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Jenseits der Klischees20.02.2020



Text und Foto  | Christoph Kienemann

Im Rahmen der diesjährigen World Press Photo Ausstellung im Oldenburger Schloss präsentiert sich den Besucher*innen eine Sonderausstellung, die sich völlig von den Motiven der Pressefotos unterscheidet. Everyday Africa zeigt Fotos afrikanischer Fotograf*innen, die den Alltag der Menschen des vielfältigen Kontinentes zeigen und die sich jenseits der allzu bekannten Bilder bewegen, die man aus den Medien kennt. Damit wollen die Initiatoren der Schau gezielt Stereotype und Klischees angreifen, die durch die Medienwelt vermittelt werden.
Welche Bilder hat man im Kopf, wenn man an Afrika denkt? Eher positive oder negative? In den Medien begegnet uns der Kontinent oft nur dann, wenn es wieder Krisennachrichten zu berichten gibt. Die Welt abseits der Krisen bleibt uns verborgen. Letzteres führt zu einem verzerrten Bild von der Wirklichkeit und fördert negative Stereotypen und Klischees. Wie sehr rassistische Denkweisen über Afrikaner*innen immer noch Teil unserer Gesellschaft sind, zeigen dabei nicht nur die Ausfälle von Rechtspopulisten, sondern die immer wieder auftretenden Beleidigungen afrikanischer Fußballer in deutschen Stadien. Die Ausstellung Everyday Africa hält diesen negativem Bild den Alltag der Menschen in Afrika entgegen. Betrachtet man die Bilder, sind es ungewöhnliche Szenen, die aber eigentlich jedem vertraut sind. Friseurbesuche, Feiern im Freundeskreis, eine Familie beim Essen. Die Motive habenwenig gemein mit den klischeehaften Naturaufnahmen oder Bildern aus Krisengebieten. Dafür haben sie umso mehr gemein mit dem Alltag.
„Alles was in Oldenburg passiert, passiert auch in Afrika“, erläutert die ägyptische Fotografin Laura El-Tantawy, die im Rahmen der Everyday Africa Ausstellung nach Oldenburg gekommen ist. Die Idee zur Ausstellung kam den amerikanischen Fotografen Peter DiCampo und Austin Merrill während eines Auftrages an der Elfenbeinküste im Jahr 2012. Beide starteten den Photoblog, dem inzwischen eine halbe Millionen Menschen auf Instagram folgen. „Das Projekt ist inzwischen zu einer globalen Bewegung geworden“, berichtet El-Tantawy. Neben Everyday Africa gibt es Projekte aus Nord Korea, Australien, dem Mittleren Osten oder zum Thema Klimawandel. Für die 30 afrikanischen Fotograf*innen, die den Blog mit ihren Bildern füllen, bedeutet das Projekt, dass sie wieder ihr eigenes Bild bestimmen können und ein Gegenbild zu den Bildern setzen, die in den Medien verbreitet werden. Wie wichtig Gegenbilder zu bestimmenden Mediendiskursen sind, erläuterte El-Tantawy anhand ihrer eigenen Fotografien, die zurzeit der Demonstrationen auf dem Tahir-Platz in Kairo entstanden. „Die Regierung verbreitete eine Version der Demonstrationen, die nichts mit dem Geschehen vor Ort zu tun hatte”, erklärt sie. Daher stellte sie bewusst Frauen in den Mittelpunkt ihrer Bilder.„Während der Proteste gab es eine große Euphorie, das Fotografieren war daher einfach, inzwischen droht Fotograf*innen das Gefängnis.“

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