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Theater

Just Do Nothing und Schnitzel
Ein Theaterstück über die Rettung unseres Planeten26.06.2019



Text  |  Antonia Kosmalla
Foto: Stephan Wall
Nicht nur anlässlich der Jugendtheatertage in Oldenburg wird dieses Stück unter der Leitung von Klaas Schramm, Jakob Dalin und Christoph Festner auf die Bühne gebracht, die Beweggründe dieses Stücks stecken hinter einer der größten Herausforderungen unserer Zeit: dem Klimawandel. Schauen wir weg oder stellen wir uns dieser Herausforderung auf der Suche nach einer Rettung unseres Planeten und wer nimmt sich dieser Problematik an?
Eine Antwort auf die Frage nach Freiwilligen geben die Charaktere des Stücks, bei denen es sich um Schüler*innen einer Polizeischule handelt. Kein Wunder, denn für Recht, Ordnung und Sicherheit sorgt in unserer Gesellschaft üblicherweise die Polizei. Gespielt wird schon während des Einlasses und das Publikum befindet sich direkt im Geschehen. Die Polizeischüler*innen laufen auf der Bühne umher, hängen Girlanden an den Rand und bereiten sich auf eine Feierlichkeit vor. Ansonsten ist das Bühnenbild schlicht. Was direkt ins Auge fällt, ist ein Stuhl mittig der Bühne, auf dem ein aufblasbarer Erdball liegt und es wird klar, welchem Anlass die Girlanden dienen: Gefeiert werden soll unsere Erde. Über Lautsprecher werden verschiedene Monologe über die Frage, wie genau man denn jetzt mit einem komplexen Problem umgehen soll, abgespielt. Die Antworten reichen von „Ich verschließe lieber die Augen“ zu „Für jedes Problem gibt es eine Lösung, man muss sich nur um eine bemühen“. Ihre Bemühungen verkünden die angehenden Polizist*innen während der Feierlichkeit. Sie verzichten auf Fleisch, jedenfalls so oft es geht und zur Arbeit fahren sie auch mit dem Fahrrad, sofern es nicht regnet. Reicht das denn etwa nicht?
Das Bühnenbild ändert sich. Der Stuhl ist verschwunden, das Licht wird gedimmt, erleuchtet ist nur noch der Erdball, der nun von der Decke hängt und unter dem sich die angehenden Polizist*innen sammeln. Während von der Seite langsam Nebel auf die Bühne kriecht, sind diese nur noch als Schatten erkennbar. Die Musikuntermalung bekommt einen gefährlichen Touch und im Einklang werden die Gelüste des Menschen aufgezählt: unter unzähligen Fleischsorten auch Gulasch, Hack und Schnitzel. Ein Gänsehautmoment für das Publikum bahnt sich an, denn es ist als würde sich die gesammelte Anspannung ins Chaos entladen. Die Polizeischüler*innen werden zu Affen und springen wild kreischend über die Bühne und durch das Publikum. Eine Schlüsselszene für das ganze Stück, denn sie untermalt die animalischen Triebe des Menschen, die er so gerne verleugnet, diese jedoch gleichzeitig durch seinen Fleischkonsum auslebt. Schonungslos wird dem Publikum vermittelt, dass der Klimawandel, der zu großen Teilen durch den Fleischkonsum verursacht wird, für viele Menschen doch nicht Grund genug ist, ihren Konsum einzustellen. Die Szene zieht sich über mehrere lange Minuten und untergräbt die anfänglich ausgelassene Stimmung des Publikums. Keiner lacht mehr über das, was sich auf der Bühne abspielt. Vielmehr herrscht Stille über das eben Verdeutlichte.
Ein Kostümwechsel zum Ende des Stücks symbolisiert das Gedankengut vieler Menschen, hinsichtlich der Herausforderung des Klimawandels. „Just Do Nothing“ – „Tu einfach nichts“ steht auf den Oberteilen, die die Polizeischüler unter ihrer Uniform tragen. Auf der hell erleuchteten Bühne formieren sie sich und starren ins Publikum, um es schließlich im Einklang zu fragen: „Machst du einfach weiter wie bisher?“. Bis auf eine Person verlassen alle Schauspieler*innen die Bühne. Das Ventil des aufblasbaren Erdballs wird geöffnet und dieser fällt, begleitet von dramatischer Musik, in sich zusammen.
Aber wie geht man denn nun ein Problem an, das zu komplex ist? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt das Theaterstück nicht, jedoch eine Aussicht darauf, was passieren wird, wenn wir einfach gar nichts tun. Ob aus Unwissenheit, Überforderung, Bequemlichkeit oder Egoismus, viele Menschen ändern schlicht und ergreifend nichts an ihrem Konsumverhalten. „Halt doch die Fresse, warum denn nicht?“ ist ein Stück, das anregt, die Augen öffnet und Bewusstsein schafft. Die zahlreichen Monologe verdeutlichen, dass es viele verschiedene Optionen gibt, mit dem Klimawandel umzugehen, vor allem aber wird gezeigt, dass eine Option auf der Suche nach einer Lösung ausgeschlossen ist: einfach gar nichts zu tun. Das Stück hat Potential das Publikum in mehrere Lager zu spalten. Die einen verstehen es vielleicht als Schuldzuweisung ohne Lösungsansatz, als zu gesellschaftskritisch, während andere die Exerzierhalle mit einer Frage verlassen, die ihnen nicht mehr aus dem Kopf geht: Was kann ich tun?

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