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DIABOLO Wochenzeitung:
Künstler von Hier: 11 Fragen an … Charlotte Sieber12.06.2019



Text und Foto  |  Karin Eickenberg
So hat sie sich nicht nur kunsthandwerkliche Techniken selbst beigebracht, die heute aufgrund der aufwändigen Verfahrensweisen fast schon als „ausgestorben“ gelten, wie die Arbeit mit Blockintarsien oder spezielle Vergoldungstechniken. Sie stellt auch Werkzeuge und Maschinenvorsätze selbst her, um ihre äußerst präzisen und filigranen Kunststücke verwirklichen zu können. Neben der Verarbeitung von Holz und Metall ist sie ständig auf der Suche nach neuen Materialien. Für ihre neuesten Objekte, die sie „Baumwächter“ nennt, experimentierte sie zum Beispiel mit Zellulose aus verlassenen Wespen- und Hornissennestern.  Ein unglaublich empfindliches, hauchdünnes Material, dass sich nur mit der Pinzette ab- und auftragen lässt. Diese Werke sollen erstmals Anfang September in einer BBK-Ausstellung gezeigt werden. Dort, im Bund Bildender Künstler, ist Charlotte Sieber seit 2014 als Mitglied präsent.    

DIABOLO: Wie sind Sie zu Ihrer Kunst gekommen?
Sieber: Als Künstlerin bin ich Autodidaktin. Fragen der Gestaltung, der Formgebung und der handwerklichen Ausführung haben mich schon lange beschäftigt. Später waren Künstlerinnen und Künstler in meinem Bekannten- und Freundeskreis Anstoß und Motivation für die eigene künstlerische Praxis.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Sieber: Der Kunsthistoriker Gottfried Böhme sagte: „Jenseits der Sprache existieren gewaltige Räume von Sinn, ungeahnte Räume der Visualität...sie benötigen keine Nachbesserung oder nachträgliche Rechtfertigung durch das Wort.“ In meinen Arbeiten geht es mir darum, Gedanken- und Erlebniswelten bildhaft deutlich zu machen, sinnlich zu beeindrucken.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Sieber: Es gibt keine thematischen Beschränkungen. Schwerpunktmäßig setze ich mich jedoch mit Fragen zur Zeit, zum Reisen, zu Zeit-Reisen und Traum-Reisen, zur Vergänglichkeit und zum Bewahren, zum Auf und Ab des Lebens auseinander.
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Sieber: Das Sammeln und Arrangieren sind Grundprinzipien meiner Arbeit. Sammeln heißt, das Gestrandete aufbewahren, den Lebensstrom anhalten, bedächtiger sein, rekonstruieren. Beim Auslegen und Kombinieren kommt es zu einem Neu-Schaffen von sinnhaften Bezügen durch Deuten und Um-Deuten. Der Authentizität des Materials folge ich mit der Handwerklichkeit der Gestaltungsprinzipien: Urformen, Umformen, Trennen, Fügen, Beschichten. Am Ende des Weges birgt für mich jeder Bildkasten, jedes Objekt eine autonome, manchmal geheimnisvolle Welt.  
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Sieber: Häufig sind Fundstücke und  immer wieder die Auseinandersetzung mit verschiedensten Materialien der Anlass und die Herausforderung für eine intensive Beschäftigung. Im Medium der Bildkästen und Objekt-Assemblage habe ich Formen des bildhaften Ausdrucks gefunden, die mir Räume für den spielerischen Umgang mit Dingen und mannigfaltigen Erkundigungen zu Form und Inhalt eröffnen.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Sieber: Die Teilnahme an der Ausstellung DAS A UND O. Eine Ausstellung über Leben und Tod der KulturAmbulanz in Bremen im Jahr 2014.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Sieber: Im Augenblick beschäftigen mich Fragen des Verhältnisses von Mensch und Natur. Inhaltlich greife ich tradierte Mythen auf, denen ich eine neue Form gebe. Formal geht es dabei um das Problem der Beziehung von Innen und Außen. Auf der materiellen Ebene habe ich das Material Wespen- und Hornissennest für mich entdeckt.
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Sieber: Seit einigen Jahren nehme ich an Projekten des BBK teil. Die Ergebnisse werden in der BBK-Galerie in der Peterstraße gezeigt. Im Rahmen der „Offenen ARTEliers“ lade ich Interessierte ein, mich zu besuchen.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Sieber: Eine Bestätigung oder ein Erfolg ist es für mich, wenn Betrachter sich von meiner Arbeit beeindruckt zeigen und eigene, mir vielleicht bis dahin verborgene Zugänge finden.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Sieber: Oldenburg erlebe ich als einen beschaulichen, manchmal auch provinziellen Ort. Von hier aus breche ich auf, um die Welt der Kunst zu entdecken. Gelegentlich bin ich dann  erstaunt, dass diese Welt als Gast auch Oldenburg besucht.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Sieber: Weitermachen – in der Hoffnung, im Sinne des Selbstunterrichts das Staunen nicht zu verlernen, eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten wiederzuentdecken und ihnen Sinn zu geben.

Kontakt: charlotte-sieber@web.de

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