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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW3025.07.2023













Texte: Horst E. Wegener


L´Immensità – Meine fabelhafte Mutter
Italien/ Frankreich ´22: R: Emanuele Crialese. Ab 27.7. Wertung: **** Foto: Warner Bros/ Wildside S.R.L.
Wie es in den 1970er-Jahren in Italien usus war, übt Clara (Cruz), eine gebürtige Spanierin, seit der Heirat mit ihrem chronisch untreuen Gatten und der Geburt ihrer drei gemeinsamen Kinder keinen Beruf mehr aus. Finanziell geht es der Familie bestens, wohnt man in einem modernen römischen Neubauviertel – mit Blick auf den nahen Petersdom. Doch je machohafter der mal trinksüchtige, mal übergriffige Familienpatriarch (Amato) seine Affären auslebt und ihm das seelische Befinden selbst seiner Sprösslinge schnurz sind, desto intensiver baut Felices Ehefrau die Verbindung zu ihren Kindern aus. Allerdings kann auch diese innige Verbindung nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Clara gemeinsam mit ihren Kindern immer öfter einsam fühlt. Besonders die älteste Tochter, Adriana (Giuliani), ist über die eigene Körperidentität längst so unglücklich, dass sie sich in der Nachbarschaft als Junge ausgibt und sich in ein anderes Mädchen verguckt. Ein Umstand, mit dem „Adris“ Mutter grundsätzlich besser klar kommt als ihr Vater.  Als Claras Gatte dann jedoch seine Sekretärin schwängert, fehlt Felices düpierter Ehefrau endgültig die Kraft, selbst diesen folgenschweren Seitensprung duldsam hinzunehmen. Der Regie geht es derweil weniger ums Zuspitzen von Konflikten, sondern vielmehr um das  Ausloten von Stimmungsschwankungen vor allem bei Clara und Adriana oder Adri alias Andrea. Das mit Kinostar Penélope Cruz und der überzeugend an ihrer Seite schauspielernden Neuentdeckung Luana „Adriana“ Giuliani sehenswert besetzte Familienmelodram pendelt zwischen Realismus, Neorealismus und musikalisch choreografierten Ausflügen ins Fantastische; in Bezug auf Filmemacher Emanuele Crialese wird dessen persönliche Verwandlung vom Mädchen zum Transmann widergespiegelt, die „L´Immersità“ autobiografische Bezüge aufstempelt.
D: Penélope Cruz, Luana Giuliani, Vincenzo Amato, Elena Arvigo, Maria Chiara Goretti.

Lassie – Ein neues Abenteuer
Deutschland ´22: R: Hanno Olderdissen. Ab 27.7. Wertung: *** Foto: Leonine
Für Flo (Marischka) ist´s keine Frage, dass er die Sommerferien lieber gemeinsam mit seiner Collie-Hündin Lassie bei Tante Cosima (Schüttler) und deren Pflegekindern Kleo (Gualano) und Henri (Staacken) im Südtirol zubringt, als sich womöglich mit den Eltern auf Gran Canaria  langweilen zu müssen. Und so liefert Butler Gerhardt (von Dohnány) Lassie mitsamt Flo bei Tante Cosima ab, gönnt sich selbst aber ein Quartier im nahe gelegenen Grand Hotel. Nachdem in der Gegend Hundediebe ihr Unwesen treiben, die Polizei im Dunkeln tappt, und selbst Tantchens Jack Russell Terrier Pippa dreist aus dem Haus heraus geklaut wird, bilden Lassie und ihr Herrchen gemeinsam mit Cosimas Pflegekindern Kleo und Henri ein Ermittlerteam, das einer ins Grand Hotel folgenden Spur nachgeht. Man ahnt, dass der Ausgang erfolgreich sein wird. Anknüpfend an sein gelungenes Lassie-Comeback-Abenteuer vor drei Jahren im Kino setzt Regisseur Hanno Olderdissen erneut auf zielgruppentaugliche Unterhaltung für die ganze Familie.
D: Nico Marischka, Anna Lucia Gualano, Pelle Staacken, Katharina Schüttler, Justus von Dohnány, Annette Frier, Maike Jüttendonk, Dennis Mojen.

Im Herzen jung
Frankreich/ Belgien `21: R: Carine Tardieu. Ab 3.8. Wertung: **** Foto: 2023 Alamodefilm
Gut fünfzehn Jahre nach einer ersten zufälligen Begegnung im Krankenhaus treffen der Onkologe Pierre (Poupaud) und die ehemals erfolgreiche Architektin Shauna (Ardant) wieder aufeinander. Sie hatte damals eine im Sterben liegende Freundin besucht, deren Sohn mittlerweile ein Kollege von Pierre ist. Zwar ist Shauna die Begegnung längst nicht mehr erinnerlich, dafür fällt sie Pierre sofort wieder ein. Und nachdem man diesmal in Verbindung bleibt, kommt zwischen der 70-Jährigen und dem 45-Jährigen beiderseits im Nu ein Gefühl von Nähe und Verbundenheit auf, das alsbald in eine Liebesbeziehung einmündet.  Obwohl Pierre verheiratet und mehrfacher Vater ist, lotet die Regie die Affäre der beiden mit kenntnisreichem Blick auf alltagsrealistische Befindlichkeiten sowie Verständnis für den Altersunterschied aus, lässt Shauna die Beziehung erst abbrechen, als ihre Parkinson-Erkrankung ausbricht. Das stets mitfühlende Schauspielern der beiden Hauptdarsteller und die unkitschige Art der Inszenierung durch Carine Tardieu bewahrt „Im Herzen jung“ vor unglaubwürdigen oder gar peinlichen Momenten, adelt das Ergebnis zum romantischen Melodram. Ohnehin: Truffaut´s Muse Fanny Ardant sieht man immer wieder gern.
D: Fanny Ardant, Melvil Poupaud, Cécile de France, Florence Loiret-Caille, Sharif Andoura.

Rehragout-Rendezvous
Deutschland ´23: R: Ed Herzog. Ab 10.8. Wertung: ***  Foto: Constantin Film Verleih/ Bernd Schuller
Der Frieden in der Heimatgemeinde des niederbayerischen Provinzpolizisten Franz Eberhofer (Bezzel) ist schnell perdü, nachdem seine Freundin Susi (Potthoff) als Bürgermeister-Vertretung ungeahnte Machtgelüste entwickelt und auslebt. Doch damit längst nicht genug, beschließt obendrein auch Oma Eberhofer (Fuchs) auszuziehen – und stürzt die restliche Familie mit ihrer Entscheidung ins erwartbare Chaos. Bald weiß ihr konsternierter Enkel kaum noch, wo ihm der Kopf steht – problematisch für jemanden, der eigentlich das Verschwinden eines Bauern aufklären müsste. Während der Krimiaspekt arg konstruiert rüberkommt, wird der bestens bekannte Dorfkosmos mit seinen leicht depperten bis liebevoll skurrilen Figuren gewohnt einfallsreich charakterisiert. Und das wie eh und je spielfreudige Kern-Ensemble dieses neunten Eberhofer-Falls im Kino bürgt letztlich ohnehin für launige Unterhaltung.  
D: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp.

Hypnotic
USA ´23: R: Robert Rodriguez. Ab 10.8. Wertung: ****- Foto: [font=Arial, sans-serif]023 Hypnotic Film Holdings LLC[/font]
In der texanischen Metropole Austin ächzt man unter einer Serie von schier unmöglichen Raubüberfällen. Und dem ermittelnden Detective Danny Rourke (Ben Affleck) dämmert es sehr schnell, dass die unerklärlichen Vorfälle irgendwie mit dem spurlosen Verschwinden seines Töchterchens Minnie zusammenzuhängen scheinen. Immerhin hat der mysteriöse Serieneinbrecher (William Fichtner) den Ermittler während einer seiner Überfälle zu einem Bankschließfach gelotst, in dem Rourke ein Polaroid der verschwundenen Tochter entdeckt, inklusive der handschriftlichen Notiz: „Find Lev Dell Rayne“. Gemeinsam mit Diane Cruz (Alice Braga), einer hellsichtigen Wahrsagerin, kommt Detective Rourke alsbald einem geheimen Regierungsprogramm auf die Spur: Da werden Beteiligte - sogenannte Hypnotics, weil sie die Möglichkeiten der Hypnose so modifizieren können, dass man jedermann eine beliebig veränderte Realität vorgaukeln kann -, dazu befähigt, das Gehirn anderer Leute nach Belieben zu beeinflussen, um sie in ihre Marionetten zu verwandeln. Je mehr sich Rourke müht, Licht ins Dunkel zu bringen, desto mehr bekommt seine eigene Realität Risse, muss er zwangsläufig alles und jeden in seiner Welt in Frage stellen.
Während den SciFi-Fans unter den Kinogängern Genreklassiker wie Chris Nolans „Inception“-artige Realitätsmanipulationen in den Sinn kommen, man an Bewusstseinsveränderungen à la „Blade Runner“ oder „Total Recall“ denken mag, überfrachtet Regiehandwerker Robert Rodriguez seinen visuell atemberaubend inszenierten Mainstream-Actioner mit teils ermüdenden Dialogen, die zu viel erklären. Dennoch gelingt ihm mit dem labyrinthisch verschachtelten Neo-SciFi „Hypnotic“ allemal thrillend-unterhaltsame Genre-Kinokost.
D: Ben Affleck, Alice Braga, William Fichtner, J.D. Pardo, Hala Finley, Dayo Okeniyi, Jeff Fahey, Jackie Earle Haley.

Past Lives – In einem anderen Leben
Südkorea/USA ´22: R: Celine Song. Ab 10.8. Wertung: **** Foto: Twenty Years Rights LLC
Als Na Young zwölf Jahre alt ist, entscheidet sich ihre Familie, von Südkorea nach Kanada auszuwandern. Zurück bleibt der gleichaltrige Spielkamerad des Mädchens, Hae  Sung – und die bis dahin unzertrennlichen Teenager verlieren sich zwangsläufig aus den Augen. Auch nachdem Na Young, die sich in der neuen Heimat Nora (Lee) nennt, gut zwölf Jahre später von Hae Sung (Yoo) via Facebook  aufgespürt wird und ihre Freundschaft per Skype  wieder aufflammt, bleibt die geografische Distanz. Obendrein kommen grundsätzliche Unterschiede zwischen  der angehenden Schriftstellerin und dem nach wie vor bei seinen Eltern lebenden Maschinenbaustudenten zum Tragen. Weitere zwölf Jahre ziehen ins Land – und Schriftstellerin Nora, mittlerweile in New York lebend, kommt bei einer erneuten Kontaktaufnahme inklusive Treffen mit dem einstigen Spielkamerad übers Nachsinnen, ob eine Verbindung über die einstige-Freundschaft  hinaus hätte tragfähig sein können, erneut schwerlich hinaus. Immerhin ist sie längst anderweitig gebunden…
Mit „Past Lives – In einem anderen Leben“ gibt die in New York lebende Schriftstellerin Celine Song ihr Debüt als Drehbuchautorin und Regisseurin. Ihre autobiografisch inspirierte Herzschmerz-Romanze spiegelt die Möglichkeiten einer Liebe wider, die allem Anschein nach vorbestimmt schien – und spricht damit das im Koreanischen  sprichwörtliche Schicksal zweier Menschen an, die einander schon in früheren Leben kannten; Nora und Hae Sung verkörpern dies sogenannte In-Yun. Pflichtprogramm für Romantiker.
D: Greta Lee, Teo Yoo, John Magaro.

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