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Fight Club in der Metro24.01.2024



MoX: Die Sparte 7 ist derzeit viel in der Stadt unterwegs. Mit Fight Club seid ihr in der Metro, mit Lichtenstein liest an ganz verschiedenen Orten. Was ist die Idee dahinter?
Gesine Geppert: Das hat zwei Gründe. Die Idee, nicht alle Veranstaltungen im Theater zu machen, die gehört zur Grundidee der Sparte 7, weil wir ganz bewusst andere Leute adressieren und da, wo es geht, die Menschen anzusprechen, die vielleicht nicht den monetären Background haben, der Theater als größtes Hobby erlaubt. Dazu gehört auch, dass genau wie bei Museen und anderen Kulturinstitutionen das Theater immer ein Raum ist, wo eine Hemmschwelle überwunden werden muss. Und egal, wie toll das Programm ist, diese Hemmschwelle gibt es. So kam die Idee zu Formaten außerhalb des Theaters.
Verena Katz: Für Fight Club funktioniert es auch ein bisschen andersrum. Die letzte Probenwoche hatten wir vor Ort und zufälligerweise war in der Woche, bevor wir rausgekommen sind, 40-jähriges Jubiläum und wir konnten auch Fakten über die Metro in den Probenprozess einfließen lassen und in die Textfassung. Das hat also auch den inhaltlichen Prozess für das Stück inspiriert.
MoX: Und wie seid ihr auf die Metro gekommen?
Gesine Geppert:  Das war der zweite Schritt. Wir sind über den Titel Fight Club gegangen – auch wenn das Stück nicht den Film oder das Buch nacherzählt. Die erste Idee war in einem Boxring zu spielen, was auch super gewesen wäre, aber nur schwer planerisch umsetzbar. Beim Brainstormen sind wir dann über den Keller zu diesem Sport- und Klubraum zum Film gekommen, woraus dann die Idee entstanden ist.
Verena Katz: Und dort ist es eben auch sehr gut planbar, weil wir aus den Räumen raus sind, bevor dort die eigentlichen Vorbereitungen für die Clubveranstaltungen losgehen.
MoX: Und nach den ersten Vorstellungen: War das Publikum tatsächlich ein anderes als im Theater?
Verena Katz:  Ich hab das Gefühl, dass es eine gute Mischung gibt. Das Theaterpublikum, das in die Metro kommt, aber auch das Metropublikum, das sich dann eine Vorstellung vom Oldenburgischen Staatstheater anguckt.
Gesine Geppert:  Und das ist ja auch der Mehrwert. Dass dann Leute dort hingehen, die vielleicht noch nie dort waren. Wir hören aber auch viele Geschichten von Leuten, die erzählen, wie sie früher in der Metro tanzen waren. Das sind einfach schöne Momente an der Arbeit, wenn man merkt, da entstehen neue Synergieeffekte an Orten, an denen man noch nie war.
MoX: Mit Lichtenstein liest verfolgt ihr einen anderen Ansatz und die potenziellen Spielorte können sich bei euch bewerben. Wie ist die Resonanz und was für Orte werden dort vorgeschlagen?
Gesine Geppert:  Das Spannendste für uns als Sparte 7 und für Thomas Lichtenstein wenn er liest, sind die Orte, wo es so schön skurril wird. In der Vergangenheit hatten wir schon total spannende und auch total verrückte Orte, die ich mir nie vorgestellt hätte, wie ein Friseursalon, wo dann zwischen Trockenhauben und Spiegeln gelesen wird. Wir waren auch eingeladen von der Jugendforensik in die Karl Jaspers Klinik, was unglaublich spannend war. Dort konnten dann die Jugendlichen vor Ort selbst Texte schreiben, die dann vor Ort vorgelesen wurden.
Verena Katz:   Als nächstes sind wir in das Möbelgeschäft Treibholz eingeladen und in die Gemeindebücherei Wardenburg. Wir wurden angefragt vom Demenznetz. Da ist die Verknüpfung das Thomas Lichtenstein eine Rolle als Demenzerkrankter im Kleinen Haus spielt im Stück „Vater“. Dort wurden wir nach der Veranstaltung gefragt und haben einen dritten Partner gesucht, um mit dem Abend nach draußen zu gehen. Die Veranstaltung wird nun in der Buchhandlung Isensee stattfinden.
MoX: Die Kultur ist aber doch sehr auf den Stadtkern zentriert in Oldenburg. Gibt es auch Pläne, Stadtteile wie Kreyenbrück zu berücksichtigen?
Gesine Geppert:   Theoretisch schon, das hängt von den Formaten ab. Lichtenstein liest kann überall auf Einladung stattfinden, aber für dieses Format suchen wir nicht pro-aktiv nach Spielorten. Fight Club ist an die Metro als Ort gebunden. Wir haben aber auch ein Theaterstück namens „Sheroes“, über Frauenbiografien, die in der Geschichte untergegangen sind. Damit sind wir mobil und könnten theoretisch überall spielen.
MoX: Gibt es unerschlossene Orte und Räume in der Stadt, die ihr gern bespielen würdet?
Gesine Geppert: Ich fände es total spannend, wenn wir als Theater einfach mal den Sprung nach draußen machen könnten und einfach den Cäcilienpark bespielen. Ich war auch Teil des Teams des Theaterhafens und es hat einfach unheimlich Spaß gemacht, so einen ganz neuen Ort zu erschließen. Wenn ich jetzt Traumschlösser bauen dürfte, dann würde es so eine Art Festival wieder geben. Denn dort sind auch Menschen hingekommen, die vielleicht gar nicht am Theater interessiert waren, sondern erstmal den Ort erkunden wollten.
MoX: Die aktuelle Spielzeit neigt sich langsam dem Ende entgegen. Gibt es Pläne und Ideen für die Zukunft und wisst ihr schon, wie es unter der neuen Intendanz mit der Sparte 7 weitergehen wird?
Gesine Geppert: Weitergehen wird es auf jeden Fall und an der Kernidee der Sparte 7 wird sich nichts ändern. Wir werden weiter mit Akteuren aus der Stadt kooperieren und auch weiterhin Projekte im Haus haben. Und es gibt Ideen, die zur Folge hätten, dass wir in der nächsten Spielzeit wieder mehr in der Stadt sind, so viel kann ich schon verraten.


Interview und Foto: Thea Drexhage

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