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Botschaften aus Beton15.05.2024



Text und Fotos: Britta Lübbers


Ja, als überzeugter Kommunist schuf er auch Bekenntnis- und Plakatkunst. Und nein, es ist nicht bezeugt, dass er sich vom Kommunismus abgewandt hätte. Noch in den 1940er Jahren stellte Péri eine überlebensgroße Stalin-Skulptur her. Da hatte der Diktator bereits Millionen Ukrainer aushungern und im ganzen Sowjetstaat serienmäßig foltern und morden lassen. Hatte Péri, der die Verbrechen der Nazis mit seinen Mitteln überzeugend anprangerte, Stalins Gräueltaten einfach ausgeblendet? Wir wissen es nicht. Jene Werke, die er der Nachwelt hinterlassen hat, zeigen einen großen humanistischen Geist und eine herausragende Begabung. Es lohnt sich, Péri wiederzuentdecken. Besonders in seinen Skulpturen war er seiner Zeit voraus. Sie wirken erschütternd gegenwärtig und lassen einen lange nicht los. Unter dem Titel „Péri’s People“ zeigt das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen noch bis zum 2. Juni insgesamt 80 Plastiken, Reliefs und Grafiken vom abstrakten Frühwerk in Deutschland bis hin zu den figürlichen Arbeiten in England. Ein Rundgang durch die sehr gut kommentierte Schau ist zugleich eine Zeitreise sowohl durch Péris bewegtes Leben als auch durch die jüngere Vergangenheit.


Péri’s People leiden
Geboren wurde Peter Lászlo Péri als Ladislas Weisz in Budapest. Unter dem nationalsozialistischen Druck in Ungarn musste er sich umbenennen. Er emigrierte nach Berlin, wo er in den 1920er Jahren schnell Kontakt zur kommunistischen Künstleravantgarde fand – eine Bewegung, die den überzeugten Kommunisten stark prägte und die er ebenso stark beeinflusste. Vor allem in Berlin präsentierte sich das revolutionäre Russland durch die Kunst. Hinter Péris konstruktivistischen Arbeiten steht also ein politisches Ideal. Er kommentierte das Weltgeschehen aus der Sicht des verfolgten Juden und des Sozialisten. Zugleich erzählen seine Plastiken, Zeichnungen und Plakate die Geschichte kommunistischer Künstler vor der Machtergreifung in Deutschland.
1933 floh Péri aus Berlin nach London. Während des Zweiten Weltkriegs meldete er sich dort als Freiwilliger und half, Tote und Verletzte aus den Trümmern zerbombter Häuser zu bergen. Was er selbst erlebte und das, was man ihm zutrug, verarbeitete er auf eindringliche Weise. Auch den Bürgerkrieg in Spanien thematisierte er in Zeichnungen, Radierungen und Skulpturen, ebenso wie das Grauen in den Konzentrationslagern. Péri‘s People leiden. Sie werden geschlagen und gehängt, sie bergen den Kopf in den Händen. Sie werden aber auch gerettet.


Ins große Vergessen
Hatte der studierte Bildhauer und zeitweilige Schauspieler zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn noch mit der Abstraktion experimentiert, wechselte er später ins Figürliche. Mit der Gegenstandslosigkeit könne man nur wenige Menschen erreichen, glaubte Péri. Sein Thema waren die einfachen Leute, und die sollten sich wiedererkennen. Péri stellte Arbeiterinnen und Arbeiter dar, Männer und Frauen nach der Schicht im Pub, Kinder auf dem Spielplatz, Abgerissene am Strand. Seine Menschen besitzen vielleicht nicht viel, aber sie haben Würde. Am Anfang stehe die Beobachtung, sagte Péri einmal, als er auf seine Arbeitsweise angesprochen wurde. Er war ein genauer Beobachter, denn er wollte sehen, wie die Menschen wirklich sind. Und so steht man heute vor 80 Jahre alten Figuren, die so lebendig wirken, dass man glauben könnte, sie würden sich bewegen, sobald man sie aus ihrer Halterung befreite.  Peter Lászlo Péri ist durch die Raster der Kunstgeschichte ins große Vergessen gefallen. Die Ausstellung „Péri’s People“ holt ihn glücklicherweise zurück.

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