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Showtime im Magic-Music-Eldorado jazzahead!20.03.2024



Text: Horst E. Wegener Foto: Jessie Kamp
Zuhauf kommen Altstars, Lokalmatadore und Newcomer aus aller Herren Länder auf diversen Bühnen der Hansestadt zu Sessions zusammen, hoffen sie auf enthusiastische Kritiken in den Medien, werden Preise zugesprochen – einerseits! Für stinknormale Musikliebhaber andererseits – egal, ob man mit Jazz oder anderen musikalischen Genres liebäugelt und unabhängig davon, ob man in der Region wohnhaft oder von weit her angereist ist – bietet sich einem die einmalige Chance, Musikergrößen und Shootingstars Schlag auf Schlag live on stage erleben zu dürfen. Längst hat sich der Jazz anderen Musikrichtungen gegenüber geöffnet, werden anno 2024 beispielsweise Elektronik, Orgelklänge und pointierte Rhythmik mit balinesischen Mikrotönen verbunden oder man fusioniert die nordafrikanischen Gnawa-Sounds mit europäischen Klangwelten und Instrumenten. Apropos Afrika – für das über die nächsten drei Jahre angelegte Thema „Jazz from Africa“ haben Kenner des Kontinents für ´24 Ensembles aus dem Senegal, Kenia und Nigeria ausgewählt.
Das Einzigartige bei den sogenannten Showcase-Konzerten, wie eins der etablierten jazzahead!-Formate heißt, offenbart sich einem schon anhand der Länge: Da treten nationale wie internationale Musiker jeweils zwischen einer halben und maximal einer dreiviertel Stunde vor Publikum auf, bevor sie die Bühne dem nächsten Act überlassen; wir Konzertgänger haben derweil die Qual der Wahl zwischen European oder Overseas Showcases, German Jazz Expo sowie den Sessions des jeweiligen jazzahead!-Partnerlandes, anno ´24 durch die Niederlande vertreten.
Apropos diesjähriges Partnerland - für Festival-Leiterin Sybille Kornitschky stellen die Niederlande das „New York Europas“ dar. „Wir sind ein Melting Pot“, pflichtet Mark van Schaick, der zuständige Koordinator der aktuellen Partnerland-Sektion, Kornitschkys Aussage bei. Und er ergänzt: „Die vielen Einflüsse aus den ehemaligen Kolonien, von Surinam über die Antillen bis Indonesien, haben unsere Musikszene immer sehr bereichert. Sie finden sich auch bei den Showcases und im Rahmen unseres Abends in der Clubnight wieder“. Dem aktuellen jazzahead!-Anspruch, neue Wege gehen zu wollen und „verstärkt junge Menschen anzusprechen“, so Festival-Leiterin Kornitschky weiter, wird es beim samstäglichen Galakonzert im Congress Centrum Bremen nicht nur Sitzplätze geben, wenn die niederländische Star-Trompeterin Maite Hontelé gemeinsam mit dem international renommierten Jugendorchester NJJO dem Publikum mit kubanischem Mambo Feuer unterm Allerwertesten machen wird. Die Führungsspitze des Festivalreigens, dem neben Geschäftsführerin Kornitschky seit diesem Jahr Götz Bühler als künstlerischer Leiter angehört, tippt auf „ein absolut tanzbares Highlight“ – zumal man im Rahmen der vorab-Pressekonferenz die Namen zweier special guests fürs Mambo-Spektakel endgültig bekannt geben konnte, die Hontelé zur Seite stehen wollen. „Wenn ein kubanischer Pianist eine internationale Karriere hat, ist allein das schon ein Qualitätsmerkmal – man muss zu den Besten gehören, um das Land repräsentieren zu dürfen“, schürt jazzahead!-Strippenzieher Bühler unser aller Vorfreude. Und er ergänzt: „Ramón Valle ist einer der Besten, schon früh gefördert von Chucho Valdes, verglichen mit McCoy Tyner oder Chick Corea.“ Der zweite special guest ist der aus Surinam stammende Niederländer Ronald Snijders, dem im letzten Jahr ein Preis für seine Verdienste um die nationale Szene zugesprochen wurde; dass man den Multiinstrumentalisten außerhalb der Niederlande nur in Expertenkreisen kennt, hat eher private Gründe. „Als ihn Joe Zawinul einladen wollte, als Teil der legendären Fusion-Gruppe Weather Report – zu der natürlich auch Wayne Shorter gehörte – weltweit auf Tour zu gehen, lehnte Snijders ab“, so Bühler, „ weil er sich lieber um seine Familie kümmern wollte.“
Eindeutig auf die Interessen jugendlicher Kneipen- und Club-Nightlifer ausgerichtet, präsentiert die jazzahead! im Rahmen ihres Clubnight-Spektakels Jazz und verwandte Musik in der gesamten Stadt. Jährlich beteiligen sich rund 35 Locations an dieser beliebten langen Nacht, die auch ´24 wieder am Freitagabend der Messe stattfinden wird. Clubs, Bars, Theater, Museen, Kirchen und Hotels, sie alle werden bis weit nach Mitternacht zu Live-Spots. Anno ´24 besonders interessant, dass sich der Deutsche Jazzpreis mit den Bremer Pusdorf Studios zusammentun mochte, um schon mal einige der Nominierten für die am 18. April in Köln mit Preisen zu ehrenden Künstler der nationalen und internationalen Szene vorzustellen. Mit von der Partie sind ab 20:30 Uhr der in der Kategorie Schlagzeug/Perkussion nominierte Schlagzeuger Max Andrzejewski im Kreise seiner Band, die deutsch-griechische Bassistin Athina Kontou, nominiert in der Kategorie Saiteninstrumente und Kira Linn in der Kategorie Komposition/Arrangement des Jahres – eine Baritonsaxofonistin, die singt und im Zeichen von Klimaschutz oder Diversity komponiert. Was sich da in der Mitteilung der Deutschen Jazzpreis-PR-Agentur für jeden, dem Lynns Komposition „Women to Sky“ nicht geläufig ist, mit Sicherheit arg kryptisch lesen mag, entspricht voll und ganz der Grundhaltung des jazzahead!-Programms: Jazz hatte schon immer eine politische Komponente, unterstreichen Kornitschky und Bühler unisono. Man wolle und müsse klar machen, so Kornitschky, „dass wir diese Diversität feiern, dass wir in Gemeinschaft leben, auch auf der jazzahead!“. Man sehe die Zeichen der Zeit, wolle aber auch Zeichen setzen“, pflichtet ihr Bühler bei. Dabei ist die Zielrichtung klar: Jazz sei eine Musik, die verbinde und die keine Grenzen kenne – das wolle man auch mit dem diesjährigen Festival-Reigen wieder ganz selbstverständlich und musikalisch deutlich machen. Na, interessiert?


Info:
Mit einem Gesamtprogramm von gut einhundertzwanzig Konzerten, die vom 11. bis 14. April an mehr als 35 Bremer Locations live vor Publikum stattfinden sollen, dürfte das diesjährige jazzahead-Festival seinen Ruf als „Eldorado der Jazzwelt“ zurecht unterstreichen. Von der prestigeträchtig bestückten Opening-Session über die vierzig von international besetzten Jurys ausgewählten Showcases oder das Clubnight-Spektakel, das zum freitäglichen Auftakt ins Wochenende Jazz und Artverwandtes aus der ganzen Welt in die beteiligten Spielstätten der Hansestadt bringen wird, bis hin zum Galakonzert am Samstagabend profiliert sich Bremen erneut als Musikmekka. Näheres unter anderem via Tel: 0421-363636.

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