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Wochenzeitung DIABOLO:
Im Zeichen der Versöhnung
Lesung zum Leben von Leo Trepp11.10.2018

text  |  Christoph Kienemann

In ihrem Buch „Der letzte Rabbiner: Das unorthodoxe Leben des Leo Trepp“ hat dessen Frau Gunda das Leben ihres Mannes festgehalten. Während einer Lesung im Wilhelm13 wird die in San Francisco lebende Publizistin ihr Werk vorstellen. Leo Trepp war der letzte Landesrabbiner, der unter den Nationalsozialisten die jüdische Gemeinde in Oldenburg leitete. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde er gemeinsam mit den jüdischen Männern Oldenburgs in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt.
Der Oldenburger Rabbiner Leo Trepp war fest davon überzeugt, dass die Nachkommen der Täter keine Schuld am Holocaust trügen. Doch ihm war auch bewusst, dass eine Erinnerung an die Zeit der Shoa notwendig ist und dass es ohne eine Aufarbeitung der Ereignisse keine Zukunft für die Menschen in Deutschland geben würde. Daher widmete der im Jahr 1913 in Mainz geborene Rabbiner sein Leben dem „unermüdlichen Versöhnungswerk“, wie Karl Kardinal Lehmann es nannte. Trotz einer orthodoxen Erziehung entwickele sich Trepp zu einem völlig unorthodoxen Menschen. Als Rabbiner lehrte und publizierte er und stand im ständigen Dialog mit KirchenvertreterInnen und Muslimen und engagierte sich für den Aufbau neuer jüdischer Gemeinden. Diesen unermüdlichen Einsatz für den interreligiösen Austausch brachte Trepp trotz seiner persönlichen Geschichte auf. Nur zwei seiner Familienangehörigen überlebten die Shoa. Trepp selbst konnte nur aufgrund des Einspruchs des englischen Rabbiners Joseph Hertz das KZ Sachsenhausen verlassen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Trepp immer wieder in die Bundesrepublik zurück, gab Vorlesungen in Hamburg, Oldenburg und Mainz. Leo Trepp war der letzte noch lebende Rabbiner, der bereits in der NS-Zeit amtiert hatte.
In der Biografie erzählt Gunda Trepp, wie wichtig es ihrem Mann war, dass auch Nichtjuden seine Vorlesungen und Vorträge hörten und seine Bücher lasen und warum er trotz seiner Geschichte weiterhin auch in Deutschland lehrte. Es ist ihr ein Anliegen zu zeigen, dass es nicht ungewöhnlich war, sondern sich aus der Tradition des deutschen Judentums ergab, wenn ein orthodoxer Rabbiner für ein Judentum eintrat, das Veränderungen und Weiterentwicklungen begrüßte und Männer und Frauen als gleichberechtigt betrachtete. Damit zeigt Gunda Trepp, dass ein selbstbewusstes Eintreten für eine Gemeinschaft keineswegs mit der Abwertung und Ausgrenzung von anderen einhergehen muss und liefert wichtige Denkanstöße in einer Zeit, in der Debatten über Identität und Heimat wieder Konjunktur haben.
Gunda Trepp arbeitete nach dem Jurastudium und einer Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule als Anwältin und als Journalistin für den Spiegel, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Berliner Zeitung. Heute lebt sie als Autorin in San Francisco und ist weiter als Stimme in den öffentlichen Debatten der Bundesrepublik zu vernehmen. Ihre Biografie über Leo Trepp ist im September dieses Jahres erschienen.

Der letzte Rabbiner. Lesung zum Leben von Leo Trepp
Do. 18.10., 19 Uhr, Wilhelm13, OL

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