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Wohin mit der plötzlichen Freizeit?18.05.2023



Text und Foto: Thea Drexhage
Mit Corona kam dann plötzlich der harte Cut und die damit einhergehende Freizeit. „Ich bin niemand, der gern auf der Couch sitzt. Ich brauche immer etwas zu tun. In unserer Haus-WG hat jemand eine Drechselbank untergestellt und angeboten, dass wir die auch benutzen können. So habe ich das Drechseln kennengelernt und bin süchtig geworden.“, erzählt er. Erst arbeitete er in der Garage seines Vaters auf dem Land, mittlerweile mietet er sich in die Holzwerkstatt von Tischler Andreas Drabandt ein und aus dem Hobby ist ein kleines Gewerbe geworden. Die filigranen Holzarbeiten von Jaro Birkigt finden nun auf diversen Kunsthandwerkermärkten in der Region ihre Bewunderung. Das Besondere dabei ist, dass Birkigt überwiegend regionales Holz verwendet, das er am liebsten durch Tauschgeschäfte gewinnt. Wer etwas Holz für den Kunsthandwerker übrig hat, kann im Gegenzug mit kleinen Produkten aus eben diesem rechnen. „Nur ganz selten muss ich auch mal Holz kaufen. Zum Beispiel wenn ich mit frischem Pappelholz nassdrechseln möchte.“, so Birkigt. Während das Arbeiten mit frischem Holz eine riesige Sauerei darstellen kann, weil das Wasser aus dem Stamm durch die gesamte Werkstatt spritzt, ist es auch sehr lohnenswert. So fertigt er aus den frischen Pappeln wunderbar warmes Licht erzeugende Lampenschirme, die er zum upcyceln für alte Lampen verwendet. Dafür wird das Holz ein bis zwei Millimeter dünn gedrechselt, getrocknet und geölt. „Nach dem trocknen schleift man das Holz dann und sieht wunderbar die Jahresringe durchscheinen.“, schwärmt er. Pappelholz sieht man eigentlich nur selten, da es sehr weich ist. Deshalb ist es sogar als Feuerholz unbeliebt, denn es brennt sehr schnell aus. Lampenschirme sind ein guter weg, es auf andere, nachhaltige Art leuchten zu lassen. Sich nur auf ein Produkt festlegen möchte er aber nicht. „Man sieht auf Kunsthandwerkermärkten ja oft, dass sich Leute spezialisieren. Das wollte ich nicht. Durch meine pädagogische Arbeit habe ich Sicherheit und damit den Luxus, mich ausprobieren zu können und zu drechseln, worauf ich Lust habe.“, erklärt er. Buchstützen aus wunderschönem Pflaumenholz, Pfeffermühlen, Vasen oder Lampenschirme, die Möglichkeiten sind endlos und nur selten gleicht ein Produkt dem anderen, denn Birkigt arbeitet mit dem, was das Holz ihm vorgibt. „Das ist für mich das Kunsthandwerk daran. Das Holz wird immer mit mir sprechen und seine eigene Stimme haben. Es entsteht ein Dialog zwischen Holz, Technik und meinem ästhetischen Anspruch.“, sagt er. So kann eine Vase in der Form variieren, da ein Riss im Holz beachtet werden muss. Geht man dabei zu steif der eigenen Vorstellung nach, entstehen Fehler und die Arbeit war umsonst. Jaro Birkigt verkauft seine Arbeiten ausschließlich auf Märkten – ein Onlineshop würde zu viel Zeit für’s Marketing erfordern. „Es müssten mehrere Fotos von jedem Produkt gemacht, der Shop beworben und gepflegt werden, aber das macht mir keinen Spaß.“, gesteht er. Auf einem Markt erlebt man dafür die direkten Reaktionen der Menschen, was ganz spannend zu beobachten ist: „Es gibt die Menschen, die ganz ohne Wahrnehmung vorbei gehen und die, die von Holz förmlich angezogen werden. Viele finden es toll, wenn ich erzähle, dass jene Schale beispielsweise aus einer Wurzel aus dem Woldwald sei, wo der Käufer selbst vielleicht kürzlich erst spazieren ging.“Mit dem Ende der Pandemie muss Jaro Birkigt seine Zeit allerdings etwas mehr einteilen, neben Pädagogik und Drechselband ist da auch noch seine Familie, mit 2 kleinen Töchtern, die Aufmerksamkeit erfordert. Manchmal lässt sich das auch gut verbinden. „Die beiden können zum Beispiel auch schon kleine Pilze drechseln.“, freut sich der 33-Jährige. Nicht nur Kindern kann Birkigt noch Dinge beibringen, auch Erwachsene können sich bei ihm melden, wenn sie etwas über das Drechseln lernen oder die eigenen Fähigkeiten vertiefen möchten, denn in den vergangenen Jahren haben natürlich viele Menschen beschlossen, etwas Neues lernen oder machen zu wollen. Den eigenen Bulli ausbauen zum Beispiel, und wenn da für die Küchenzeile das richtige Holz bzw. der richtige Umgang damit fehlt, hilft Jaro Birkigt gern weiter und bringt den geneigten DIY’ler zum Ziel.

Der nächste Markt mit Jaro Birkigts Arbeiten wird der Nikolaimarkt am 27.- und 28. Mai auf dem Schlossplatz sein.

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