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Zusammengeflickte Oper15.04.2024

Zusammengeflickte Oper

Text: Britta Lübbers Foto: pexels


Beteiligt an den unterschiedlichen Fragmenten sind Schülerinnen und Schüler der IGS Flötenteich, Studierende der Universität Oldenburg und der Hochschule für Künste (HfK) Bremen, Musikerinnen und Musiker des Netzwerks „klangpol“ sowie ein professioneller Schauspieler. „Woy/zzeck“ hat Premiere am 21. April, 17 Uhr, in der Aula der Uni Oldenburg. Weitere Aufführungen gibt es auch an der HfK Bremen und im Schlosstheater Rheinsberg.
Musikalisch verbindet die geflickte Oper ebenfalls verschiedene Sphären: Der Bühnenstoff von Georg Büchner kombiniert sich mit Versatzstücken der Alban Berg-Oper Wozzeck und mit Bühnenmusik des Singer-Songwriters Tom Waits. Festgelegte Partituren treffen auf improvisierte Klänge und Electronica, ein schulischer Musikkurs auf ein universitäres Seminar sowie auf Performer und Komponisten. Was für eine Melange. Und sie passt zur Kakophonie, die Büchner seinem kaputten Protagonisten in den Kopf hämmerte. Die Seelenpein eines Underdogs zu beschreiben, das war zu seiner Zeit revolutionär. Der junge und unglaublich begabte Büchner schlug sich auf die Seite der Unterdrückten. Er gilt bis heute als der wirkmächtigste politische Schriftsteller des Vormärz. Unter dem Motto „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ wollte er die unteren Schichten aufrütteln, damit sie sich gegen die herrschenden Eliten auflehnten. Vor seiner drohenden Verhaftung floh er nach Straßburg. Er starb in Zürich – nur 23 Jahre alt – an Typhus. Wahrscheinlich hatte sich der angehende Mediziner an einem seiner Präparate angesteckt.


Realer Hintergrund


Büchners Woyzeck hatte einen realen Hintergrund. Im Juni 1821 erstach der Perückenmacher Johann Christian Woyzeck seine Geliebte Johanna Christiane Woost. Früh hatte Woyzeck seine Eltern verloren, später als Söldner in den napoleonischen Kriegen gekämpft, gebrochen kam er zurück. Es folgten Alkoholexzesse, Verelendung, Angst und Halluzinationen. Auch Büchners Woyzeck ist eine gequälte Kreatur, von seinen Vorgesetzten gedemütigt, für medizinische Experimente missbraucht. Sein Leiden ist zeitlos und daher hochaktuell.
Zeitlos ist auch der Femizid, den er begeht. Das Opfer des Opfers, die erstochene Frau, findet allerdings erst langsam Beachtung in der Bearbeitung des Stoffs.
Die Schülerinnen und Schüler der IGS Flötenteich beschäftigten sich seit Beginn des Schuljahrs 2023/24 mit dem Dramenfragment Woyzeck, das auch zentrales Abi-Thema ist. Sie studierten die einzelnen Motive und setzten sie in Szenen um, die sie im Dialog mit Studierenden weiterentwickelten.
„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einen, wenn man hinabsieht“, lässt Büchner seinen Woyzeck sagen. Ein Flickwerk ist gewiss eine angemessene Verarbeitung für diese fundamentale Art des Zerbrochenseins.


Tickets an der Abendkasse oder unter kbb@uol.de
Infos unter: uol.de/flickoper

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