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Filme im Kino

MoX Kinofilme KW 0424.01.2024











Green Border
Polen/Frankreich/Tschechien/Belgien ´23: R: Agnieszka Holland. Ab 1.2. Wertung: *****  Bild: Agata Kubis

Dass Russlands autokratisches Monster Putin und der belarussische Machthaber Lukaschenko ähnlich menschenverachtende Strategien gutheißen, zeigt unter anderem ihre perfide Idee, sich Flüchtlinge aus aller Welt ins Land zu holen, um sie an die EU-Außengrenze zu verfrachten und dort zum illegalen Grenzübertritt zu nötigen. Die Reaktion der polnischen PiS-Regierung, die bis vor kurzem noch an der Macht war, sah nurmehr Abschottung um jeden Preis vor – schwierig umzusetzen angesichts der dünn besiedelten Gegenden entlang der polnisch-belarussischen Grenze. Den Flüchtlingen, hin- und hergeschoben zwischen den Fronten von Soldaten auf beiden Seiten, widmet die polnische Filmemacherin Agnieszka Holland jetzt ihr eindringlich inszeniertes Spielfilmplädoyer „Green Border“. Da hofft die afghanische Englischlehrerin und Übersetzerin Leila (Atai) genauso wie jene syrische Familie, die per Flugzeug zunächst in der belarussische Hauptstadt Minsk landete, um sich von dort gen EU-Außengrenze weiterschleusen zu lassen, auf Asyl in Europa. Doch der stacheldrahtbewehrte Grenzzaun stellt ein Hindernis dar, das sich selbst für jeden, dem der Übertritt gelingt, als Sackgasse entpuppt, sofern man postwendend auf belarussisches Gebiet zurückgedrängt wird. In den nasskalten Tagen und Nächten Ende Oktober 2021 nimmt ein Überlebensdrama Fahrt auf, bei dem sich die paar um Flüchtlinge sorgenden Aktivisten und teils brutal agierende Grenzschützer fortwährende Katz- und Mausspielchen liefern.
In fünf Kapiteln schildert Filmemacherin Holland die sich anbahnende humanitäre Katastrophe, zeigt Menschlichkeit auf beiden Seiten des Grenzzauns und weicht erst recht nicht vorm Ausloten von Ausbeutung und Rassismus zurück. In Polen mauserte sich Hollands Film zum Kassenschlager, der zugleich die rechtspopulistische PiS-Regierung empörte. Beim Filmfestival von Venedig, wo „Green Border“ zuvor seine Weltpremiere erlebte, bekam die 75-Jährige den Spezialpreis der Jury zuerkannt – wobei man konstatieren muss, dass das Hinnehmen illegaler Grenzübertritte auf Dauer inakzeptabel ist. Da aber auch die polnische Regieveteranin Holland keine gangbaren Lösungsvorschläge parat hat, kommt ihr „Green Border“ übers Agitieren kaum hinaus, regt bestenfalls zum Nachgrübeln an. Immerhin!
D: Jalal Altawil, Maja Ostaszewska, Behi Djanati Atai, Mohamad Al Rashi, Tomasz Wlosok, Monika Frajczyk, Jasmina Polak, Malwina Buss.


Plastik Fantastic
Deutschland ´23: R: Isa Willinger. Ab 25.1.  Wertung: ***** Bild: Trimafilm

Die Umwelt unseres Heimatplaneten ist durch Plastikpartikel zusehends mehr belastet; schier unzerstörbare kleinere oder größere Teile findet man in den Ozeanen, Seen und Flüssen, in der Luft, im Boden – und mittlerweile sogar in unseren eigenen Körpern. Also scheint die Frage berechtigt: Welche Lösungen für diese Plastikkrise hält die Kunststoffindustrie bereit und wie ernsthaft verfolgt sie den einen oder anderen womöglich vielversprechenden Ansatz? Gibt es überhaupt echte Alternativen, die uns den Verzicht auf Plastikverpackungen und Co. erlauben? Bei Dokufilmerin Isa Willinger kommen Menschen aus Industrie, Wissenschaft sowie Aktivisten zu Wort – und wir lassen etwa die Erkenntnis eines an der Uni Lüneburg lehrenden Profs auf uns wirken, der zu bedenken gibt, dass der Gewinn der Kunststoff-industrie privat ist, wohingegen ein daraus resultierendes und nicht aus der Welt zu schaffendes Risiko der Allgemeinheit aufgebürdet werden soll. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Kenia: dort gilt seit 2017 ein Plastiktütenverbot; bei Nich-teinhaltung werden drastische Geldstrafen fällig. Eine Vorschrift, die laut „Plastic Fantastic“ in dem afrkanischen Staat akzeptiert und eingehalten wird – und somit ein kleiner Schritt hin zu einer lebenswerteren Welt. Ein Beispiel, das Schule machen sollte und uns die Doku ans Herz legt!


Die Chaosschwestern und Pinguin Paul
Deutschland/Österreich/Italien ´24: R: Mike Marzuk. Ab 25.1. Wertung:*** Bild: DCM blueeyes Schlieter

Dem mäßig erfolgreichen Magie-Duo Mary und Marc  (Kunze und Giermann) fehlt eindeutig eine zündende Showeinlage, damit sie vor Publikum weiterhin bestehen können. Doch dann erzählt ihnen Marcs Bruder Bernd (Lott), der als Tierpfleger arbeitet, vom tanzbegabten Pinguin Paul, diesem ganz speziellen Neuzugang im Tierpark – und die beiden Möchtegern-Zauberer kommen ins Träumen: Ein tanzender Pinguin als Sidekick, der seine Kunst im Zirkus erlernte, damit würde man sogar in Las Vegas ganz groß rauskommen. Kurzerhand wird Paul geklaut, kann aber entkommen und findet Unterschlupf bei Livi, Tessa, Malea und Kenny (Serger, Beier, Vondey und Regjepi). Diese vier Mädels haben bis auf den gemeinsamen Nachnamen Martini rein gar nichts gemeinsam – typisch sich dauerzoffende Schwestern eben. Natürlich wäre es angebracht, dass sich die vier Chaosschwestern spätestens dann zusammenraufen sollten, wenn Pinguin Paul von den Bösewichtern erneut ergriffen wird – immerhin müsste das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Doch Filmemacher Mike Marzuk – „Fünf Freunde“-Regie-erfahren – bleibt seinem Befreiungs- und erneut-Eingefangen und wieder Ergriffen-werden treu, bis hin zum Showdown an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Dass Zusammenhalten und Gemeinsinn von der Regie jugendkinogerecht eingefordert wird, macht „Die Chaosschwestern und Pinguin Paul“ pädagogisch wertvoll, die sich mit Spaß am Chaos einbringenden vier Hauptdarstellerinnen sorgen fürs nötige Quäntchen Glaubwürdigkeit. Und Pinguin Paul alias Chester ist ´ne Wucht!  
D: Lilit Serger, Momo Berer, Cara Vondey, Rona Regjepi, Janine Kunze, Max Giermann, Michael Lott, Felix Klare.


Stella. Ein Leben
Deutschland/Österreich/Schweiz ´23: R: Kilian Riedhof. Ab 25.1. Wertung: ***** Bild: Majestic/Christian Schulz

Anno 1940 träumt die 17 Jahre alte Stella Goldschlag (Beer) in Berlin von einer Karriere als Jazzsängerin – angesichts dieser von den Nazis als entartet eingestuften ‘Negermusik’ stellt das aber einen zusehends schwieriger zu verwirklichenden Berufswunsch dar, erst recht für jemanden mit jüdischen Wurzeln. Da der Blondschopf aber kein bisschen jüdisch aussieht,  hält Stella an ihrem Traum weiter fest. Auch drei Jahre später noch, nachdem sie mit ihren Eltern längst untertauchen musste, nimmt sich die arisch wirkende Schöne lebenslustig ihre riskanten Freiheiten heraus. Sie lernt den Passfälscher Rolf Isaaksohn (Niewöhner) kennen und lieben, der sein existenziell bedeutsames Geschäft auf dem Berliner Schwarzmarkt gewissenlos betreibt. Irgendwann fliegt das Pärchen auf, wird Stella verhaftet und von den Folterknechten der Gestapo misshandelt. Noch einmal gelingt ihr die Flucht, um dann aber doch wieder bei ihren Eltern aufgegriffen zu werden. Aus Angst vor weiterer Folter lässt sich Stella auf einen Deal ein: Gemeinsam mit Rolf arbeitet sie für die Gestapo als sogenannte Greiferin, die ihre jüdischen Mitmenschen verrät – wofür ihr als Überlebender nach Ende des NS-Regimes der Prozess gemacht wird. Kilian Riedhofs von wahren Begebenheiten inspirierter Film ist mit Paula Beer in der Titelrolle ideal besetzt – und schildert mitreißend, wie aus einem Opfer eine Täterin wird. Aufwendig in Szene gesetzt, geht einem dieser Deutungsversuch einer ungewollten Biografie mit Sicherheit an die Nieren, bewegt und regt zum Nachdenken an.
D: Paula Beer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann, Lukas Miko, Joel Basman.


The Holovers - Fröhliches Unbehagen
USA ´24: R: Alexander Payne. Ab 25.1. Wertung: **** Bild: Focus Features LLC.

Anfang der 1970er-Jahre in einem Eliteinternat an der US-Ostküste: Die Weihnachtsfeiertage stehen an – was den meisten Lehrern und Schülern die Gelegenheit bietet, der altehrwürdigen Bildungsanstalt den Rücken zu kehren. Da sich der allseits unbeliebte Geschichtsprofessor Paul Hunham (Giamatti) nicht gescheut hat, den Sohn eines wichtigen Sponsors durchfallen zu lassen, wird ihm gewissermaßen als Strafe jene undankbare Aufgabe zugewiesen, die während der Ferien im Internat Zurückgelassenen im Auge zu behalten. Unter den Schülern trifft das einzig auf den renitenten Angus Tully (Sessa) zu, dessen Mutter die Feiertage lieber nur mit ihrem neuen Liebhaber verbringen will. Fürs leibliche Wohl der Dableiber sorgt Schulköchin Mary (Randolph), deren Sohn unlängst im Vietnamkrieg starb, woran die gutherzige Farbige nach wie vor schwer zu tragen hat.
Verbittert und einsam wie der Zyniker Hunham ist, gehen er und der permanent aneckende Schüler Angus sich ein Weilchen maximal auf die Nerven, bevor man sich als seelenverwandte Außenseiter zu begreifen beginnt, die gemeinsam die Regeln übertreten und aus dem Internat zu einer kleinen Exkursion nach Boston aufbrechen. Wie schon so oft gelingt es Filmemacher Alexander Payne erneut, zwischen nachdenklich-heiteren und zutiefst komischen Szenen dialog-witzig hin und her zu schalten, großartig zu besetzen und das Zeitkolorit der 1970er-Jahre stimmig widerzuspiegeln; Feelgood-Kino der altmodischen Art.
D: Paul Giamatti, Dominic Sessa, Da´Vine Joy Randolph, Carrie Preston.

Autor: Horst E. Wegener

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