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Musikalische Sommergrüße in Ostfriesland18.05.2023



Text: Horst E. Wegener Foto: Dovile Sermokas
Seit der weltenbummelnde MusikProfessor Wolfram König anno 1976 Tokio den Rücken kehrte, um auf der Suche nach einem Kontrast zur Hektik der asiatischen Millionenstadt im ländlichen Nordwesten Deutschlands sesshaft zu werden, konnte sich Ostfriesland glücklich schätzen. Zum einen, weil mit einem Mal angehende Musiker aus aller Welt nach Aurich kamen, um dort an den regelmäßig anberaumten Meisterkursen des Violinen-Virtuosen König teilzunehmen; 1983 hoben der Musik-Pädagoge und seine Frau Erika obendrein ihren „Musikalischen Sommer“-Reigen aus der Taufe. Die Vorstellung, klassische Melodien in der pittoresken Szenerie von Kirchen, Burgen, Schlössern oder Gulfhöfen vor Publikum zu spielen, war zu jener Zeit allenfalls den Briten als launiger Sommerspaß bekannt und bescherte der Ostfriesischen Region das älteste Klassik-Flächenfestival Deutschlands. Im Laufe der Jahre kamen weitere Spielorte in den angrenzenden Landkreisen und den Niederlanden hinzu, wurden die kammermusikalischen Programme um Jazz und Weltmusik sowie gastronomische und kulturtouristische Angebote ergänzt. Da den beiden Kindern des Festival-Gründers dessen Leidenschaft und Neugier für Musik ebenfalls von klein auf vermittelt worden war, konnte der Senior den Nachwuchs frühzeitig in die Organisation mit einbinden. Und noch bevor Wolfram König seinen 80sten Geburtstag feierte, trat er die künstlerische Leitung des Musikalischen Sommers vorausblickend an den Klavier-spielenden Sohn Iwan ab. Ein Glücksgriff, der dem Festival Kontinuität garantierte – übern Tod von Iwans Vater hinaus. Mit der 39. Spielzeit des Musikalischen Sommers können die Festivalmacher Julia Marie Müller und Iwan König anno 2023 zu 25 Veranstaltungen laden, die an 20 reizvollen Spielorten in der Region über die Bühne gehen werden. Fürs interessierte Publikum hat man international gefeierte Stars der Klassikszene genauso im Angebot wie vielversprechende Nachwuchstalente – zu gleichbleibend erschwinglichen Ticket-Preisen. Bereits am 26. Mai, sprich pünktlich zu Pfingsten, bittet der chinesische Starpianist Haiou Zhang zum Klassikkonzert in den Barocksaal von Schloss Gödens. Der offizielle Festivalauftakt findet jedoch erst am 2. Juni statt, wenn Pianist Iwan und Violinistin Franziska König gemeinsam mit Leonid Gorokhov am Violoncello nach Aurich in die Lambertikirche laden. Auf dem Programm stehen Werke von Ludwig van Beethoven, Sergei Rachmaninov sowie das von Mitstreiter Gorokhov ersonnene Stück „Die Nacht ist nicht mehr fern“. Gemäß der Festivalausrichtung, den unterschiedlichsten Musikstilen ein Podium zu bieten, dürfen tags darauf im Auricher Güterschuppen Violinist Bjarke Falgren zusammen mit Gitarrist Sönke Meinen crossover-musikalisch in die Vollen gehen. Ob Folk, Jazz, Weltmusik oder Klassik – nichts ist dem Duo fremd; für ihr Debütalbum „Postcard to Self“ sahnten die Ausnahmemusiker bei den Danish Music Awards 2019 Nominierungen sowohl in der Kategorie „Album des Jahres“ als auch „Komponist des Jahres“ ab. Noch bis zum 23. Juli werden sich dann im Rahmen der diesjährigen musikalischen Rundreise durch die ostfriesische Halbinsel Koryphäen und Nachwuchstalente mit Herzblut für traditionelle oder moderne Klänge stark machen, dürfte der Blick ins Programmheft jedermann fündig werden lassen. Es sei denn, man entscheidet sich zu spät. Noch gibt es Tickets zu fast allen Veranstaltungen – noch.

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