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Wochenzeitung DIABOLO:
Nicht bedacht? - Wie wird die Kulturförderung in Zukunft aussehen17.01.2019
TEXT und FOTO | Christoph Kienemann
Im Bahnhofsviertel tummeln sich zahlreiche Kultureinrichtungen der freien Szene. Das Theater Wrede, die Kulturetage, das Theater Hof/19, das Blauschimmel Atelier und das Filmfest Oldenburg. Hier entsteht im besten Fall Kultur abseits des Mainstreams. Für ihre Arbeit erhalten die Kulturschaffenden eine Förderung aus Mitteln der Stadt. Hier wird zurzeit an einer Neuausrichtung der Kulturförderung gearbeitet, die angesichts des anstehenden Generationswechsels in der Personalstruktur der freien Szene nötig ist.
Die freien Theater verstehen sich seit jeher als Experimentalraum. Statt der Pflege des literarischen Kanons und immer wieder neuen Versionen von Goethe, Schiller oder Brecht auf die Bühnen zu bringen, geht es hier um zeitgenössische Erzählweisen und oftmals auch um neue Konzepte des Theatererlebnisses. Einen besonderen Stellenwert hat dabei auch die forschende Theaterarbeit, die sich in Interview, Recherchen und Trainings manifestiert. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit des Theater Wredes im Rahmen der Flausen Stipendien. Die freien Theater leisten dabei professionelle Arbeit und ermöglichen eine Weiterentwicklung der Kulturlandschaft. Die finanzielle Grundlage der freien Theater und Kultureinrichtungen ist immer eine Mixtur aus verschiedenen Quellen, aus erwirtschafteten Anteilen und Projektmitteln aus öffentlicher und privater Hand. In Oldenburg erhalten beispielsweise das Theater Wrede 100.000 Euro, das Theater Laboratorium 120.000 Euro, das Theater Hof/19 102.800 Euro oder die Jugendkulturarbeit 70.000 Euro. Das Blauschimmel Atelier erhält 53.800 Euro und die Kulturetage 336.700 Euro. Kleine Beträge, wenn man sie mit den über 6 Millionen Euro an Fördergeldern vergleicht, die das Staatstheater jedes Jahr erhält.
Mit diesen Fördersummen übernimmt die Stadt auch Verantwortung für die faire Bezahlung der MitarbeiterInnen der Theater. Für den Landesverband Freier Theater (LAFT) in Niedersachsen ist es unerlässlich, dass die Theater dabei unterstützt werden, ihre MitarbeiterInnen auch fair bezahlen zu können. Kulturverwaltung und Politik haben sich im Oldenburger Kulturausschuss bereits auf den Weg gemacht, die Kulturförderung in der Stadt neu zu überdenken. Letzteres geschieht vor dem Hintergrund der Herausforderungen, denen sich die freie Szene angesichts der Digitalisierung und des anstehenden Generationswechsels gegenüber sieht. Eine untergeordnete Rolle spielt dabei die Absicherung der MitarbeiterInnen. Eine zentrale Forderung der LAFT besteht in der sozialen Absicherung der Kulturschaffenden in einem erweiterten Versicherungssystem der Künstlersozialkasse unter Berücksichtigung der Niedrigeinkommen freier KünstlerInnen. Die schlechte finanzielle Ausstattung der freien Kulturszene erlaubt schließlich keine hohen Gehälter und damit auch keine auskömmlichen Renten. In Berlin gründete sich daher kürzlich die Stiftung „IVQS gegen Altersarmut bei Schauspielern“. Doch damit sich tatsächlich etwas an der Gefahr, in Altersarmut abzurutschen, für die MitarbeiterInnen der freien Szene ändert, müsste sich auch langfristig etwas an der staatlichen Kulturförderung ändern und diese sich an den tatsächlich ermittelten Bedarfen der Theater und Kultureinrichtungen orientieren.
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