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Ein Erfolgskonzept aus Oldenburg22.12.2022



Interview und Foto: Thea Drexhage


MoX: Herr Schulz, wie kamen Sie zur Comedy?
Thomas Schulz: Mitunskannman.reden haben Oli und ich 2000/2001 gegründet. Die Komische Nacht hat sich durch viele verschiedene Sachen entwikkelt. Anfangs wollte ich in Oldenburg alterative Kultur machen und habe angefangen mit Punk- und Hardcorekonzerten. Es kam dann auch Popliteratur dazu mit Lesungen unter anderem im damaligen Schmitz. Mit dem Stadtstrand und der Umbaubar ging es auch kurze Zeit in die Gastronomie. In die Comedy bin ich dann irgendwann hereingerutscht, das war keine bewusste Entscheidung. Ich muss gestehen, dass ich am Anfang auch gar nichts mit Comedy am Hut hatte, vieles fand ich nicht witzig, aber ich habe mich immer sehr für politisches Kabarett interessiert. Dann haben wir ja relativ früh Hagen Rether für Norddeutschland entdeckt und so kam das dann.
MoX: Und dann kam die Idee zur Komischen Nacht?
Thomas Schulz: Ich bin auf ein ähnliches spannendes Konzept gestoßen, aber das war noch nicht zu Ende gedacht. Zu dieser Zeit haben wir auch das Booking für einige Oldenburger Gastronomen gemacht, wie das Loft oder Amadeus, aber auch das Patio, sodass wir einen guten Draht zu denen hatten. Also haben wir das erste Comedy Gastro Event am 30.10.2008 geplant, zu der Zeit waren auch noch zwei Clubs dabei, aber während alle Restaurants pickepacke voll waren, lief es dort nicht so gut, also haben wir Clubs und Diskotheken aus dem Konzept genommen und uns auf Cafés und Restaurants konzentriert. Ich glaube zwei Jahre später kam dann der Gedanke: Was in Oldenburg funktioniert, klappt auch woanders, also sind wir erstmal nach Hildesheim, Osnabrück und Münster gegangen, weil wir dort gute Verbindungen hatten.
MoX: Und was waren Ihre Highlights in den 15 Jahren?
Thomas Schulz: Natürlich denkt man da an viele Abende mit toller Stimmung zurück, aber ich habe gemerkt, gerade bei den Komischen Nächten, dass viele Erinnerungen nicht unbedingt die Highlights sind, sondern die Abende, an denen alles schief ging und wir es trotzdem irgendwie retten konnten. Ich erinnere mich an einen Abend in Oldenburg vor ein paar Jahren, wo mich eine Agentur quasi angebettelt hat, einen ganz jungen Newcomer aufzunehmen, der hatte null Stand-Up Erfahrung, war aber zu der Zeit auf Youtube eine große Nummer. Die Agentur hielt das Format für eine gute Idee weil er dort ja in 5 Locations vor verschiedenen Gästen auftreten kann. Also habe ich zugestimmt. An dem Abend hat mich dann eine Mitarbeiterin angerufen, die ihn in der zweiten Location gesehen hat. Er war einfach null lustig und die Gäste kurz davor ihn zu lynchen, also habe ich ihn mir im Charly’s angeguckt und dort war es auch nicht besser. Also haben wir ihn aus dem Abend genommen, und musste dann irgendwie gemeinsam mit den anderen Künstlern die entstandenen Lücken füllen. Und haben es irgendwie hinbekommen.
MoX: Da nehmen Sie mir ja die Frage mit den Herausforderungen schon vorweg...
Thomas Schulz: Die gibt es immer. Gerade auch, wenn Künstler durch verschiedene Umstände ausfallen. Das ist jetzt in der Coronazeit natürlich Dauerthema. Kürzlich in Oldenburg haben wir 11 Locations bespielt und dort waren dann nur noch 3 Künstler so, wie ursprünglich angekündigt. Der Rest war Ersatz. Dafür hat sich in den letzten Jah[font=Times]ren aber auch ein sehr kulanter [/font][font=Times]Umgang untereinander entwickelt, [/font][font=Times]denn in solchen Zeiten sind [/font][font=Times]wir noch mehr auf die Künstler [/font][font=Times]angewiesen und die auch auf [/font][font=Times]uns.[/font]
MoX: Die Gesamte Branche klagt über niedrige Vorverkaufszahlen und es wird über die Gründe spekuliert. Bekommt ihr als Veranstaltende Feedback von den Ticketkäufer*innen?
Thomas Schulz: Nein, auch wir können da nur spekulieren, aber die Gründe sind ja offensichtlich. Erstens die allgemeine Unsicherheit, ob eine Veranstaltung wirklich stattfindet und die damit
einhergehenden Einschränkungen. Auf eine Veranstaltung mit Maskenpflicht haben viele keine Lust. Aber die Coronathematik
scheint ja vorerst vorbei. Das Zweite ist die wirtschaftliche Geschichte. Bis vor 6 Wochen herrschten ja große Unsicherheiten, die jetzt durch die Gaspreisbremse etwas genommen werden. Und der dritte Punkt ist, dass im Herbst wahnsinnig viele Nachholtermine
stattgefunden haben. Was wir diesen Herbst durchgerockt haben, war echt nicht mehr schön.
MoX: Sie sprechen vom Herbst. Ist denn aktuell Besserung in Sicht?
Thomas Schulz: Durch die Ankündigung der Gaspreisbremse sind die Leute etwas entspannter. Man sieht ja auch die sinkenden
Preise an den Zapfsäulen. Und jetzt geht es auch in Richtung Weihnachten. Das Weihnachtsgeschäft ist für uns immer sehr wichtig und die Vorverkaufszahlen sind wieder auf einem erträglichen Niveau. Nicht wie vor Corona, aber so, dass wir überhaupt Karten verkaufen. Das ist super und beruhigt meine Nerven gerade sehr.

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