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MoX - Veranstaltungsjournal
„Das Totenschiff“ von B. Traven
Vorgestellt von Bob Reuter, Erziehungs-und Bildungswissenschaftler10.01.2019
MoX: Wovon handelt das Buch?
Bob Reuter: Im Mittelpunkt des Geschehens steht der amerikanischen Seemann Gales - ein im Herzen idealistischer, gutmütiger Arbeiter und umgänglicher Mensch - der in Antwerpen, einer damals oft angeheuerten Hafenstadt, auf Landgang ist. Dort stellt er fest, dass ihm seine Papiere abhanden gekommen sind. Fortan gilt er als staatenlos und gerät aufgrund dieses Status quo in diverse problematische Ereignisse. Die größte Hürde stellt für ihn ein riesiger bürokratischer Apparat dar: Ohne urkundliche Bestätigungen seiner Existenz kann er nirgends lange verweilen. So sieht sich Gales letztendlich gezwungen auf der Yorikke, einem so genannten Totenschiff, anzuheuern. Sozusagen einem Auffangbecken für papierlose Seemänner und andere arme Seelen, die keine Zuflucht mehr auf anderen Schiffen gefunden haben. Auf diesem Totenschiff verbringt der Protagonist nun einige Zeit und erlebt währenddessen alle möglichen Spielarten von zwischenmenschlicher Tristesse und Ausbeutung im Rahmen eines globalisierten Kapitalismus, der ihm und der restlichen Crew die Grenzen der menschlichen Existenz aufzeigt. Der Alltag auf der Yorikke wird durch menschenverachtende Arbeit bestimmt und die Crew des Schiffes wird unweigerlich in zwielichtige Machenschaften, die jenseits behördlicher Aufsicht laufen, verwickelt. Trotz schwieriger Gegebenheiten, die an die existenziellen Grenzen der Figuren gehen, werden auch einzelne Freundschaften geknüpft und der Roman lässt es auch nicht an humoristischen Einlagen fehlen.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Bob Reuter: Auf dem Papier. E-Books habe ich noch nie ausprobiert. Bisher war ich auch immer vollauf zufrieden mit meiner Papierlektüre.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut an dem Buch gefallen?
Bob Reuter: „Das Totenschiff“ war für mich der Einstieg in das Gesamtwerk von Traven, den ich über alles lieben und schätzen gelernt habe. Besonders gut gefiel mir an dem Roman, dass er alle möglichen Facetten einer tollen Abenteuergeschichte aufweist. Wir finden hier sowohl romantische als auch dramatische Komponenten sowie vielfache Ortswechsel vor. Diese typischen Elemente von einem Abenteuerroman hat der Autor perfektioniert und es macht wahnsinnig Spaß das zu lesen. Das liegt nicht zuletzt auch an der einfachen, zugänglichen Sprache, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Figuren auf ganz fantastische, präzise Art und Weise wiedergibt. Jene Abenteuerkomponente wird mit einer fundamentalen Gesellschaftkritik im Subtext verbunden, in der auch Travens persönliche politische Haltung zum Vorschein kommt. Für mich persönlich stellt das einen revolutionären Moment in der Literatur dar, da sich hier die Möglichkeit bietet, Lehrinhalte in die Form einer lesbaren, tollen Geschichte zu verpacken.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Bob Reuter: Allen Leuten, die einer spannenden, auch humoristischen Abenteuergeschichte von humanistischer Tragweite zugetan sind.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Text und Foto: Dana Hubrich