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Künstler von Hier: 11 Fragen an … Anne-Christin Stroje16.05.2019



text und foto  |  karin eickenberg

Eigentlich sollte es die freie Malerei werden. Doch nach verschiedenen Praktika und ihrem  Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Bielefeld, Schwerpunkt Fotografie und Medien, hat es eindeutig „klick“ gemacht. Was sie an diesem Medium besonders interessiert, ist das Spiel mit den Wirklichkeiten – der eigenen und der des Betrachters. So wird die objektive Ablichtung zum Beispiel durch den gewählten Bildausschnitt zur subjektiven Wahrnehmung. Wie in ihrer Fotoserie „Heimat“, für die Stroje am 27. Mai ausgezeichnet wird. Der Preis ist immerhin mit 8000 Euro dotiert und fließt, na klar, in eine neue Kamera. Bevor die 27jährige ihren Master macht, nimmt sie sich bewusst noch ein paar Monate Zeit, um sich im „Feldversuch“ fotografisch zu positionieren. Geboren ist die Künstlerin in Wilhelmshaven, aufgewachsen in Neuenburg. Oldenburg kennt sie bereits von ihrer Schulzeit. Vor einem halben Jahr ist sie in ihre Lieblingsstadt zurückgekehrt  – mit Erfolg, wie gesagt.    

DIABOLO: Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Stroje: Ich bin mehr oder weniger über Umwege zur Fotografie gekommen. Kunst war schon immer ein großer Teil  meines Lebens. Ich habe mich jedoch früher mehr in der Malerei gesehen. Dennoch bin ich seit jeher fasziniert von Fotografie, besonders, was Dokumentarfotografie angeht. Schon als Kind habe ich in den Magazinen meines Opas gestöbert und mit großen Augen die Dokumentationen betrachtet.  
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Stroje: Ich möchte Menschen ansprechen und im Idealfall auch zum Nachdenken anregen.  Kunst sollte immer auch bewegen.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Stroje: Ich setze mich am liebsten mit gesellschaftlichen oder politischen Themen auseinander. Oder mit Themen, die mir persönlich besonders am Herzen liegen. Im Grunde mit Themen, die mich bewegen und die ich mit anderen Menschen auf eine gewisse Art und Weise teilen möchte.
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Stroje: Meistens suche ich mir einen Ort oder ein Thema aus, zu dem ich länger fotografieren möchte und reise für längere Zeit an diesen Ort. Die Nacharbeit, das Auswerten und Sortieren, findet dann am PC oder im Fotolabor statt. 2015 war ich beispielsweise in Shanghai und habe dort den Hochzeitsmarkt im People‘s Park fotografiert, der auf Grund der Ein-Kind-Politik vor mehr als zehn Jahren eine Renaissance erlebt hat. Dieses Thema hat mich schon im Vorfeld lange interessiert. Neben dieser Arbeit sind dann noch zwei andere Arbeiten in Shanghai entstanden, die vorher nicht geplant waren. Es ist immer schön, wenn ein Ort einem Inspiration für neue Themen gibt.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Stroje: Ich würde meinen fotografischen Stil irgendwo zwischen künstlerischer und dokumentarischer Fotografie einordnen. Ich arbeite komplett nach meinem Gefühl. Meine Fotografie ist geprägt durch Intuition und meinem Empfinden von einem harmonischen Bildaufbau oder einer prägnanten Aussage des Bildes.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Stroje: Ein Höhepunkt ist für mich auf jeden Fall meine Serie „Heimat“, zumal sie auch  meine Bachelorarbeit und mein aktuelles Projekt ist. Ich habe mich viel mit dem Thema Heimat auseinandergesetzt und mit dem Ort, den ich fotografiere. Sowie mit der Fragestellung, was der Begriff  Heimat eigentlich bedeutet. Auch für mich selbst habe ich versucht, diese Frage zu klären. Deshalb liegt mir dieses Projekt auch sehr am Herzen. Und es ist schön, zu sehen, dass daraus viel positiver Zuspruch resultiert.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Stroje: Ich arbeite gerne an vielen Projekten gleichzeitig. Meistens habe ich ein Langzeitprojekt, auf dem mein Hauptaugenmerk liegt. Mein aktuelles Langzeitprojekt ist meine Arbeit Heimat, die ich in Spanien fotografiere. Daher bietet sich an, in Spanien weitere Projekte zu verfolgen, zu denen ich parallel fotografieren kann.
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Stroje: Meine fotografischen Arbeiten werden im Rahmen des Förderpreises für Fotografie der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg vom 27. Mai bis zum 16. Juni im Stadtmuseum zu sehen sein.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Stroje: Erfolg bedeutet für mich vor allem, Menschen mit meiner Kunst anzusprechen und ihnen neue Blickwinkel aufzuzeigen.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Stroje: Ich lebe noch nicht lange in Oldenburg, aber ich mag die Stadt sehr gern. Ich bin  hier in der Nähe aufgewachsen und habe eine gewisse Verbundenheit zu dieser Gegend. Ich bin gespannt, wie es sich weiter hier entwickelt.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Stroje: Die Welt bereisen und mit meinen Fotografien so viele interessante  Winkel der Erde zu dokumentieren, wie möglich.

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