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Die Schönheit der Schraffuren „Watt du willst“: Anett Münnich im Palais Rastede25.01.2022



Es schäumt und rauscht in ihren Bildern, es raschelt und zischt: Anett Münnich präsentiert Natur als eine vielgestaltige Lebendigkeit, die sich verformt und verformt wird. In ihren Papierarbeiten und Gemälden liegen Power und Poesie. Da sinken Bäume ins Moor, ins Laub, in den Schlamm. Es wirkt wie die Stille nach dem Sturm. Da pinselt das Meer Linien auf Sand, da entsteht im Watt eine perfekte Geometrie. „Heimkehr“ oder „Dahinterland“ lauten die Titel der Werke. Sie wecken Erinnerungen, man glaubt, diese Landschaften selbst gesehen zu haben, ja, durch sie hindurchgegangen zu sein. Die Farben sind satt und zart, es gibt kräftige und feine Konturen. Zwischen 20 und 50 Farbschichten trägt Anett Münnich in ihren Acrylbildern auf. „Es ist pure Emotion“, beschreibt sie ihr Herangehen. So entsteht der Eindruck von Bewegung, ein Fließen, dem sie zugleich einen Rahmen gibt.
Begonnen hat Münnich, die in Brandenburg aufgewachsen ist und heute in Berlin lebt, mit Aquarellen. Stadtansichten spielten zunächst eine wichtige Rolle. So stellte sie sich während eines New York-Aufenthalts mitten in den tosenden Verkehr am Times Square und hielt die Vitalität dieser nahezu ungebremsten Urbanität in plein air-Malerei fest. „Das ist aber schon lange her“, erzählt. Sie sei zu ihren Ursprüngen zurückgekehrt, zur Natur. „Das mag auch an meiner Herkunft liegen, ich bin in einem Forsthaus großgeworden.“
Im Palais Rastede zeigt die Künstlerin Werke aus den vergangenen drei Jahren. „Watt du willst“ ist die Schau überschrieben, der Titel bezieht sich auf großformatige Gemälde sowie Siebdruck- und Papierschnittarbeiten, die 2020 während eines siebenwöchigen Aufenthalts im Künstlerhaus Hooksiel entstanden sind. Jeden Tag sei sie ins Watt gegangen, sagt Münnich. Skizzen hat sie nicht gemacht, ein paar Fotos, die schon. Die wichtigsten Eindrücke habe sie im Kopf behalten. Sie habe keine endgültige Vorstellung davon, wie genau ein Bild aussehen soll, wenn es fertig ist. Langsam forme sich aus dem Chaos die Struktur – wie in der Natur. Das Wattenmeer mit seinen geometrischen Formen, den Linien und Schraffuren habe sie sofort begeistert, lächelt die Künstlerin. Die Veränderungen im Watt seien faszinierend. Wandlungen sind ein wichtiges Thema für sie – Landschaften verändern sich, die Natur bleibt nicht, wie sie ist. „Alles ist in Bewegung, und das ist gut. Es gibt aber auch die negativen Einflüsse des Menschen. Damit setze ich mich ebenfalls auseinander.“ Dabei wird Münnich aber nie plakativ. „Ich muss keine zerknautschte Coladose ins Bild malen, um für Sensibilität zu werben.“
Während großformatige Ölbilder wie „Sumpfland“ sofort in den Bann ziehen, fordern die kleineren Papierarbeiten dazu auf, näher zu kommen. Als seien es winzige Netze, hat Anett Münnich Papierstreifen über eine farbige Fläche geklebt. Es wirkt, als schaute man von oben auf eine topografische Karte – konkrete Hinweise inbegriffen, etwa dann, wenn die Künstlerin einen daumennagelgroßen Azurfleck auf die Szene klebt, den „Schleisee“.
Text und Foto: Britta Lübbers
„Watt du willst“
Palais Rastede
23. Januar – 13 März


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