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Berlinale Calling07.02.2024



Text: Horst E. Wegener Foto: Brigitte Lancombe

Dem wird man anno 2024 schon allein mit dem Auftakt des diesjährigen Cineasten-Reigens gerecht: Mit der Weltpremiere der irisch-belgischen Produktion „Small Things like These“ werden die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin am Abend des 15. Februars im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz eröffnet. Unter der Regie von Tim Mielants spielen unter anderem Cillian Murphy und Emily Watson mit. Der Film greift die Enthüllungen über die irischen Magdalenen-Wäschereien auf – absolut unchristliche Arbeitsstätten, die von den 1820er-Jahren bis 1996 von römisch-katholischen Institutionen betrieben wurden, vorgeblich um „gefallene junge Frauen“ zu reformieren. Bekräftigt Carlo Chatrian, der sich die Berlinale-Leitung mit Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek teilt: „Wir sind sicher, dass diese Geschichte, die den Einsatz für Schwächere und den Willen, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren, vereint, alle begeistern wird“. Zum fünften Mal verantwortet das Gespann Chatrian/Rissenbeek den spreeathener Filmfest-Marathon, um danach den Staffelstab an die designierte Amts-Nachfolgerin Tricia Tuttle weiterzureichen.
Mit Blick auf die ewigen Berlinale-Konkurrenten Cannes und Venedig haben Chatrian/Rissenbeek zwar einerseits das Glück, nach Ende des im Vorjahr schier ausufernden Hollywood-Streiks von gewerkschaftlich organisierten Schauspielern und Drehbuchautoren als erste Großveranstaltung anno ´24 wieder mit jeder Menge anreisender Stars und Sternchen aufwarten zu können - theoretisch. In der Praxis scheinen manche Kinogrößen jedoch unabkömmlich, weil sie im Februar mitten in Dreharbeiten stecken. Unter den Traumfabriklern, die dennoch in der Hauptstadt erwartet werden, findet sich mit US-Blödelmime Adam Sandler aber sogar ein prominenter Darsteller, der den Berliner Cineasten-Reigen zuvor noch nie beehrt hat. Zusammen mit seiner britischen Kollegin Carey Mulligan will Sandler PR für die SciFi-Komödie „Spaceman“ machen, die im Rahmen des Festivals als Weltpremiere über die Bühne gehen wird. Ebenfalls als Welturaufführungen sind „In Liebe, eure Hilde“ von Andreas Dresen mit „Babylon Berlin“-Star Liv Lisa Fries sowie „Sterben“ von Matthias Glasner, unter anderem mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger in den Hauptrollen terminiert.
Unter den  zwanzig Beiträgen, die in der prestigeträchtigen Wettbewerbsschiene um Goldene oder Silberne Bären-Trophäen wetteifern, sind neben der starken deutschen sowie europäischen Beteiligung auch je drei Produktionen aus Asien und Afrika nebst zwei aus Südamerika zu begutachten. Auffällig ist zudem die Präsenz großer Namen in den übrigen Festivalreihen: So laufen neue Werke des Berlinale-Gewinners von 2023 Nicolas Philibert, des israelischen Regisseurs Amos Gitai und des deutschen Regisseurs Edgar Reitz als „Berlinale Special“, Atom Egoyans „Seven Veils“ und die Romanadaption „Treasure“ von Julia von Heinz werden als „Special Gala“ gezeigt. Die Sektion Panorama kündigt Filme von Nora Fingscheidt, André Téchiné, Asli Özge und Thomas Arslan an.
Kino-Urgestein Martin Scorsese wird im Rahmen einer Gala den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk entgegennehmen. Während Altfilmer Scorsese als Preisträger dieser Trophäe schon bekannt ist, gilt es hinsichtlich der Entscheidung der Grand Jury um Präsidentin Lupita Nyong´o noch bis Festivalende abzuwarten. Fest steht zudem, dass trotz der Ankündigung des scheidenden Leitungs-Duos, anno ´24 ganze Reihen streichen und fast ein Drittel weniger Filme zeigen zu wollen, Berlinale-Gänger wie gehabt um die Qual ihrer persönlichen Filmauswahl über zehn Tage und Nächte hinweg schwerlich herumkommen werden. Und bei manchen der ins Festival-Programm integrierten Filmkunstperlen dürfte die Chance auf einen späteren normalen Bundesstart hierzulande gen Null tendieren, was es cinephilen Festivaliers noch schwerer machen könnte, sich vorab festlegen zu müssen. Tja, that´s Berlinale-Alltag – viel Glück.


15.-25.02., diverse Kinos, Berlin; Infos & Tickets: berlinale.de/programm/ticket-info

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