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Auch ohne Flughafen in Oldenburg gelandet11.10.2023
Text und Foto: Thea Drexhage
Zu dieser Zeit sollte Flight eigentlich in Oldenburg Premiere feiern, doch die Pandemie machte der Sache einen Strich durch die Rechnung. Counter-tenor Tamangna, der nur wenige Wochen zuvor noch auf der Bühne der Met in New York stand, fand sich also gestrandet in Oldenburg wieder. Zwar bestand die Möglichkeit, zurück in seine Heimat New York zu reisen, aber das deutlich kleinere Oldenburg schien zu dieser Zeit eine sicherere Alternative, obwohl man nicht wusste, wann und wie der Theaterbetrieb weitergehen würde. Durch vorherige Arbeiten am Staatstheater in Johann Adolph Hasses „Siroe“ während der Spielzeit 2016/17 konnte Tamagna von einem bestehenden sozialen Netzwerk profitieren und lernte die Stadt, ihre Bewohner*innen und die Sprache nach und nach besser kennen. Als Opernsänger ist man viel in der Welt unterwegs: Amerika, Europa, Australien. So fiel schließlich die Entscheidung, einen zweiten festen Wohnsitz in Oldenburg als Ausgangspunkt für weitere Karrierestationen zu etablieren. „Ich bin erstmal einfach so lange hier geblieben, bis die Produktion von Flight wieder stattfinden konnte. Das war sehr skurril, aber während-dessen habe ich mir hier ein neues Leben geschaffen. Das war schon skurril, aber sehr schön.“, schaut er zurück. Aufgewachsen ist der 1982 in New York geborene Sänger in einer sehr musikalischen Familie. Das Leben unterwegs lernte er durch seine Mutter kennen, die mit ihren beiden Schwestern in einer Band spielte und ihn regelmäßig mit auf Tour nahm. Er lernte Klavier und Klarinette zu spielen – sein ernstzunehmendes Talent für den Gesang erkannte er aber erst während seines Musikstudiums: „Ich wusste immer, dass ich eine Stimme habe, aber nicht, dass diese gut für die Oper wäre. Während des Studiums wurde ich dann darauf hingewiesen, wie besonders diese wäre.“ Ein Countertenor zu sein hat dabei viele Vor- und Nachteile. Einerseits gibt es nicht sehr viele Countertenöre und die Konkurrenz ist dadurch kleiner, andererseits gibt es abseits der Barockwerke nur wenige Stücke, die passend sind. „Tenöre und Baritone sind fast überall fest im Repertoire. Wir Countertenöre müssen da immer andere Wege finden. Entweder über richtig alte Musik oder ganz moderne, für uns komponierte Sachen, oder wir müssen unsere Stimmen anpassen, beispielsweise für Stücke aus dem 19. Jahrhundert.“, erklärt er. Aber es gibt auch ein paar Werke, die perfekt für ihn passen würden und von denen er träumt, sie einmal aufführen zu dürfen. Ein Sommernachtstraum von Benjamin Britten zum Beispiel. Doch nach „Flight“, was noch bis November am Staatstheater aufgeführt wird, wird ihn sein Weg erst einmal nach Israel für Glucks „Orfeo ed Euridice“ führen. „Dort werde ich fast 20 Minuten alleine singen, das ist schon ziemlich heftig. Danach geht es dann nach San Francisco. Seit langem wieder ein großer Job in Amerika.“, freut er sich aufgeregt. Und auch an die Met, der Traum vieler Opernsänger, würde er gern noch einmal zurück: „Auf dieser Bühne zu stehen vor fast 4000 Menschen ist der Wahnsinn. Man denkt immer das ist schwierig, so ganz ohne Verstärkung, Aber die Akustik ist so schön, dass man darin auch flüstern kann.“, schwärmt er. Natürlich soll auch in Deutschland weiterhin vieles passieren. Vielleicht wieder gemeinsam mit Oldenburgs bald ehemaligem Generalintendanten Christian Firmbach in Karlsruhe oder neue Projekte hier am Staastheater.