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Mehr als ein Liedermacher09.10.2024



Und dann schiebt der mittlerweile 73-jährige Liedermacher nach: „Stücke, die weiser sind als der Kerl, der sie singt, an die muss man sich ranleben, es geht nicht anders!“. Da sich der 1950 in Berlin geborene promovierte Germanist auf der internationalen Bühne mit einer solchen Herangehensweise kaum marktkonform verhält, wird Maurenbrechers Kunst in schönster Regelmäßigkeit unterm Label „Geheimtipp“ gehandelt. Das kann dem begnadeten Geschichtenerzähler im Grunde egal sein, da ihm seine kleine treue Fangemeinde sowohl die alle zwei Jahre erscheinenden Alben, als auch seine Romane, Kurzgeschichten und Gedichte verlässlich abkauft. In Wahrheit greift der Begriff Liedermacher ohnehin zu kurz, macht Maurenbrecher schon seit den 1980er-Jahren eindeutig sein ganz spezielles Ding, egal ob er textet, singt, klampft oder schreibt. Wer sich an die legendären Zeiten der hierzulande aufkommenden Neuen deutschen Welle erinnert, der konnte einen Liedermacher Maurenbrecher erleben, der sogar im TV-Rockpalast auftrat, und verglichen wurde mit Heinz-Rudolf Kunze oder Klaus Lage. Aber während Kunze damals vor allem den Paradiesvogel gab und Lage mit Kumpelrock punktete, verweigerte sich Germanistenrelikt Maurenbrecher konsequent der Suche nach wenigstens einem eingängigen Hit.
Gleichwohl enthalten selbst die in der Neuen deutschen Welle-Zeit von Maurenbrecher ersonnenen Alben viele größtenteils zeitlos klingende Songs, derweil sich ihr Interpret unentwegt und verlässlich übers Klavier beugte, als wäre es eine Schreibmaschine. Auch schrieb er Lieder für Spliff, Katja Epstein, Ulla Meinecke, Herman van Veen undundund; erspielte sich selbst vor allem ab den 1990ern sein treues Publikum. In der Coronazeit streamte er dann intime Wohnzimmerkonzerte – Maurenbrecher pur.
Das aktuelle Album, mit dem der Berliner Poet inzwischen wieder durchs Land tingelt, heißt „Menschen machen Fehler“, wirkt wie live eingespielt. Klar ist aber auch: Wer die Chance hat, die Songs von ihrem Macher auf einer Konzertbühne dargeboten bekommen zu können, sollte nicht zögern. Zu erleben ist Maurenbrecher unter anderem am 26.10. im Kulturspeicher Hude ab 20 Uhr.
Text: Horst E. Wegener

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