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In voller Blüte: Filmfest 2019: PreisträgerInnen18.09.2019

In voller Blüte: Filmfest 2019: PreisträgerInnen

Text und Foto |  Christoph Kienemann

Während die großen Hollywood-Studios zunehmend unter dem Druck von Netflix & Co leiden, zeigte sich das unabhängige Kino auf dem Oldenburger Filmfestival von seiner besten Seite. Dank einer starken Independent-Reihe, den Tributes an Burkhard Driest und an Seymour Cassel sowie internationalen Highlights wie „The Steed“ oder „Cat Sticks“ besuchten 15.500 ZuschauerInnen die Spielstätten des 26. Festivals. Das Publikum des Filmfestes vergab dann auch in diesem Jahr den Hauptpreis des Abends. Der German Independence Award in der Kategorie „Bester Film“ ging in diesem Jahr an „In Full Bloom“ der Regisseure Adam VillaSenor und Reza Ghassem. Das Duo inszenierte den Kampf eines japanischen Box-Champions gegen seinen abgehalfterten amerikanischen Widerpart frei von jeglichem national aufgeladenen Pathos. Die Regisseure stellen vielmehr die unterschiedlichen Charaktere in den Vordergrund und beleuchten deren Motivation, Ängste und Hoffnungen. Spielend wechselt die Kamera zwischen introspektiven Ansichten, die die Boxer in ihren inneren Konflikten zeigen und beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Offenbar eine Mischung, der das Oldenburger Publikum nicht widerstehen konnte. Als Zugabe durften sich VillaSenor und Ghassem noch über den Preis für das beste Erstlingswerk freuen, der in diesem Jahr seine Premiere feierte.
Von außergewöhnlicher Qualität zeugten in diesem Jahr die darstellerischen Leistungen in der Independet-Reihe. Mit Corinna Harfouch (Lara), Haley Bennett (Swallow) oder Lisa Hagmeister (Bis die Welt einen Rand bekommt) bestimmten die weiblichen Hauptrollen das Geschehen auf der Leinwand. Von besonderer Qualität war dabei die Darbietung von Patrycja Płanik in „Lillian“. In einer schauspielerischen Tour de Force spielte Płanik die Rolle der Lillian Alling, die sich zu Fuß von New York nach Russland durchschlagen wollte und wurde mit dem Seymour Cassey Award als beste weibliche Darstellerin bedacht. Płanik machte jedes Detail der Reise transparent, sodass jeder Schritt, jede Verletzung und die Einsamkeit Lillians inmitten eines endlosen Landes spürbar wurde. Als bester männlicher Darsteller wurde Zachary Ray Sherman für seine Rolle als Ronnie in Rob Lamberts Charakterstudie „Cuck“ ausgezeichnet. Sherman, bekannt aus dem Remake der Serie Beverly Hills 90210, beeindruckte durch die emotionale Bandbreite, mit der er den rechten Möchtegern-Macho und Amokläufer darstellt. So nimmt Sherman die ZuschauerInnen mit in die Gefühls- und Gedankenwelt von „Make America Great Again“.
Über den neuen „Spirit of cinema Award“ durfte sich „The Steed“ freuen. Regisseur Erdenebileg Ganbold schuf atemberaubende Naturaufnahmen und zeigte klassisches Abenteuerkino. Ebenfalls zum ersten Mal vergeben wurde der „Audacity Award“ für besonders wagemutiges Kino, den Grace Glawicki für ihr Werk „Tito“ erhielt. Ihr surrealer Film erzählt eine feministische Fabel über Freundschaft und Angst. Die Kurzfilmjury zeichnete „Blue Hour“ von Kahin LeQuerrec aus und attestierte der Regisseurin ein poetisches Herz und ein geschicktes Auge.

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