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Vom Wohnzimmer in die Vitrine13.06.2023



Text und Foto: Britta Lübbers
Mit „Wir für alle“ präsentiert sie nun eine ungewöhnliche Zusammenstellung jenseits konventioneller Kriterien. Anlässlich der Eröffnung gab es viel Lob für das gelungene Experiment.
Anfang des Jahres hatte Denizel alle Rastederinnen und Rasteder aufgefordert, Exponate als Leihgaben zur Verfügung zu stellen, die sie für ausstellungswürdig erachteten. „Vom Wohnzimmer in die Vitrine“, so lautete das Motto. Ein Rundgang durch die reich bestükkten Räume zeigt: Das Konzept ist aufgegangen. Bilder und Skulpturen, Kleinode und Nippes, Gebrauchsgegenstände und Grafiken, Holz, Papier und Stein – eine schiere Fülle ist zu bestaunen. Zu jedem Exponat gibt es kleine Erläuterungen, die die Geschichte hinter dem Gegenstand erzählen. Manches hat eine lange Reise hinter sich, etwa das „Fundstück aus der Bronx“, das die Künstlerin Helene von Oldenburg beigesteuert hat. In den 1990er Jahren lebte sie in New York und lernte dort den Künstler David Wels kennen, der – ein irrer Zufall – einmal Austauschstudent in Rastede gewesen war. Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch die Bronx entdeckte Helene von Oldenburg auf einem Schutthügel eine kleine sitzende Figur. Die ist jetzt in einer Vitrine im Palais zu sehen. „Der Kontakt zu David ging irgendwann verloren, die Skulptur ist geblieben“, so die Künstlerin.
Ein Hingucker ist auch das Meisterstück des Drechslers Herbert Hobbensiefken: Es ist ein aus verschiedenen Edelhölzern gefertigtes Standgrammophon aus dem Jahr 1929 – und es funktioniert noch, wie Enkel und Leihgeber Dirk Hobbensiefken demonstrierte. Er legte eine Schelllackplatte auf, die sofort nostalgisches Flair verbreite te. Filigran sind die feinen Kreuzsticharbeiten der Nadelkünstlerin Karin Schramm, filigran ist auch die „Birke am Moorkanal“, eine Lithografie von Hans am Ende, Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede. Kitsch, Kunst, Kommerz? In dieser Schau spielt das keine Rolle. Hier geht es einzig ums Schauen und Staunen.
Entsprechend positiv fielen die Grußworte aus. „Die Resonanz ist überwältigend“, freute sich Bürgermeister Lars Krause. Das Publikum habe entschieden, was es sehen wolle, und dabei Vielfalt entstehen lassen. „Wow, das sieht toll aus“, sagte Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur. „Partizipation, Erleben, Öffnung: Das tut uns gut.“
„Partizipationskultur hat Hochkonjunktur, sie passiert an unterschiedlichen Orten und jetzt auch im Ammerland“, meinte Landrätin Karin Harms. Ihr Ziel sei, die Besucher aktiv in den Kulturbetrieb einzubeziehen und Kulturräume attraktiv zu machen, erklärte Birgit Denizel, die die Organisation nahezu alleine gestemmt hat – von der Idee über das Sichten, Aufbauen und Anordnen der Objekte bis hin zum Weißen von Sockeln für einzelne Leihgaben. „Alle ins Haus zu holen, das geht am besten, wenn alle angesprochen werden“, betonte sie. Über manches, das ihr angeboten wurde, habe auch sie gestaunt. Zum Beispiel über den „heißen Stuhl“ des Pastors Otto Jaritz – ein beheizbares Sitzmöbel, damit die Beichtenden im Winter nicht frieren mussten. In ihrer Gesamtheit, so Denizel, erinnere sie die Ausstellung an eine frühe fürstliche Wunderkammer, in der sich Gebrauchskunst und Kunst vereinten.


„Wir für alle“
2. Juni bis 6. August
Palais Rastede, Feldbreite 23

26180 Rastede

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