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Buch-Tipps

„Die große Gereiztheit“ von Bernhard Pörksen15.05.2019



Text und Foto: Dana Hubrich
MoX: Wovon handelt das Buch?
Ulrike Plaggenborg: Bernhard Pörksen bereitet die  ‚Empörungsdemokratie‘, wie er sie nennt, in Zeiten digitaler Medien große Sorge. Thematisch spiegelt sich das auch im Titel seines Buches wider, der aus einem Kapitel aus Thomas Manns ‚Zauberberg‘ entlehnt ist. In diesem besagten Kapitel werden die Leute plötzlich wie aus dem Nichts nervös und gehen verbal aufeinander los, die Situation gerät völlig außer Kontrolle. Nach Pörksen finden wir eine ähnliche Situation in unseren sozialen Medien vor, insbesondere, was Facebook und Twitter anbelangt. Über weite Strecken beschreibt der Autor die Folgen dieser mit der Gereiztheit einhergehenden Entgrenzung. Zudem befasst der Autor sich auch damit, wie die klassischen Medien sich neu definieren müssen. Unter den klassischen Medien versteht er beispielsweise die Zeitung, Zeitschriften und das Fernsehen. Er stellt die These auf, dass jeder Mensch, der einen Internetzugang besitzt, heutzutage quasi selbst zum Journalisten wird, und somit ungehindert in Debatten eingreifen könnte. Doch Pörksen schreibt dem Internet und den sozialen Medien keineswegs nur negative Einflüsse zu. Er versucht das Ganze aus einer höheren Warte zu betrachten und hält nichts davon, sich aus den neueren Medien auszuklinken. Das stellt für ihn keinen Lösungsweg dar. Seiner Meinung nach müssen wir für diese Art von Zugang neue Kompetenzen entwickeln, um eben Fälle wie Rufmord oder Hassreden verhindern zu können. Solche Kompetenzen sollten bereits in der Schule gelehrt werden, um somit konstruktive Beiträge zu ermöglichen. Der Autor entwirft eine Utopie der „redaktionellen Gesellschaft“, in der Verantwortung, Respekt und eine differenzierte Quellenforschung die Grundlagen eines „guten Journalismus“ sind.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Ulrike Plaggenborg:  Auf dem Papier. Ich nutze aber auch regelmäßig E-Books. Grundsätzlich finde ich die sehr praktisch und lese gerne mit ihnen. Allerdings ziehe ich ein klassisches Buch vor, wenn ich etwas nachschlagen will. Zum Beispiel bei Sachbüchern, wenn ich vor- und zurückblättern möchte.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut an dem Buch gefallen?
Ulrike Plaggenborg:  Vor allem war ich von der Sprache begeistert. Unsere deutsche Sprache wird ja immer einfacher, der Wortschatz schrumpft. Bernhard Pörksen schreibt in seinem Buch aber so präzise und findet immer wieder neue Worte für das gleiche Thema. Er geht hier äußerst eloquent vor. Nun muss man sagen, dass das Buch keine einfache Kost ist, es ist eben kein Unterhaltungsroman, sondern ein Sachbuch mit essayistischer Note, das aufklären will. Der Autor schafft es aber, durch viele Beispiele das Thema aufzulockern und nicht in einen ‚Soziologensprech‘ zu verfallen. Zudem versucht er, soweit es ihm möglich ist, neutral zu bleiben, und das mit Erfolg, wie ich finde. Alles in allem ein sehr bereicherndes Buch!
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Ulrike Plaggenborg:  Ich denke, es ist für alle empfehlenswert, die sich für die momentanen Entwicklungen und Veränderungen interessieren, die beobachten und wissen möchten, wie Unsicherheiten entstehen und um sich greifen und warum manche Menschen dann z.B. in ein rechtsgerichtetes Gedankengut abdriften. Also Menschen mit einer politischen Affinität kann ich es empfehlen. Oder denen, die mit Kommunikation zu tun haben.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Ulrike Plaggenborg:  Bernhard Pörksen ist ein deutscher Medienwissenschaftler. Er kann auf zahlreiche Veröffentlichungen zurückblicken und hat bereits an diversen Universitäten gelehrt. An seinem Buch „Die Große Gereiztheit“ ist mir vor allem aufgefallen, dass er eine ganz andere, neuere Quellenkultur zu Rate zieht. Er zitiert darin aus Medien wie Internet- oder Zeitschriftenartikeln.

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