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In der Musikbranche angekommen12.06.2024



Text: Thea Drexhage Foto: Giovanni Mafrci

„Ich hatte aber immer Bock, am Entstehungsprozess von Songs beteiligt zu sein. In der früheren Umbaubar habe ich dann jemanden kennengelernt, der Beats gebaut hat. Das fand ich total inspirierend und habe mich schließlich da reingefuchst.“, schaut Mensing zurück. Mit Kumpel Lukas und der Band Luc van Mensing konnten dann regional die ersten Erfolge, wie ein Auftritt beim Deichbrand-Festival verbucht werden und der Grundstein war gelegt. Musik als Karriere anzustreben, war aber trotz aller Professionalität noch nicht das Ziel. Nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und dem Nachholen des Abiturs zog Keno Mensing schließlich nach Köln, um dort Lehramt zu studieren, denn zwischenzeitig arbeitete er in der Inklusionsarbeit und hatte auch daran Freude. Doch der Gedanke an den wirklich langen Weg bis zum eigentlichen Lehrerberuf schien irgendwann nicht mehr erstrebenswert. Die Musikbranche hingegen hat immer mehr an Attraktivität gewonnen. „Ich habe immer mehr Beats produziert und auf Soundcloud hochgeladen. Da hat sich lange niemand für interessiert, aber es war eine gute Plattform, um Kontakte zu knüpfen. Irgendwann habe ich mit einem brasilianischen Produzenten zusammengearbeitet und einer dieser Songs ist auf einer der großen Spotify-Playlists gelandet. Das war insane. Plötzlich hatte ich monatlich mehrere 100.000 Hörer*innen und reales Geld damit verdient.“, so Mensing. Also tüftelte er weiter und führte die Arbeit mit immer mehr Künstler*innen und Labels fort. Als er der Liebe wegen nach Hamburg zog, einer Stadt voller kulturellem Leben und zahlreicher Möglichkeiten, dauerte es nicht lange, bis er durch einen seiner früheren Kontakte einen Job als Manager und Booker fand und sich noch tiefer in der Szene vernetzten konnte. Das Studium abgehakt. Heute arbeitet er in einer größeren Musik PR-Agentur. Über diese Agentur konnte er auch Kontakt zu Grönland Records herstellen, das Indie-Label von Herbert Grönemeyer, auf dem am 7.6. sein erstes Album „No Friends“ erschien, welches er gemeinsam mit Rapper siii3eyes produziert hat: „Das ist ein riesiger Traum, der da in Erfüllung geht, weil ich das Label in der Indiewelt schon immer cool fand. Als die dann gesagt haben, dass die meine Platte auch cool finden und die rausbringen wollen, war das ziemlich verrückt.“
Verrückt ist auch die Entstehungsgeschichte von „No Friends“, denn Keno Mensing und siii3eyes haben keinen einzigen Tag gemeinsam im Studio verbracht, sondern das ganze Ding über Distanz produziert. Zueinander gefunden haben die beiden auch hier über’s Netzwerken. Schon vor einiger Zeit lernte Mensing den Rapper Tee Peters aus London kennen, der gern mit seinen Beats arbeiten wollte. Darüber öffnete ihm sich schließlich eine ganz neue Welt voller unbekannter Talente und Kollaborationsmöglichkeiten, durch die er schließlich auch auf siii3eyes aus den USA stieß und ihm kurzerhand bei Instagram in die DMs slidete. Der Konsens zusammen arbeiten zu wollen wurde schnell gefunden, also schickte Keno ein paar Beats rüber in die Staaten, doch eine Antwort ließ fast ein halbes Jahr auf sich warten. „Er hatte viel zu tun. Er ist Arbeitsmigrant aus Honduras und hat ein ziemlich roughes Leben, aber irgendwann haben wir uns dann so lange Beats und Strophen hin und her geschickt, bis wir gemerkt haben, dass das ein ganzes Album sein kann.“, so Mensing. Aus den Fragmenten, die er von siii3eyes, der zu dieser Zeit in einem Lager von Amazon schuftete, nach und nach aus den USA geschickt bekam, baute er schließlich die Songs zusammen und gewann hier und da noch ein paar Gastkünstler*innen dazu, die der Platte den letzten Schliff verliehen haben. Das Ergebnis sind 12 Hip-Hop-Songs, mal melancholisch, mal dringlich, über das harte Leben, Einsamkeit und Selbstoptimierung. Mensing, der jüngst auch noch Vater geworden ist, und sich damit gänzlich neuen Aufgaben stellen muss, ist stolz auf das Erreichte und schaut nun gespannt, wie die Welt auf „No Friends“ reagieren wird.

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