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DIABOLO Wochenzeitung:
Sturm auf die Festung Europa – Filmreihe Perspektiven auf Flucht18.04.2019

Text  |  Horst E. Wegener

Nun haben die Europäische Union und deren Mitgliedstaaten mit Blick auf die Situation von Menschen, die in hiesigen Gefilden Zuflucht suchen, zahlreiche Menschenrechtsabkommen zu beachten. Eigentlich! Denn trotz all dieser auf dem Papier existierenden Verpflichtungen gibt es innerhalb der EU bis heute erhebliche Unterschiede, was den tatsächlichen Umgang mit all jenen betrifft, die in der Festung Europa auf Asyl hoffen. Die Verpflichtungen betreffen etwa Fragen von Standards bei der Unterbringung der Flüchtlinge oder den Grad an gewährtem Zugang zu medizinischer Versorgung. Auch verfahrensrechtliche Standards bei der Bearbeitung von Asylanträgen und die Anerkennungsquoten von Asylanträgen unterscheiden sich in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU nach wie vor erheblich. Und doch kann weder die „Das Boot ist voll“-Rhetorik italienischer Rechtspopulisten afrikanische Migranten vom selbstmörderischen Trip übers Mittelmeer abschrecken, noch hielten in früheren Jahren die immer höheren, stacheldrahtummantelten Zäune der spanischen Enklaven Ceuta und Melilla auf marokkanischem Boden dem Ansturm der Massen stand.
So sehr das Thema Migration sowohl medial als auch in politischen Debatten hierzulande dauerpräsent sei, so „erschreckend selten“ wird zugleich nach Ansicht der Oldenburger Akademikerin und Migrations-Expertin Katharina Hoffmann „über die Gründe, weshalb Menschen sich auf den Weg nach Europa machen und machen müssen (…) berichtet“. Auch in politischen Diskussionen werden für Hoffmanns Geschmack Fluchtursachen zu gern ausgeblendet. Und man muss kein Prophet sein, um feststellen zu können, dass es weltweit an der Bereitschaft fehlt, Verantwortung für die Mitgestaltung von Fluchtursachen zu übernehmen. So finden sich immer wieder Beispiele, in denen die EU und ihre Mitgliedstaaten ihre Wirtschaftsmacht in den Handelsbeziehungen mit afrikanischen Staaten nutzen, bis etwa im Zuge der europäischen Fischerei- oder Landwirtschaftspolitik afrikanische Fischer und Bauern vom eigenen Markt verdrängt  werden. Die Folge: Ihrer Existenzgrundlage beraubt, bleibt nurmehr die Hoffnung auf einen Neuanfang in Europa.
Um unser aller Bewusstsein für solchen Irrsinn zu schärfen, hat sich Migrations-Expertin Hoffmann mit Gleichgesinnten im internationalen Bündnis Seebrücke zusammengefunden. Neben der Möglichkeit, sich über politische Diskussionen mit allen Menschen auf der Flucht und in Not austauschen zu können, bietet sich auch die derzeit im cine k laufende Filmreihe „Perspektiven auf Flucht“ als Einstieg zur Solidaritätsbekundung an. Da werden noch bis zum 21. Mai an jedem Dienstag (mit Ausnahme des 7. Mais) ab 18 Uhr Filme zum Thema gezeigt, jeweils eingebettet in Gespräche oder Diskussionsrunden. Zwar ist der Eintritt kostenfrei, dennoch sind Spenden erwünscht, um diese der Seenotrettungsorganisation Sea-Eye komplett weiterreichen zu können.

Nach der Filmveranstaltung im cine k findet jeden Dienstag ab 20 Uhr im Kreativ:LABOR ein offenes Plenum zur Dokumentarfilmreihe statt.

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