie dem seit fünf Jahren in Deutschland lebenden Künstler Dan Peled, dessen israelische Großmutter diesen Umzug nach wie vor nicht gutheißen mag oder spricht mit dem Holocaust-Überlebenden Uri, der die Entscheidung seines Enkels Guy respektierte, als es den nach Salzburg zog. Angesichts des Erstarkens der Rechten in Europa heutzutage sind filmische Dokus wie „Back to the Fatherland“ umso wichtiger, gesehen, diskutiert und beherzigt zu werden.


Back to the Fatherland
Österreich/ Italien/ Deutschland/ USA ´17: R: Kat Rohrer, Gil Levanon; Doku.
Wertung: ✸ ✸ ✸ ✸   ✸ ✸
Cine k: ab Do. 27.1.

Foto: [font=-webkit-standard]Copyright 2017-2018 GREENKAT PRODUCTIONS[/font]