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MoX-Porträt: Apu, angehende Gärtner*in im ökologischen Gemüsebau (SoLawi)04.12.2019



Auf einem Arm ist ein Baum zu sehen, der den Betrachter*innen aufzeigt, wo Apus sprichwörtliche Wurzeln liegen: Das Peace-Zeichen steht für den Frieden, das A für Anarchie und ein E bedeutet Equality, also Gleichheit. In der Zusammenstellung der unterschiedlichen Symbole verbirgt sich auch ihre Arbeitsweise als Collagekünstler*in. „Wenn ich Collagen entwerfe, habe ich vorher meistens kein klares Bild im Kopf. Ich füge die verschiedene Teile zusammen und gebe nicht vor, was sie zu bedeuten haben. Das liegt im Auge der Betrachter*innen.“ Der Grundstein für Apus beruflichen Werdegang wurde durch die Nähe zur Natur gelegt: „Ich bin auf dem Lande aufgewachsen und habe es als Kind genossen, die Wälder um mich herum haben zu können, über die Wiesen zu springen und dort zu spielen. Mein Opa hat mich zudem in die Gartenarbeit mit eingebunden und mir einiges beigebracht.“  Nach einem Praktikum bewarb sie sich im Garten- und Landschaftsbau und bekam innerhalb kurzer Zeit eine Stelle. Auch heute noch finden sich in ihrer Kunst Hinweise auf die Arbeit in der Natur: Stets bindet sie Pflanzenornamente in ihre Kompositionen mit ein. Das sind zumindest die positiven Aspekte, die die Künstler*in in ihren beruflichen Werdegang erkennt. „Ich bin als Quereinsteiger*in ohne viele Vorkenntnisse in den Garten- und Landschaftsbau gelangt. Das war auf jeden Fall eine lehrreiche Zeit für mich. Mit ein paar guten, aber auch weniger guten Seiten.“
Die Auszubildende wurde mit einem Arbeitsumfeld konfrontiert, das männlich dominiert war. „Ich landete in einer Firma, wo hauptsächlich nur Cis-Männer arbeiteten. Das spiegelte so sehr dieses klischeebehaftete Rollenmodell im Handwerk wieder. Als ob nur Männer die körperliche Arbeit verrichten könnten.“ Gleichzeitig verstärkte sich Apus Wunsch, hinsichtlich der eigenen Geschlechtsidentität Klarheit zu schaffen. „Auf meiner Arbeit fühlte ich mich unwohl, da ich als Cis-Mann gelesen wurde. Ich hatte immer wieder Phasen, in denen ich meine geschlechtliche Identität hinterfragte. Ich wurde als Junge geboren und sozialisiert und stellte fest, dass ich diese Person gar nicht bin. Es stand dann für mich die Frage im Raum, wer bin ich eigentlich?“ So einfach gestaltete sich das Outing nicht, denn Apu spürte, dass es in diesem heteronormativen Umfeld einfach noch keinen Platz dafür gab. Die schwierige berufliche Situation zerrte an den Kraftreserven. Sie zog die Notbremse und überlegte, in welchen Strukturen sie eigentlich arbeiten wollen würde. „Ich erfuhr von der Möglichkeit einer freien ökologischen Ausbildung im Gemüsebau, das weckte mein Interesse.“ Gesunde Lebensmittel anzubauen schien nicht nur sinnvoll zu sein, sondern, im Vergleich zum Zierpflanzengartenbau, eine andere Mentalität mit sich zu bringen. „Bei meiner vorherigen Ausbildung war es oft so, dass die Gartengestaltung wie eine Wohnungseinrichtung ablief. Der Rollrasen wurde wie ein Teppich ausgelegt. Nach dem Arrangement sollte der Garten möglichst pflegeleicht sein und dann war gut. Das hat für mich keinen Aspekt des Lebendigen mehr.“
Antikapitalistisch, solidarisch, queerfeministisch - Apu möchte sowohl ihr Leben als auch ihre Arbeit nach diesen politischen Prinzipien gestalten. Momentan ist sie in einer Gruppe aktiv, die queerfeministischen Menschen in der Landwirtschaft und in gärtnerischen Arbeitsbereichen dabei helfen will, sich untereinander besser zu vernetzen. „Wir wollen zeigen, dass es im ländlichen Raum auch abseits von diesen traditionellen, patriarchalen Strukturen Leute gibt, die sich anders verorten. Wir wollen Queerness auf dem Lande sichtbar machen.“    

 Text und Foto: Dana Hubrich

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