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Serie: Künstler von Hier29.10.2020



Text und Foto  |  Karin Eickenberg

Zwischen Werften, Wasserwelten und den „ganz alltäglichen“ Wundern der Natur bewegt sich der Fotograf und Buchautor Peter Andryszak. Gern zielt der Fokus seiner Kamera auf das scheinbar Unspektakuläre, das sich erst bei genauerer Betrachtung und aus besonderer Perspektive als faszinierendes Motiv entpuppt. - Schiffsrümpfe, die wie abstrakte Gemälde wirken, ein Wassertropfen, unter dessen Aufprall sich die Meereswelle zum gläsernen Kunstwerk aufbäumt oder das Auge eines Fisches, in dessen Pupille man wie in einem  schwarzen Krater versinkt. Doch es geht ihm nicht nur um den optischen Effekt. Ebenso spannend ist für ihn die intensive, oft über lange Zeiträume stattfindende Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Foto-Objekt . „Ich hoffe, dass daraus Bilder entstehen, die einen besonderen Eindruck vermitteln – nicht, wie schon tausendmal gesehen“, so Andryszak.  Geboren ist der Wahl-Oldenburger 1962 im Ruhrpott. Er hat Sozialarbeit und Sozialwissenschaften studiert, sich in mehreren Berufen ausprobiert und sich dann, vor über zwanzig Jahren, als Journalist selbstständig gemacht. Seine Fotografien veröffentlicht er in Reportagen, auf Ausstellungen aber auch in eigenen Büchern, die sich zumeist mit dem Schiffbau beschäftigen.
 
DIABOLO: Was hat Sie zu Ihrer Kunst gebracht?
Andryszak:  Die wirtschaftliche Notwendigkeit! Nach einigen Jahres des recht unzufriedenen, abhängig Beschäftigten machte ich mich im mittleren 30er-Alter mit schreibendem Lokaljournalismus selbständig. Schnell musste ich feststellen, dass Schreiben allein in diesem Arbeitsbereich nicht zum Leben reicht. Also habe ich gleichzeitig auch begonnen, zu fotografieren, was ich zuvor noch nie getan hatte. Und bald kamen – und kommen – immer neue fotografische Ideen und Versuche hinzu.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Andryszak: Ob das, was ich mache, „Kunst“ ist, mögen andere  beurteilen. Die Bilder sehen oft heftig danach aus. Besonders die Wasserbilder. Allerdings sind sie alle dokumentarisch. Nichts habe ich an den Motiven manipuliert oder in meinem kreativen Sinne geschaffen oder gestaltet – außer vielleicht, mich zu ihnen zu begeben, auf sie zu warten, sie zu sehen oder zu entdecken. Wenn ich über meine eigene Begeisterung hinaus etwas bewirken möchte, wäre es sicherlich das Anstacheln der Bildbetrachter, ihre Augen mit Aufmerksamkeit auf ihre unmittelbare Umgebung zu richten und deren ganz besondere Schönheit wahrzunehmen. Solche Bilder, wie ich sie habe, könnten sie auch selber machen. Mit eigener Ausrichtung und Interpretation. Es ist vielleicht Kunst, aber kein Geheimnis. Es braucht nur etwas an Aufmerksamkeit und Achtung für die Dinge und das Leben um uns herum.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Andryszak: Meine fotografischen Themen sind eigentlich immer etwas, was mich gerade beschäftigt oder mir aufgrund irgendwelcher Dinge, die mir in den Sinn gekommen sind, die ich gehört oder gesehen habe und mir sowieso – wenn auch unterschwellig – Aufmerksamkeit abringen. Ihre Verbindung zueinander liegt immer und immer wieder bei Wasser, Tier, Natur und ganz häufig auch Schiff. So fand ich es zum Beispiel höchst spannend,  Haubentauchern beim Balztanz zuzusehen. Wollte dann aber auch unbedingt mitbekommen, wie es anschließend weiter geht. Oder wenn ein Apfelbaum nach dem Winter wieder sichtbar zum Leben kommt – und wer alles sich darüber über Monate hinweg freut. Auch der Anblick geradezu fantastischer Lebensräume, wie der im Wasser. Und manchmal sind es einfach unvorbereitete Begegnungen mit meist frei lebenden Tieren.
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Andryszak:  Ich arbeite meist da, wo ich bin. Ob nun auf meiner Terrasse, vor dem Hauseingang, mitten im Watt, Wald Park oder auf Wiese wie Weide, im und auf dem Wasser aber auch in Schiffswerften und auf See. Eher selten da, wo viele Menschen sind. Technisch habe ich so ziemlich alles an Fotokameras, was ich bei nahezu allen Gelegenheiten gebrauchen könnte. Gerade bei der Begegnung mit Tieren ist mir das ganz besonders wichtig. Ich will sie möglichst wenig stören oder gar ängstigen. Das Liebste wäre es mir, sie verhalten sich bei unserer Begegnung so, wie sie es in ihrer Art tun – ganz ohne Orientierung oder gar Fixierung auf diesen Menschen da mit seinem schwarzen Ding in der Hand und ganz sicher ohne Leckerlies in der Tasche. Und wenn es mir dann auch noch gelingt, mit diesen Wesen – und seien es Ameisen, die gerade eine tote Assel abtransportieren – fotografisch auf Augenhöhe zu sein, dann bin ich glücklich.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Andryszak: Ich schaue hin, versuche nur ganz wenig zu stören und lasse meinen Motiven möglichst ihren eigenen Charakter.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Andryszak: Höhepunkte ergeben sich für mich immer wieder allein schon in den Momenten, wenn ich einzelne Bilder sehe und sie mich auch noch nach Jahren begeistern. Ansonsten stellen manche schön mit meinen Bildern gestaltete Foto-Reportagen und Titel- wie Webseiten immer wieder aufs Neue einen kleinen Höhepunkt meiner Arbeit dar. Ganz zu schweigen von meinen Büchern. Aber das Allerschönste ist es für mich, wenn jemand fasziniert vor einem meiner Bilder steht und voller Intensität darin etwas Besonderes, ganz Eigenes wahrnimmt.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Andryszak: Der Apfelbaum, die Kellerassel und der Umbau der Borkumfähre MS Münsterland.
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Andryszak: Aktuell in der Musikschule Oldenburg und ansonsten weit gestreut.  
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Andryszak: Wenn es mir gelingt, die Vorstellungen, die ich mir im Kopf von den Bildern mache, am Ende auch fotografisch zu realisieren.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstler in Oldenburg?
Andryszak: Ich habe mir diese Stadt zum Leben ausgesucht und möchte hier bleiben. Meine Arbeit und auch das „Geld verdienen“ findet allerdings überwiegend woanders statt.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Andryszak: Einfach weitermachen und zu jeder Zeit zufrieden und gerne auch mit Begeisterung zurückschauen.

Kontakt: www.peterandry.de

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