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Rollentausch12.07.2023





[font=Bembo]Text und Fotos: Thea Drexhage[/font]
[font=Bembo]Dass die Realität kaum ferner sein könnte, zeigt ein Blick auf das umfangreiche Programm der diesjährigen Breminale. Dort kann man beispielsweise Future Franz und Lampe entdecken. Zwei Musiker, die sich in ihrer Männlichkeit sicher genug sind, um die vermutlich traurigsten, vom Sebstzweifel erhabendsten Songs des gesamten Festivals zu spielen, mit einem kleinen Augenzwinkern versteht sich. Lampe, der eigentlich Tillmann Claas heißt und eher der unauffällige Typ ist, ist eigentlich Backliner bei Madsen. Da es allerdings nicht fetzt, nur die Gitarren der anderen zu schleppen, schafft er es bei diesen großen Shows immer wieder, sich klammheimlich mit seiner Klampfe vor ein großes Publikum zu stellen und dabei darüber zu klagen, wie furchtbar es ist, immer alles alleine zu machen. Zuletzt gelang ihm dieser Stunt beim Hurricane Festival vor knapp 30.000 Menschen, die er binnen weniger Akkorde um den kleinen Finger wickelte. Alle sangen mit. Von wegen allein. Schrammelnde Akkorde, witzige Texte und die Mär davon, der ewige Loser zu sein, der außer Selbstmitleid nichts wirklich gut beherrscht, gepaart mit wirklich hartnäckigen Ohrwürmern sorgen dafür, dass man Lampe einfach mögen muss. „Körperlich bin ich nicht in meiner Bestform/[/font][font=Bembo] [/font]
Ich lieg ja auch den ganzen Tag nur rum/ Zu wenig Sport die letzten 15 Jahre/ Rauchen ist kein Sport /Rauchen ist wahrscheinlich nichtmals annähernd / So schlecht wie meine Ernährung/ Wenn man das Ernährung nennen kann“ singt Lampe in seiner Prokrastinationshymne „Morgen fang ich an“ und das Publikum, das fühlt’s auch. Ganz ähnlich, aber mit deutlich mehr Synthies, klingt Future Franz, dessen vermutlich erfolgreichste Songs „Raucher“ und „Idiot“ nahtlos an die Stücke Lampes anschließen könnten. Brüder im Geiste. Ihnen gegenüber stehen Bands wie Kochkraft durch KMA oder am Wochenende des 12.7.-16.7. über 120 Künstler*innen auf und um den Osterdeich auftreten. Neben einigen etablierten Namen wird es vor allem Newcomer*innen und Geheimtipps zu entdekken geben. Der Besuch ist kostenfrei. Laturb, female-fronted, die den puren Rock’n’Roll atmen. Während die anarchistischen Elektropunker*innen Kochkraft durch KMA sich in den letzten Jahren bereits fest in der Indieszene etablieren konnten und mit ihren wilden Shows das Publikum immer wieder aufs Neue begeistern, stehen Laturb aus Bremen noch recht weit am Anfang ihrer Karriere, durften aber bereits für Bands wie Muff Potter eröffnen. Das Trio beschreibt den Stil als „Sünspop/ Newwave/ Electro und Performance Kladderadatsch“ und das trifft es ganz gut. Während einer Laturb Show passiert so viel gleichzeitig auf der Bühne, dass man als Gast ein Weilchen braucht, um das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten, nur um dann zu erkennen, wie außergewöhnlich die Show der drei ist. Rap, Synthies, Konfetti, Goldfische im Glas, Glitzeroutfits, unzählige weitere Requisiten, Tanz- und Artistikeinlagen und ein erstaunliches Gesangstalent umkleiden teils witzige, teils gaga-istische und teils politisch-gesellschaftliche Texte mit eingängigen Beats. Erst Ende letzten Jahres veröffentlichte die Band ihr Debütalbum „All Work & No Play“, aber man kann sicher sein, dass bei so vielen Ideen noch einiges folgen wird. Natürlich hat die Breminale noch mehr zu bieten. Acts, die weniger schräg oder weniger traurig sind, aber spannend wird es allemal, schließlich werden.


Laturb: 13.7. Parkbühne
Kochkraft durch KMA: 13.7. Flutbühne
Lampe: 14.7. Parkbühne
Future Franz 15.7. Parkbühne
Bremen

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