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Wochenzeitung DIABOLO:
Erinnerung erhalten
Jugendkulturarbeit und Fachoberschule für Gestaltung erarbeiten Performance zu Nationalsozialismus und Holocaust24.01.2019

text |  Christoph Kienemann

Unser Bewusstsein von der Geschichte bildet sich aus vielen unterschiedlichen Quellen. In der Schule werden die grundlegenden Fakten von der Steinzeit, bis in die Zeitgeschichte vermittelt. In den Medien informieren Dokumentationen oder Artikel über viele Aspekte der Vergangenheit und schließlich können wir in der Familie oder im Gespräch mit ZeitzeugInnen viel über unsere Geschichte erfahren. Gerade die Informationen, die ZeitzeugInnen vermitteln, stellen dabei einen großen Schatz dar. Wie geht man damit um, wenn es keine ZeugInnen mehr gibt?

Im letzten Jahr jährten sich die Novemberpogrome zum 80. Mal. Am 9. November 1938 wurden über 1.400 Synagogen, Betstuben Versammlungsräume zerstört. Jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert und über 400 JüdInnen ermordet. Alles geschah unter den Augen der Öffentlichkeit, die sich teilweise an den Zerstörungen beteiligte oder diese billigte. Die Erinnerung an diese Verbrechen wurde nach 1945 von vielen ZeitzeugInnen am Leben gehalten. Die Geschichte des Nationalsozialismus begegnet den meisten Menschen auf vielfältige Weise im Alltag. Es besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass die Erinnerung an die Geschichte des Nationalsozialismus nicht verblassen darf. Doch seit einigen Jahren lässt sich eine schleichende Banalisierung der Erinnerung an die Geschichte des Nationalsozialismus beobachten. Die NS-Zeit dient so manchem Autoren als Hintergrund für profane Romanzen.
Dieser Banalisierung standen jahrzehntelang die Erzählungen der ZeitzeugInnen entgegen. Doch 80 Jahre nach den realen Ereignissen sind die meisten ZeitzeugInnen bereits nicht mehr am Leben. Dieser mündliche Teil des kollektiven Gedächtnisses wird bald nicht mehr existieren. Die TheatermacherInnen der Jugendkulturarbeit haben sich daher die Frage gestellt, wie man die Erinnerung an den Nationalsozialismus mit den Mitteln des Theaters am Leben erhalten kann. Gemeinsam mit SchülerInnen der Fachoberschule für Gestaltung erforschte die Jugendkulturarbeit Biografien von Holocaust-Überlebenden, historische und lyrische Texte, Dokumente der jüdischen Stadtgeschichte und über die Dokumente ein persönlicher Bezug zur Geschichte hergestellt. Mit diesem Wissen ausgestattet, erarbeitete man theaterpädagogische Zugänge und entwickelte sprachliche und choreografische Zugänge, die unter dem Titel „Erinnerungen sind Leben“ aufgeführt werden.
Insgesamt waren an dem Projekt 20 SchülerInnen der Klassen 1a und 1b der Fachoberschule beteiligt. Die SchülerInnen recherchierten dabei auch in ihrem familiären Umfeld und brachten Geschichten über Heimat- und Fluchterfahrungen mit in das Projekt ein. Auf diese Weise waren die SchülerInnen gefordert, sich in Täter und Opfer hineinzuversetzen, Fragen zu stellen und lernten auf künstlerische Art und Weise mit der Geschichte umzugehen.

Erinnerungen sind Leben
26. und 28.01, 19 Uhr, Jugendkulturarbeit, OL, Weiße Rose 1; 3.2. 11.30 Stadtmuseum OL
eine Performance

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