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Kumpir und Cricket statt Physik28.05.2024



Text und Foto: Thea Drexhage


Seinen Ursprung fand der Sport in England und zog dann über die Commonwealth-Staaten in die Welt. In Deutschland zählt er zu den Breitensportarten und wurde zu der Zeit, als Radhe Mandal aus Nepal hier her kam, längst nicht überall gespielt.
In Stuttgart, wo er 2011 lebte, gab es beispielsweise keine Möglichkeit, diesen besonderen Sport auszuüben. Als er dann für sein Studium der Physik nach Oldenburg kam, gab es glücklicherweise die Möglichkeit an der Universität. „Dort habe ich dann meine verlorene Beziehung zum Cricket wieder aufgebaut. Seit 2016/17 sind wir auch als Verein beim VfB.“, erzählt er freudig. Und nicht nur das: Ende letzten Jahres wurde eine neue, moderne Cricket-Anlage am Marschwegstadion eröffnet. Das Besondere an diesem Sport ist für Radhe Mandal, dass er sehr inklusiv ist, egal ob Mann, Frau, jung oder alt, egal woher man kommt - jeder könne Cricket spielen, sogar für Menschen mit Behinderung gibt es eigene Ligen und Meisterschaften. Wie beim Fußball, der sich die 11 Spieler übrigens beim Cricket abgeguckt hat, gibt es verschiedene Ligen von der Verbands- und Regionalliga über die Bundesliga bis zur Elite League, bei der die besten Spieler aus ganz Deutschland in sechs Mannschaften spielen. Die Crikketabteilung des VfB leitet er mittlerweile neben seiner Arbeit als Inhaber von Super Kumpir am Bahnhof – die Physik? Die hat er eher für die Eltern studiert, denn nach der kurzen Idee Arzt zu werden, schlug sein Herz schnell für die Gastronomie. Erste Eindrücke dafür gewann er bei seinem Schwager in Indien, der ein Restaurant in einem Sternehotel in New Delhi hat. So faszinierte es ihn, was man aus ein paar Zutaten alles zaubern kann. Während des Studiums fand er auch in Oldenburg seinen Platz in der Gastronomie, zum Beispiel im ehemaligen Sherpa. Als während der Pandemie Super Kumpir eröffnet wurde, war er von Anfang an dabei und hat den Laden schließlich im letzten Jahr übernommen. Das sind natürlich ganz andere Herausforderungen, doch der Sport kommt trotzdem nicht zu kurz. „Letzte Woche hat mein Papa mich angerufen und gefragt, wohin ich unterwegs bin auf dem Rad. Ich meinte: zum Training. Er wusste, dass ich vorher einen langen Tag hatte und wunderte sich, ob ich nie müde wäre. Aber wenn ich nicht zum Training fahre, dann bin ich eher müder als sonst. Beim Cricket denke ich dann an den Schläger und den Ball und nicht an die Arbeit.“, erzählt er.
In Oldenburg hat er mittlerweile seine zweite Heimat gefunden und 2013 auch seine Verlobte kennengelernt, die damals Medizin studierte, kein Wunder also, dass es sich hier gut aushalten lässt. „Viele haben mir erzählt, dass man, wenn man nach Oldenburg kommt, hier nicht mehr weg geht, oder dann doch irgendwann wieder zurückkehrt. In einer großen Stadt kennt man niemanden, hier begegnet man immer wem, wenn man über die Straße läuft. Das mag ich sehr.“ In eine andere Stadt zu ziehen, steht also vorerst nicht in den Sternen, dafür ist ein zweiter Super Kumpir in Planung. Auch der nächste Besuch in Nepal steht bereits fest. Dies versucht Radhe Mandal wieder jährlich zu schaffen, leben dort neben seinen Eltern auch seine Geschwister, er hat zwei Brüder und zwei Schwestern, bzw. lebt seine große Schwester nun mit ihrem Mann in Indien. „Letztes Jahr war ich 3 Wochen in Nepal. Davor sechs Jahre lang nicht. Erst fehlte die Zeit, dann kam Corona.“, schaut er zurück. Aber dieser Schrecken ist ja nun zum Glück vorbei!

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