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Wochenzeitung DIABOLO:
Sandstern29.11.2018

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Sandstern

Text | Horst E. Wegener

Obwohl er in Deutschland geboren wurde, hat Oktay die ersten zwölf Jahre in der Türkei zugebracht, behütet von der Oma. Doch der fällt es zusehends schwerer, sich um ihren Enkel zu kümmern, weshalb die Eltern ihren Sprössling nach Deutschland holen.

Da Oktay kein Deutsch spricht, muss er eine Grundschulklasse besuchen, die ungeliebte fremde Sprache büffeln. Auch ansonsten hat das Bürschlein arge Schwierigkeiten, sich in dem von ihm als ungastlich empfundenen Land willkommen zu fühlen. Zugang zu seinen Mitmenschen findet der Zwölfjährige kaum, egal ob es um die eigenen Eltern oder um Gleichaltrige geht. Einzig eine kauzige ältere Nachbarin fühlt mit ihm. Derweil muss Oktay damit klarkommen, dass er Bluter ist, was einen Zwölfjährigen im Alltag extrem einschränkt!
Der Deutschtürke Yilmaz Arslan gewinnt seiner Coming-of-Age-Mär allemal märchenhafte Züge ab, indem er den Überlebenskampf seiner Hauptfigur in eine poetische Rahmenhandlung über einen Beduinen einbettet. Dieser Wüstenbewohner wird uns als ein vom Weg abgekommener Nomade präsentiert, der sich durch einen hellen Stern am Nachthimmel leiten lässt – ohne solch einen Leitstern würde Oktay wohl ziemlich orientierungslos durchs Leben schlingern.  Präzise gespielt, sehenswert besetzt (sowohl Roland Kagan Sommer als Zwölfjähriger, als auch Erdal Yildiz im Erwachsenenalter überzeugen) punktet Arslans mitreißende Inszenierung. Mehr noch: „Sandstern“ ist hochaktuell.  


Sandstern
Deutschland, Luxemburg, Belgien ´17: R: Yilmaz Arslan, D: Roland Kagan Sommer, Taies Farzan, Hilmi Sözer, Katharina Thalbach, Erdal Yildiz, Marcus Eim.
Wertung: ✸ ✸ ✸ ✸ ✸ ✸
Cine k: ab Do. 29.11.

Foto: Copyright Camino Filmverleih

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