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Buch-Tipps

„Der Zauberberg“ von Thomas Mann08.01.2025



Interview & Foto: Thea Drexhage

MoX: Wovon handeln die Bücher?
Steffen Wiegmann: Es geht um ein zurückgezogenes Sanatorium auf einem Berg. Die Hauptfigur, der Ingenieur Hans Castorp, möchte eigentlich nur drei Wochen dort sein, um seinen Vater zu besuchen, doch schnell ist er fasziniert von den Menschen vor Ort. Er selbst hat den Charakter eines gutbürgerlichen, sozial gut gestellten Menschen aus Hamburg, dessen Weg eigentlich vorgezeichnet ist. Er wird in vielen Bereichen als durchschnittlich, aber gut durchschnittlich beschrieben. Er wird nur interessant durch das, was er dort im Sanatorium, wo er sich am Ende 7 Jahre aufhält, erlebt. Man wird langsam in die Atmosphäre dieses Orts gezogen. Es ist ein geschlossener Kosmos mit ganz eigenen Regeln, die durch einzelne Geschichten im Buch Stück für Stück erarbeitet werden. Dinge, wie Liegekuren, die Castorp anfangs ganz ungewöhnlich findet, werden für ihn nach und nach zum Alltag, genau wie die Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen, wie dem Literaten Lodovico Settembrini, mit dem Castorp über gesellschaftliche und politische Fragen sinniert.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Steffen Wiegmann: Wie auch in anderen Büchern beschreibt Thomas Mann vieles Haargenau, wie einen Husten, den der Protagonist aus dem Nachbarzimmer hört und dabei in den Schlund der Person in diesen Husten hineinschauen kann – das erzeugt einen ganz speziellen Erzählfluss. Mit über 1000 Seiten ist es ein wirklich sehr langes Buch, aber die Sprache und die Beschreibung der Figuren und wie sich die Geschichte langsam entwirrt lässt einen am Ball bleiben.
MoX: Wem würden Sie die Bücher empfehlen?
Steffen Wiegmann: Ich lese parallel oft mehrere Sachen in unterschiedlichem Format. Das eine ist gerade eher beruflich bedingt: „Suche nach Geborgenheit“ aus dem Jahr 2001, das Aufsätze über die Heimatbewegung in Oldenburg enthält. Das andere habe ich letzte Woche von einer Kollegin bekommen – absurde Rattelschneck-Comics vom Lappan Verlag mit Oldenburg-Bezug. Und als drittes befasse ich mich gerade mit Klassikern und höre den Zauberberg als Hörbuch, da ich von Bremen nach Oldenburg pendle bietet sich das an. Das ist eine meditative Geschichte, da Thomas Manns präzise Beschreibungen bis ins kleinste Detail sehr gut gelesen werden.
MoX: Wie haben Sie die Bücher gelesen?
Steffen Wiegmann: Menschen, die einen Sinn haben für solche kleinteiligen und sprachlichen Entfaltungen. Jene, die ein Buch mögen, das nicht auf einmal alle großen Emotionen weckt, sondern hier und da mal ein Schmunzeln, beispielsweise über eine Formulierung, hervorruft. Es ist für die, die einen Sinn für diese meditativ langsame Entfaltung einer Geschichte haben, wo man quasi das Innere der Hauptfigur spürt, das nur nach und nach preisgibt, warum er so lange in diesem Sanatorium bleibt.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Steffen Wiegmann: Geboren wurde er 1875 in Lübeck. Spannend an seinem Leben finde ich vor allem den letzten Abschnitt seines Lebens. Die Flucht in die USA/Pacific Palisades, wo er der Stimme der deutschen Intellektuellen im Krieg wurde. Natürlich ist die ganze Familiengeschichte der Familie Mann spannend, dazu habe ich irgendwo mal die Beschreibung gelesen, dass sie so eine Art Royal Family der Deutschen wäre, mit Familienbeziehungen, Intrigen und Dramen.

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