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„Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus24.06.2024



MoX: Wovon handelt das Buch?
Annika Müller: Das Buch spielt 1961 in den USA, in den Südstaaten. Es geht um Elisabeth Zott, die Chemikerin ist und in einem Institut arbeitet. In den 60er Jahren wird sie als Frau nicht gerade anerkannt in ihrem Beruf in den Naturwissenschaften. Sie lernt einen jungen Chemiker kennen, den Calvin Adams. Beide verlieben sich und es ist eine sehr schöne, sehr pure Liebe, die sie zueinander haben. Das habe ich bisher selten in Büchern gefunden, dass ich eine Liebesgeschichte hatte, die ich so sehr mitfühlen konnte. Plötzlich verändert sich jedoch alles und Elisabeth steht als alleinerziehende Mutter da. Plötzlich auch ohne Job, muss sich ein neues Leben aufbauen. Dafür geht sie zu der Kochshow „Essen um sechs“ – dort erklärt sie vor allem Frauen verschiedene Rezepte, tut dies aber immer im Zusammenhang mit chemika-lischen Verbindungen, zum Beispiel Salz als Natriumchlorid. Sie erklärt wie sich Verbindungen aufbauen und dass Chemie eine Veränderung der Zustände bedeutet, was ja auch gut auf ihr Leben zutrifft. Die Show ist sehr beliebt und darum dreht sich das Buch. Vor allem um ihr Leben und wie es ist, Frau in den Sechzigern zu sein, die gern in den Naturwissenschaften tätig wäre. Aber auch um das Muttersein. Elisabeth stellt dabei eine starke, enthusiastische Identifikationsfigur dar, die genau weiß, was sie möchte, und keine Frau ist, wie sie damals stereotypisch verlangt wurde: zurückhaltend und nicht dem Mann widersprechend. Sie hat sich stark dagegen aufgelehnt und das macht das Buch am meisten aus. Es geht natürlich auch um die Machtdomäne, die Männer noch immer in naturwissenschaftlichen Bereichen innehaben und auch um die Sexualisierung von Frauen und sexuelle Gewalt, dies wird dabei aber sehr rücksichtsvoll und empathisch dargestellt, sodass man das Buch durchaus weiterlesen kann.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Annika Müller: Ich bin eigentlich eher im Kinder- und Jugend-buchbereich tätig und lese weniger solche Romane, aber dieses haben meine Schwester und ich gelesen und wir haben beide gesagt, dass die Elisabeth eine so starke und patente Persönlichkeit ist, die extremes Identifikationspotenzial hat. Das Buch ist, obwohl es in den Sechzigern spielt auch eine Repräsentation der heutigen Zeit, obwohl wir ja heute schon einen ganz anderen Feminismus haben, als es damals der Fall war. Ich habe ganz viele ältere Kundinnen, die gesagt haben, dass sie genau das gebraucht haben, weil sie sich in den Jahren selbst mehr zurück-gehalten haben. Das Buch zeigt anhand von Elisabeth, dass man genauso schöpferisch tätig sein kann, wie Männer und man sich nicht zurückstellen muss.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Annika Müller: Jedem, der ein Buch mit einer starken Haupt-protagonistin braucht und sich in der Geschichte vielleicht auch ein bisschen wiederfindet. Ich habe, wenn ich Bücher lese, oft das Gefühl, dass vieles Negative, wie toxische Beziehungen romantisiert wird. Das ist hier nicht der Fall. Bei diesem Buch hat man das Gefühl, dass es keine einfache Liebesgeschichte ist, sondern so viel mehr. Es zeigt diese pure Liebe, aber eben auch, dass man nicht von seinem Partner abhängig sein muss, sondern gleichgestellt sein kann. Wer nach sowas sucht, ist bei diesem Buch richtig.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Annika Müller: Ich habe es in Papierform gelesen. Wir haben es als Vorab-Leseexpemplar für eine Buchvorstellung bekommen.
MoX: Was wissen Sie über die Autorin?
Annika Müller: „Eine Frage der Chemie“ ist der Debütroman von Bonnie Garmus, geboren 1957 in Kalifornien. Mit ihrem Mann zog sie erst nach Seattle, dann nach London, wo sie einen Schreibkurs besuchte und sich dieser Roman entwickelte. Er wurde schnell zu einem Bestseller und in viele Sprachen übersetzt.

Interview und Foto: Thea Drexhage

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