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Menschen

Tiefe aus dem Moment erschaffen22.10.2024



So erging es auch Phillip Krüger, der sich zwar immer irgendwie für Sprach- Politik- und Geisteswissenschaftliche Themen interessierte, aber sich auch gut in der Mathematik und Physik zurechtfand. Ein Studium dieser beiden Fächer auf Lehramt schien doch eine ganz gute Wahl – zumindest bis zum Referendariat. Nachdem er seinen Bachelor in Göttingen machte, ging es für ein Auslandssemester nach Buenos Aires um sich eingehender mit Medizinphysik zu befassen, die auch ganz attraktiv wirkte. Oldenburg bot im Anschluss das passende Masterstudium dazu. Doch ein Master in reiner Physik sollte es dann doch nicht werden, die Arbeit mit den Menschen fehlte. Also zurück ins Lehramt. „Doch das Referendariat war reine Tortur und ich habe es nach einem Jahr abgebrochen. Man hat schon so viel eigene Lebenserfahrung und muss dann doch genauso unterrichten, wie die Prüfenden es wollen.“, blickt er zurück. Heute arbeitet er als Jugend- und Bildungsreferent beim Deutschen Roten Kreuz und kann einerseits pädagogisch mit Jugendlichen arbeiten und sich außerdem in vielen Bereichen fortbilden. „Der Gedanke Lehrer zu werden kam daher, dass ich früher schon immer bei den Pfadfindern Gruppenleiter war und Verbandsvorstand-jugendarbeit gemacht habe.“, erklärt er. Während all dieser Zeit hat Phillip Krüger auch sein Interesse für Sprachliches, Politisches und Kulturelles nicht verloren. Bereits in Göttingen machte er erste Erfahrungen mit dem Improtheater, fand dann jedoch erst in Oldenburg am Unitheater einen wirklichen Gefallen daran. „Ich hatte nie wirklich Zeit für geskriptetes Theater, aber die Langfor-mimprovisation wie sie hier in Oldenburg stattfindet, kommt dem schon ziemlich nahe. Die Kunst besteht darin, tiefe Momente aus etwas zu schaffen, das nicht vorhergesehen war. Das ist genau das Theater, dass ich spielen wollte.“, so Krüger. Während Improvisation dabei für den Laien nach etwas klingt, das doch in jedem stecken müsse, gehört doch ein bisschen Geschick dazu, diese Schau-spielkunst zu beherrschen. Doch lernen könne das laut Phillip Krüger jeder. „Natürlich gibt es immer Mal ein paar herausagende Improschauspieler, die sich von der Masse abheben, aber die Grundlagen kann tatsächlich jeder lernen, der gern möchte.“ Weshalb er nun auch nebenberuflich Improkurse an der Improschule von „Wat ihr wollt“ gibt, wo er zurück beim Pädagogischen wäre. Dabei geht es nicht nur darum, Menschen so gut und schnell wie möglich auf eine Bühne zu bringen, sondern sie auch in anderen Kompetenzen zu stärken. „Viele nehmen Impro als Training, um vor Leuten reden zu können. Im Alltag gibt es viel angewandte Improvisation – gerade im Bereich der Schlagfertigkeit kann man da einiges lernen.“, erklärt der 32-Jährige. Die Kunst liege dabei darin, auf seinen Gegenüber eingehen zu können und eine Geschichte aus zwei oder mehr Realitäten glaubwürdig aufzubauen. Dazu bedarf es aktivem Zuhören und der Verarbeitung und Aufbereitung des gerade Gehörtem oder Gesehenem. So werden dann natürlich auch die Grundlagen des Storytellings vermittelt und vielleicht auch der ein oder andere Schubs gegeben, um sich dann tatsächlich auf eine Bühne zu trauen. Er selbst blendet dabei das Lampemfieber aus, indem er sich ganz auf seinen gegenüber und dessenGeschichte fokussiert. Gern möchte er für die Zukunft diese Workshops ausbauen und sich noch tiefer mit der Theaterpädagogik befassen, aber erst einmal gilt es schon wieder, sich auf ein gänzlich neues Lebenskonzept einzustellen, denn vor nur wenigen Monaten wurde Phillip Krüger zum ersten Mal Vater. Es bleibt also spannend!

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