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Über Justiz und freien Willen30.04.2024





Text und Foto: thea Drexhage

Eine begleitende Videoinstallation zeigt den Architekten im Dialog mit seinem früheren Ich und einem ehemaligen Häftling über Form, Funktion und Notwendigkeit.
Im Untergeschoss sind derweil die Wände gesäumt von Briefen. Ein Papierkrieg zwischen Robert Glas und dem niederländischen Staat, dazwischen paarweise Fotos von leeren Räumen, Stühlen, kargen Wänden, Kratzspuren im Putz. Es sind die Zellen, in der Menschen gefangen gehalten werden, bevor sie abgeschoben werden sollen. Mit diesen Fotos gelang Glas das bisher Unmögliche, denn Pressefotografen war es nicht erlaubt, Aufnahmen dieser Räume anzufertigen oder gar zu veröffentlichen. Also verklagte der Künstler den Staat gleich zwei Mal – für die Erlaubnis zu Fotografieren und als das gelang, auch für die Erlaubnis, die Bilder öffentlich zeigen zu dürfen. Folgt man den Papieren und Bildern gelangt man, neben zwei Räumen mit weiteren Videoinstallationen in einen kleinen Büroraum. Darin eine Bibliothek unter dem Titel „If Luck Swallows Everything“. Es ist eine kleine Auswahl von Büchern mit verschiedenen Blickweisen auf den freien Willen, diese Sammlung wurde auch der Bibliothek der Oldenburger Justizvollzugsanstalt zur Verfügung gestellt. Der Künstler, der zur Eröffnung der Ausstellung anwesend war, wirft Fragen auf über die Notwendigkeit eines solch strikten Justizapparates und sucht nach der Menschlichkeit in den „Räumen der stillen Gewalt“. Dabei trifft er auf Kälte und Rationalität, aber auch den Willen einiger, das System ändern zu wollen, wie in der Videoinstallation „1986 or Recalling Louk Hulsman“, welcher in den 80er Jahren Professor für Strafrecht war. Als er die Verschärfungen des Systems beobachtete, plädierte er für die Abschaffung des Strafrechtssystems. In dem Film treffen sich fünf ehemalige Häftlinge und fünf Studierende des Strafrechts im Atrium der Universität, an der Hulsman lehrte, um dort Teile abolitionistischer Werke vorzutragen.
Mit „Rooms Of Muted Violence“ ist dem Künstler und dem Edith-Russ-Haus ein spannender und abwechslungsreicher Blick auf die Arbeiten von Robert Glas aus den letzten 10 Jahren gelungen. Die Ausstellung wird noch bis zum 9.6. gezeigt.

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