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MoX Porträt: Kino auf Leinwand. Katrin Wulfers und die seltene Kunst der Kinomalerei12.01.2022



Text: Thea Drexhage
Denn dort hängen draußen noch immer handgemalte Filmplakate, die sich bestens in das besondere Flair des Lichtspielhauses einfügen. Seit nunmehr 14 Jahren ist Katrin Wulfers für die Plakatkunst dort verantwortlich und arbeitet als eine der letzten Kinomaler*innen in Deutschland. Das ergab sich ganz spontan. „Ein Mitarbeiter in diesem Kino kannte mich noch von früher, aus der Schulzeit, der hat mich auf der Straße angesprochen, ob ich das machen möchte, weil der alte Kinoplakatmaler aus Bremen weggeht. Ich habe sofort ja gesagt, weil ich diese Plakate schon immer gern angeschaut habe und gedacht habe, das wäre auch was für mich.“, erzählt sie. Eigentlich ist Katrin Wulfers Grafikdesignerin und Illustratorin. Nach dem Studium zog es die Diplomgrafikerin aus Bremen nach Hamburg, wo sie in einer Werbeagentur arbeitete, bevor sie sich ein Jahr später selbstständig machte und feststellte, dass die Illustration das ist, was ihr mehr Freude bereitet als die langen Stunden am Computer. Durch die Familiengründung ging es dann aus der Hansestadt an der Elbe zurück in die Hansestadt an der Weser. „Hamburg ist doch eine sehr heftige Autostadt im Gegensatz zu Bremen. Bremen ist ja ein Paradies für Fahrradfahrer und man ist sofort im Grünen. Es herrschte dann schon das Zeitalter Internet, sodass auch man in einer anderen Stadt  recht einfach an alten Stellen weiterarbeiten kann.“
Mit dem analogen Medium der Kinomalerei kamen dann doch die ersten Standortschwierigkeiten auf, die sich zum Glück lösen lassen konnten, denn die Kinoplakate müssen ja auch irgendwie in die Wohnung passen. Alle Plakate, die vor der Schauburg ausgestellt werden, haben eine Breite von 2m und eine Höhe von 1,65m. Diese sind gespannt auf einen Holzrahmen und werden zweimal im Monat zu Katrin Wulfers, die zum Glück nur unweit des Kinos lebt, gebracht. Dort löst die Malerin die alten Plakate vom Rahmen, rollt diese Zusammen und verstaut sie in ihrem Archiv, bevor sie die Rahmen selbst neu bespannt. Danach beginnt die Gestaltung mit Acrylfarben. In der Regel arbeitet Katrin Wulfers um die sechs Stunden an einem Plakat. „Ich stelle mich hin und merke gar nicht, wie die Stunden vergehen, das ist so ein Flow. Diese großformatigen Portraits sind mein Lieblingsgenre.“
Währed die Art des Films bei der Gestaltung der Plakate keine Rolle spielt, ist der private Filmgeschmack der Bremerin etwasspezieller. So zählt unter anderem Wes Anderson zu ihren Lieblingsregisseuren.
Für Wulfers ist die Malerei neben anderen Interessen wie dem Lesen oder dem Schauen skurriler Serien auf Netflix eine willkommene Abwechslung zu ihrem Hauptberuf, denn aktuell arbeitet sie als Berufsschullehrerin für Erzieherinnen und Erzieher. Dort hat sie eine Möglichkeit gefunden, auch ihr künstlerisches Wissen zu vermitteln. „Und zwar führe ich mit denen Angebote durch, die sie mit ihren Kindern und Jugendlichen machen können, die müssen ja auch erstmal lernen, wie man das anleiten kann und wie man das alles organisieren muss und das auch spannend macht. Das ist eine meiner Lieblingsarbeiten. Irgendwann hatte ich mir mal überlegt, dass ich am liebsten Erwachsene in Kunst unterrichten würde, ohne, dass ich bewerten muss, was die an Werkstücken machen, sondern nur ihr vorgehen, denn Kunst an sich ist ja nicht bewertbar. Das ist eine Arbeit, die mich schon recht fordert. Ich habe da auch vor nicht allzu langer Zeit selbst noch eine Prüfung ablegen müssen. Ich bin jetzt seit 2,5 Jahren an der Schule und das macht mir wirklich Spaß.“

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