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DIABOLO Wochenzeitung:
Freiheit ausloten: Zentrum für Politische Schönheit zu Gast im Theater Wrede08.05.2019

<i>DIABOLO Wochenzeitung:</i><br />Freiheit ausloten: Zentrum für Politische Schönheit zu Gast im Theater Wrede

Text  |  Christoph Kienemann
Foto: Thilo Parg / Wikimedia Commons Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit erregen Aufmerksamkeit, sie testen Grenzen aus und überschreiten diese gezielt. Das Grundgesetz regelt dabei, dass die Kunst in der Bundesrepublik frei ist, sie soll und darf Grenzen überschreiten und unterliegt keiner staatlichen Zensur. Dennoch wurde bis gegen das ZPS über 16 Monate hinweg ermittelt, mit dem Ziel, die Künstlergruppe als kriminelle Vereinigung darzustellen. Die Mittel der Staatsanwaltschaft reichten von langfristiger Observation, Überwachung der Telekommunikation und zur Kontrolle der Post. Das ZPS fand sich durch diese Ermittlung in einer Reihe mit Organisationen wie Al-Qaida oder der RAF wieder. Grund für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gera war eine Aktion der Gruppe aus dem Jahr 2017. Die KünstlerInnen stellten in der Nachbarschaft des AfD-Politikers Björn Höcke einen Nachbau des Berliner Holocaust-Mahnmals auf und gaben bekannt, Höcke überwachen zu wollen. Grund genug für die Staatsanwaltschaft die KünstlerInnen als Gemeinschaft einzustufen, die ausschließlich dem Zweck dienen soll, Straftaten zu begehen. Auch eine Pfändung des Spendenkontos des ZPS zog man in Gera in Erwägung und auch die Offenlegung des ZPS, dass es sich bei der angekündigten Überwachung um eine Inszenierung handele, stoppte die ErmittlerInnen nicht.
Inzwischen wurden die Ermittlungen zwar eingestellt, dennoch stellt sich die Frage, ob diese Aktion einen Angriff auf die Kunstfreiheit darstellt. Im Oldenburger Theater Wrede wird diese Frage sicherlich auch gestellt werden, wenn die Leiterin des Planungsstabes des ZPS, Cesy Leonard, drei Projekte des ZPS vorstellen wird. Die Stuttgarterin Leonard trat bereits als Teil der Hip Hop Crew „No Frills“ in Erscheinung und war als Schauspielerin in der ARD zu sehen. Im Jahr 2012 erhielt sie für ihren Film „Schuld – Die Barbarei Europas“ den Web Video Award. Diskutiert werden soll dabei über die Aktion „Flüchtlinge fresse“, mit der das ZPS gegen den Paragraphen 63 Absatz  3 des Aufenthaltsgesetzes protestierte. Mitten in Berlin wurde ein Tigerkäfig aufgebaut, in dem Geflüchtete zum Fraß vorgeworfen werden sollten, wenn die Politik ein vom ZPS gechartertes Flugzeug mit 100 syrischen Geflüchteten aufhalten sollte. Auch die Aktion um das Holocaust-Mahnmal in Bornhagen wird besprochen werden.
Ebenfalls bereits kontrovers diskutiert wurde zudem das Projekt „Soko Chemnitz“. Das ZPS hatte hier per Website zur Identifikation aufgerufen, mit dem Ziel, Rechtsextreme in eine Art Falle zu locken. Die Seite zeigte Profile von Rechtsextremen an und bot eine Suchfunktion. Die UserInnen sandten dem ZPS über diese Funktion Daten, ohne etwas übles zu vermuten. Bereits dieses Projekt wurde dabei von DatenschützerInnen argwöhnisch betrachtet und auch Medien und Kulturschaffende kritisierten die Aktion. Ging der Online-Pranger zu weit? Darüber können die BesucherInnen des Theater Wrede mit Cesy Leonard  diskutieren. Mareike Urfels vom Theater Wrede sieht zum einen eine große künstlerische Nähe zwischen ZPS und dem Oldenburger Theater, da beide auf experimentelle Formen setzen. Zum anderen setze sich das ZPS zudem mit allen seinen Aktionen gegen völkische und nationalistische Propaganda ein. Es sei daher wichtig, dass die Aktionen des ZPS auch in Oldenburg wahrnehmbar sind.

Zentrum für politische Schönheit

Do 23.5., 19.30 Uhr, Theater Wrede, Ol

Foto: Das nachgebaute Holocaust-Mahnmal in Bornhagen in Nachbarschaft des AfD-Politikers Björn Höcke, eine ZPS-Aktion.

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