LzOLzO
OLDENBURG
Freitag

22

November

Foto:
Fahrradstadt Oldenburg

Hier geht es zu den aktuellen Ausgaben

Suche:

direkte Antwort ohne Umwege!

Kleinanzeigen

Aktuelles

Oldschool16.08.2023



Text und Foto: Thea Drexhage
So fiel die Entscheidung auf die Geige. Krachig wurde es später, als sie sich an der E-Gitarre in einer Mädchen-Punkrock-Band versuchte, dann allerdings doch. Aber das ist alles noch kein Techno, der kam später. In der Jugend wurden erste Techno- und GOA-Partys besucht, aber sich selbst in diese Richtung kreativ zu verwirklichen kam ihr erst gegen Ende ihres Musik- und Niederlandistikstudiums an der Carl von Ossietzky Universität in den Sinn. „Die Uni hier hat sehr gute Tonstudios, dort habe ich gegen Ende meines Studiums jeden Kurs besucht, der verfügbar war. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Meine Bachelorarbeit habe ich dann über Frauen in der elektronischen Musikszene geschrieben.“, erzählt Lili Neumer. Dabei kam sie mit einer Musikerin aus München in Kontakt, die mit modularen Synthesizern Musik machte, traute sich selbst aber noch nicht so ganz an die Materie. „Als ich die ganze Technik und die Kabel gesehen habe, war das doch sehr abschreckend.“, gesteht sie. Modulare Synthesizer bestehen dabei aus verschiedenen Elementen mit unzählichen Knöpfen, Kabeln und Reglern, mit welchen durch die Kombination aller Elemente ganz verschiedene elektronische Klänge erzeugt werden können. „Im Gegensatz zu dem Techno, wo man rein Platten auflegt, hat das hier irgendwie mehr mit Geige spielen zu tun. Man kann jammen, es passieren Sachen, die man nicht erwartet oder einschätzen kann. Irgendwie ist es punkiger.“, erklärt sie. Zwei Monate nach ihrem Bachelor ist sie Mutter von Zwillingen geworden und so nutzte sie die Elternzeit, um sich eingängiger mit dieser Art der Musik zu befassen. Bücher und Youtube-Videos halfen dabei, die Komplexität zu verstehen. „Ich habe dann gemerkt, dass das doch gar nicht so schwer ist, wenn man die Grundlagen gelern hat.“, erzählt sie. So zogen die ersten Module in den Haushalt ein. Dadurch, dass durch die Pandemie auch ihr Partner zu Hause war und sie mit den gemeinsamen drei Kindern unterstützen konnte, blieb lil.lili genug Zeit, ihr Set physisch so wie inhaltlich Stück für Stück aufzubauen. Anfang des Jahres kam dann die große Überraschung. Ein früherer Bekannter, den Lili in der Oldenburger Technoszene vor über 10 Jahren kennenlernte, fragte sie, ob sie nicht auf der Fusion, einem der beliebtesten Festivals für alternative Musik und Kultur, auf der Casino-Hangar-Bühne spielen wolle, für welcher dieser mit seiner Freundin das Booking macht. „Er hat ein paar Videos von mir gesehen und gefragt, ob ich nicht Bock hätte, einen Abend zu eröffnen. Das war im Februar, da hatte ich gerade mal 20 Minuten eigenes Programm und höchstens mal auf einem Geburtstag von Freunden gespielt. Einerseits hatte ich Zweifel, das nicht zu schaffen, andererseits aber auch den Gedanken, dass ich mir das auf keinen Fall entgehen lassen darf.“, erinnert sie sich zurück. Im März ging es dann auch für die Zwillinge in den Kindergarten, sodass jeden Vormittag einige Stunden zum Üben frei wurden. Der Auftritt bei der Fusion wurde mit 200 Gästen und Einlassstopp am Hangar zum vollen Erfolg.
Erst vor kurzem zog Lili Neumer mit ihrem Partner aus Bremen zurück nach Oldenburg. Hier findet sie eine sehr überschaubare Technoszene vor, freut sich aber, dass es Angebote wie in der Metro gibt, wo sich ein Flinta* DJ-Kollektiv regelmäßig zum Auflegen trifft, denn auch, wenn der Anteil von FLINTA* in der Szene zunimmt, hat man als Frau immer noch irgendwie eine andere Stellung. „Wenn nach einem Auftritt andere Frauen zu mir kommen, erzählen sie mir oft, wie toll sie es fanden. Männer kommen dann meist und wollen fachsimpeln oder Dinge erklären.“, erzählt sie. Frauen in der Szene zu stärken gehört zu lil.lilis Zukunftsplänen. Derzeit absolviert sie an einer Fernuni eine Ausbildung zur Tontechnikerin. Danach neben der eigenen Musik auch Kurse für FLINTA, vielleicht sogar an der Uni, zu geben, wäre ihr Wunsch. Zu ihren eigenen Vorbildern zählt Lili Tunegirl, die sie bei Instagram entdeckt hat. „Die Frau macht richtig harten Techno. Auf ihrem Account sieht man sie jedoch nicht. Als ich sie dann live gesehen habe, habe ich festgestellt, dass das schon eine etwas ältere Lady mit weißen Haaren ist. Das möchte ich später auch.“, schwärmt sie.



Der nächste Auftritt von lil.lili ist am 31.8. um 19:00 Uhr auf der Metro-Bühne beim Oldenburger Stadtfest.

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.

Um hier Kommentare abgeben zu können müssen Sie sich erst Anmelden!

Benutzername:     Passwort:    

Wenn Sie Ihr Passwort vergessen haben oder Sie sich registrieren wollen Klicken Sie bitte hier.


Sonderseiten
MoX-DIABOLO Ratgeber
EXB Handwerk