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Trocken und gut03.04.2024



Text und Foto: Thea Drexhage


Doch es gibt sie, die lauten, rotzigen female-fronted Bands, die sich auch zwischen nem Haufen testosterongeladener Typen durchsetzen können. Dry Cleaning aus London zum Beispiel, die im letzten Jahr u.a. auf dem Watt En Schlick Fest spielten und ein durchaus breites Publikum begeistert haben. Seit 2018 gibt es die Post-Punk Formation um Sängerin Florence Cleopatra Shaw, die mit ihrer Scheißegalattitüde ihren männlichen Kollegen in puncto Bühnenpräsenz, Selbstbewusstsein und vor allem Talent in nix nachsteht. Statt sich jedoch in schillernde Outfits zu hüllen oder wild tanzend über die Bühne zu wirbeln, wie es viele Kolleg*innen tun, zieht Florence Shaw das Publikum auf eine ganz andere Art in ihren Bann. Sie starrt. Fast schon Band ihr Debütalbum „New Long Leg“ auf, welches 2021 erschien. Nur ein Jahr später folgte bereits Album Nr. 2, das den Titel „Stumpwork“ trägt. Shaw, dissoziativ steht sie hinter dem Mikrofon, gänzlich unbeeindruckt von dem, was um sie rum geschieht, verloren in ihren Texten und der Musik, der Blick durchbohrend und fast schon unangenehm geradeaus ins Publikum gerichtet – die Bühne ist ihr Platz, das muss sie niemandem durch Extravaganz beweisen. Während des ersten Lockdowns nahm die die eigentlich aus der bildenden Kunst kommt, Illustration und visuelle Kommunikation an angesehenen Universitäten in Großbritannien studierte und im Anschluss als Kunstlehrerin arbeitete, hatte mit dem Musizieren gar nicht so viel am Hut. Das änderte sich dann, als sie sich entschied der Band eines Universitätsfreunds beizutreten – nach langer Überredung von Mitmusiker und Gitarrist Thomas Paul Dowse. Statt melodischem Gesang hört man bei Dry Cleaning überwiegend Spoken Word, dazu die surreal anmutenden Texte Shaws, die sich schnell als alleinige Texterin bei Dry Cleaning etablierte. Aneinanderkettungen von Ideen, Eindrücken und Beobachtungen aus dem Alltag, die für die Hörer*innen oft in keiner Verbindung zueinander stehen, bestimmen die Lyrics der Band, mal mit Witz, mal staubtrocken. Mit über 30 fand die eigentlich schüchterne Lehrerin Shaw, die aus einer Künstlerfamilie stammt, erst sehr spät ihren Weg auf die Bühne, was man ihr bei Liveshows kaum anmerkt. Schnell musste sie lernen, mit diesem neuen Druck umzugehen, denn auf das Debütalbum folgten Auftritte als Support der erfolgreichen Sleaford Mods, internationale Touren und Performances unter anderem im U.S. Fernsehen bei der Late Night Show von Jimmy Fallon vor einem Millionenpublikum. Durch all diese Shows erlangte die Band in den letzten Jahren einen guten Grad an Bekanntheit in Musikliebhaberkreisen, was sie nun dazu animierte, ihre ersten beiden EP’s „Boundary Road Snacks and Drinks“ und „Sweet Princess“ neu aufzulegen und erstmals auch auf Vinyl zu veröffentlichen. Um ihren musikalischen Wurzeln noch mehr Tribut zu zollen, gehen sie erneut auf Tour, die auch durch Deutschland führt, und auf der sie überwiegend das Material dieser beiden EPs spielen werden.

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