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Die Welt in Oldenburg08.03.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage

MoX: Wie kam die Idee, die Ausstellung nach Oldenburg zu holen?
Claus Spitzer-Ewersmann:  Ich habe die Ausstellung vor bestimmt 20 Jahren in Amsterdam gesehen und dann 2015 in Singapur, im Raffles Hotel, mit seinen riesigen Gärten. Sie war aufgebaut auf großen Tafeln, die sich über das ganze Gelände zogen. Dort habe ich 5 Stunden zugebracht und kam dann zurück und habe hier bei uns in der Agentur erzählt, wie großartig diese Ausstellung ist. Meine KollegInnen meinten dann, ich könne ja viel erzählen und fragten, wo man sich die Ausstellung denn noch anschauen könnte. Dann haben wir festgestellt, dass die Ausstellung zwar seit 1963 auf Welttournee geht aber noch nie irgendwo in Niedersachsen und auch nicht in Bremen war.  Also haben wir gesagt: OK, probieren wir mal. Wir erfuhren, dass die Ausstellung durch eine Stiftung mit Sitz in Amsterdam koordiniert wird. Zu dem Zeitpunkt hatten wir eine holländische Mitarbeiterin, die dort für uns anrief. Nach 10 Minuten Gespräch war klar, dass wir die Ausstellung hier zeigen können, wenn wir wollen.
MoX: Die Ausstellung findet nun zum 8. Mal statt. Was hat sich verändert?
Claus Spitzer-Ewersmann: Viel hat sich verändert. Im ersten Jahr haben wir gedacht: wenn wir vierstellige Besucherzahlen schaffen, dann ist das gut. Und dann kamen 14.000 Menschen, was uns sehr überrascht hat. Es wurden über die Jahre immer mehr. 2020 hatten wir das erste Mal über 20.000. Dann ging es wegen Corona bergab. Das hat bei uns einen Impuls ausgelöst. Wir haben gesagt, dass wir in diesen beiden Coronajahren die Ausstellung weiter zeigen wollen. Also bereiteten wir sie vor, als wäre nichts geschehen und warteten, ob es ein Zeitfenster gibt, in die die Ausstellung passt und das hat sich dann ergeben. Auch das Rahmenprogramm haben wir weiter ausgebaut, soweit, dass viele Leute sagen, dass das eigentlich ein Fotofestival in der Stadt ist, von der die Ausstellung nur ein Teil ist. Dadurch kommen – denke ich – auch die hohen Besucherzahlen.  
MoX:  Was können Sie über das Rahmenprogramm verraten?
Claus Spitzer-Ewersmann: Rahmenprogramm heißt für uns immer als allererstes, dass wir die Person, die den Wettbewerb gewonnen hat, zur Eröffnung einladen. Das macht kaum eine andere Stadt, der 100 Spielorte. In diesem Jahr ist das Amber Bracken aus Kanada. Das strahlt einfach eine gewisse Würde aus, wenn die FotgrafInnen selbst vor Ort sind und etwas erzählen können. Dann haben wir natürlich wieder die Sonntagsmatineen und Vorträge im Programm, unter anderem von Fotograf Kai Löffelbein, der schon das UNICEF Foto des Jahres gewonnen hat, mit einem Projekt über Elektroschrott, der nach Afrika transportiert wird. Wir haben mit Tino Pohlmann einen der offiziellen Tour de France Fotografen hier, der Einblicke hinter die Kulissen gestattet. Es wird auch wieder eine Diskussion geben zum Thema Pressefreiheit und natürlich gibt es auch wieder Filme und Workshops.
MoX: Sie erwähnten die Coronajahre. Die Bilder zeigen ja doch oft drückende Themen. Wie hat sich die Rezeption in den Kriesenjahren verändert? Ist das Interesse gleich geblieben?
Claus Spitzer-Ewersmann:  Durch Corona wurden bestimmte Themen nach oben gespült, diese hat man aber den Bildern gar nicht angesehen, dass sie was damit zu tun haben. Ich erinnere mich an ein Bild mit Holzstämmen, an denen ein Boulderer trainierte, weil seine Halle natürlich geschlossen war. Das waren Coronathemen, die aber nicht danach aussahen. Das hat sowohl bei uns als auch bei den Besuchenden schon was ausgelöst, nach dem Motto: Ok, ich werde jetzt hier nicht überfallen mit tausenden Maskenfotos. Das war glaube ich ganz wichtig. Natürlich sind die Besucherzahlen runtergegangen. Wir durften in 2021 nur noch 35 Gäste gleichzeitig in der Ausstellung haben, das ist natürlich kein Vergleich zu vorher. Aber dadurch hatten wir auch 93% Auslastung.
MoX: Konnten Sie auch etwas Positives aus den letzten Jahren ziehen?
Claus Spitzer-Ewersmann: Ich habe tatsächlich die Erkenntnis mitnehmen können, dass, wenn man am Ball bleibt und sich nicht unterkriegen lässt, Sachen trotzdem klappen. Uns ist beispielsweise kein einziger Sponsor abgesprungen. Keiner. Auch in diesem Jahr haben wir mehr Sponsoringgelder bekommen als je zuvor. Das heißt, wir haben mitgenommen, dass wir uns auch auf unsere Partner verlassen können.
MoX: Wenn Sie auf die letzten acht Jahre schauen, gab es ein Highlight, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Claus Spitzer-Ewersmann: Ich fand immer die Momente mit den Siegern des Wettbewerbs, das waren tatsächlich immer Sieger, in diesem Jahr ist es das erste Mal eine Frau, sehr besonders. Vor 3 Jahren, also in 2020 hatten wir John Moore hier. John Moore ist Pulitzer-Preisträger. Abends waren wir in der Umbaubar noch etwas trinken. Dort erzählte er, dass er nur 10 Meter neben der damaligen pakistanischen Ministerpräsidentin stand, als sie in die Luft gesprengt wurde. Er sagte: „Ja, ich habe einfach meinen Job gemacht. Ich habe die Fotos gemacht.“ Sich mit so jemandem einfach unterhalten zu können, wie du und ich, das ist schon etwas sehr Besonderes. Und das jedes Jahr.

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