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„Turmschatten“ von Peter Grandl30.05.2023



Interview & Foto: Thea Drexhage
Das Buch springt zwischen den Zeiten und bewegt sich zwischen 1945 und 2010. In 2010 ist der Hochbunker zu einer luxuriösen Wohnanlage umgebaut worden. Dort lebt u.a. Hauptprotagonist Ephraim Zamir, ein Jude.Er ist Holocaust-Überlebender. Seine ganze Familie wurde im Krieg von den Nationalsozialisten umgebracht und er ist der Einzige, der Auschwitz überlebt hat. Er hatte einen Zwillingsbruder, der den Mengele-Experimenten zum Opfer gefallen war. Aus dieser Familiengeschichte heraus wurde er Mossad Agent in Israel. Wir erleben in der Haupthandlung den 70-jährigen Ephraim, der durch verschiedene Umstände drei NPD-Mitglieder festhält und das Ganze ins Netz überträgt. Die Zuschauenden haben die Möglichkeit, zu entscheiden, ob diese Neonazis überleben oder sterben sollen. Das macht er mittels eines Verhöres. Durch seine berufliche Vergangenheit hat er natürlich sämtliche Informationen über die Männer herausgefunden und legt diese vor, während er sie foltert. Um diese Handlung herum gibt es viele Figuren mit ihren ganzen Geschichten, die nicht immer nur im nationalsozialistischen Milieu spielen, sondern auch familiäre Schicksalsschläge zeigen und zwischendurch auch mal Hoffnungsmomente zu geben.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Ramona Krohn: Besonders gut hat mir gefallen, wie er es schafft diesen Brocken an Themen der Nationalsozialisten und ihrem Erbe in die Heute-Welt zu übertragen, ohne dass er nur sagt: das sind die Neonazis und das sind die alten Nazis, sondern er schafft ganz viele Zusammenhänge zu kreieren. Man kann in diesem Buch sehr viel lernen und wird inspiriert zu recherchieren, denn er verwebt viele Fakten, die er teils fiktional verändert und teils so beschreibt, wie sie waren, wie das Geiseldrama von Gladbeck, weil es eben auch um die Übertragung ins Netz und die Verantwortung der Medien geht. So viele Themen, Personen und Informationen unterzubringen und trotzdem den Leser und die Leserin zu fesseln, das hat mich beeindruckt.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Ramona Krohn: Es wurde mir persönlich empfohlen. Krimis und Thriller sind eigentlich gar nicht mein Genre, nicht weil ich mich selbst davor grusele, sondern weil ich mir Gedanken über den Nachahmeffekt mache und weil es ja irgendwie auch eine Ergänzung der Grausamkeit der Realität ist. Aber diese Empfehlung, bezogen auf politische Hintergründe und aktuelle Strömungen, hat mich neugierig gemacht.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Ramona Krohn: Im Prinzip kann man es vielen Menschen empfehlen, da ganz viel in dem Roman steckt. Das Thema Nationalsozialismus nimmt viel ein, aber insgesamt ist das Buch viel komplexer und umfasst ganz verschiedene Themen. Es ist für Leute die soziologisch interessiert sind und sich gern unterhalten lassen von Spannung und wirklich krassen Wendungen und die ein dickes Buch mit 600 Seiten und zum Teil auch explizite Sprache und Sprachvielfalt nicht abschreckt.

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