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Wer ist eigentlich...11.01.2023



Text und Foto: Thea Drexhage
Nach zwei Jahren direkt an der Nordsee verschlug es ihn für zwei weitere Jahre noch einmal an die Ostsee, an das Volkstheater Rostock, bevor er sich 1999 in Oldenburg beworben hat und die Stelle auch bekam. „Ich habe nie Karriere im eigentlichen Sinne gemacht. Diesen Job hier mache ich vom ersten Tag an, damals 1994 in Bremerhaven. Ich bin einfach dabeigeblieben, weil es etwas Schönes ist. Genau mein Ding und meine Kragenweite.“, verrät er. Die Arbeit in Gruppen und die Umsetzung der im Probensaal erprobten Stücke auf der eigentlichen Bühne sind dabei das faszinierende an Thomas Bönisch‘ Job.  Die Liebe zur Musik hat der heute 54-Jährige von seinen Eltern mit auf den Weg bekommen. „Die DDR hatte fantastische Chöre und Orchester. Meine Eltern waren eifrige Konzertgänger. Wir sind von Güstrow aus regelmäßig nach Schwerin, Rostock, Berlin, Dresden und Leipzig gefahren und haben das nur so in uns aufgesogen.“, schwärmt er. Dadurch wurde sein Engagement im Musikschulorchester Güstrow angeschoben, wo Thomas Bönisch nach und nach auch als Dirigent hinter dem Pult agieren durfte. „Da ist das Flämmchen angegangen.“, sagt er. Während seines Studiums konnte er unter anderem in Helsinki für ein Semester viel praktische Erfahrung im Dirigieren von Chören und Orchestern sammeln. Für die berufliche Zukunft durchaus praktisch!
Aber was sind eigentlich die genauen Aufgaben eines Chorleiters an einem Hause wie dem Oldenburgischen Staatstheater? Neben nicht zu unterschätzenden administrativen Aufgaben gilt es als allererstes, einen professionellen Chor zusammenzuhalten. Dabei ist es eine große Herausforderung, ein Ensemble von verschiedenen Künstler*innen mit verschiedenen Temperamenten zu vereinen. „Der Wortstamm von Stimme und Stimmung ist derselbe und ich glaube, es kann nur gut klingen, wenn die Stimmung gut ist.“, erklärt er. Das ist eine Herausforderung, die immer da ist. Natürlich gilt es auch, das Staatsorchester in Konzerten und Opernaufführungen zu dirigieren. Ein besonderes Highlight dabei ist die Arbeit mit dem Barockensemble des Staatsorchesters, welches auf alten Instrumenten in historischer Stimmung spielt und einmal pro Spielzeit im Schloss spielen kann. Zu weit in die Zukunft plant Thomas Bönisch bei seiner Arbeit nicht hinaus, sondern lässt sich auf das ein, was auf ihn zukommt. Gerade mit dem erneuten Wechsel der Theaterleitung in naher Zukunft, gilt es erst, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, statt feste Pläne zu machen. Dennoch scheint es, als würden die geheimen Ideen und Wünsche trotzdem zu Thomas Bönisch finden. „Einer meiner schönsten Momente war die Aufführung von „Elias“ im großen Haus kürzlich.  Das war eine fantastische Choraufgabe, die ich mir schon immer gewünscht habe. Ich habe nicht darüber gesprochen und sie ist einfach auf mich zugekommen.“, erzählt er erfreut. Weitere Höhepunkte sind das Dirigieren von Barockopern und die chorische Vorbereitung von Großprojekten wie Gustav Mahlers 8. Sinfonie oder Schönbergs Gurre-Liedern. Wenn es die Zeit erlaubt, beschäftigt sich Thomas Bönisch außerdem gern mit einem ganz besonderen Instrument, der Orgel: „Wie viele meiner Kolleg*innen hatte auch ich während Corona zeitliche Freiräume und habe täglich mehrere Stunden an der Orgel gesessen und geübt. Faszinierend daran ist die unglaubliche, klangliche Vielfalt und auch der ‚sportliche Aspekt‘ , schließlich muss man Hände und Füße genaustens koordinieren. Das ist auch ein bisschen Altersvorsorge.“, lacht er. Sportlich gestaltet sich die Freizeit des Musikliebhabers, sofern er diese nicht mit seiner Patchworkfamilie verbringt, auch sonst. Dabei wird der Sommer für erholsame Kanuausflüge genutzt, während der Winter in die heimische Werkstatt lockt, in welcher Bönisch seine Zeit mit den verschiedensten Holzarbeiten, vom Fertigen von Schmuck bis hin zu Möbelstücken, verbringt.

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