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MoX Soundcheck KW 2018.05.2023











Texte: Horst E. Wegener


Chloe Gallardo: DEFAMATOR (VÖ: 12.5.)

Wenn einem so innig und gefühlsbetont von dramatischen Schicksalsschlägen gewehklagt wird, wie es das Sunshine-StateGirl Chloe Gallardo auf ihrem Debütalbum drauf hat, könnte man glatt versucht sein, angesichts der seufzerschön gesäuselten Bedroom-Pop-Melodien die Texte auszublenden. Was ein Fehler wäre, da die 24-jährige Kalifornierin dem Rat ihres Therapeuten in Los Angeles nachkam, sich Erlebtes über den sexuellen Missbrauch im Kindesalter, gescheiterte Beziehungen oder Jobverlust von der Seele zu schreiben. Beängstigend souverän und völlig schmerzfrei überantwortete Chloe ihrer Songtextkladde daraufhin, was ihr zu schaffen machte. Und, oh Wunder, es entstand mitnichten sublim panik-Balladeskes, sondern schwebend flimmernder Pop.

Sondermarke: VON DUNKEL BIS KOPFÜBER (VÖ: 19.5.)
„Der Platz zwischen den Stühlen ist der beste“, frotzelte Bernhard Wegner-Schmidt, seines Zeichens Sänger, Gitarrist und kreativer Kopf der fränkischen Indieband Sondermarke gern angesichts der vielen Begründungen, weshalb man der Branche nicht hitradiotauglich (zuviel Punk) oder rokkfestivalbühnengeeignet (zu Deutsch-Pop-lastig) vorgekommen sei. Den Fans der aus Schweinfurt stammenden Truppe war hingegen schnell klar, dass Pop mit Streichern, Bläsern und aufwendigen Arrangements einerseits und kurze gitarrenlastige Tracks andererseits bestens miteinander harmonieren. Auch für „von dunkel bis kopfüber“ gilt, dass es verdammt Deutschpophymnisch klingt.

Magick Touch: CAKES AND COFFINS (VÖ: 19.5.)
Von dieser Band hört man schon seit längerem, dass sie sich unter den unzähligen skandinavischen Hardrock- und Heavy-Combos ihren Ruf als schweißtreibend bühnenaffines Power-Trio aus Bergen ehrlich erarbeitet hat. Mit druckvollem Gesang, sattem Gitarrensound und einer fetten Maloche hinter Trommeln und Bekken wird den in nach-pandemischen Zeiten endlich wieder erwachenden Lebensgeistern tüchtig genug eingeheizt, um als Hörer keinerlei Gedanken an den bizarren Titel des neuen Albums zu verschwenden. Im Ergebnis dürfen wir uns wie bei der Beantwortung der Frage zu James Bonds Martini fühlen: Die einen sind gerührt, die anderen geschüttelt.

Alex Lahey: THE ANSWER IS ALWAYS YES (VÖ: 19.5.)
iert einen das Erwachsen-werden auch in der australischen Metropole Melbourne mit riesigen Problemen. Belastend für all jene, die sich etwa im Teenageralter sowohl als Individuum zu begreifen beginnen, während es ihnen gleichzeitig extrem wichtig erscheint, fortwährend irgendwo dazu gehören zu wollen. Schwierig bis schier unlösbar für jemand wie Alex, die sich aufgrund erster lesbischer Erfahrungen zur Außenseiterin abgestempelt fühlte. Andererseits ließ sich diese Ausgangslage im Erwachsenenalter immer wieder aufs Produktivste für einfühlsame Songtexte nutzen. Ihr queeres Anderssein aus den verschiedensten Blickwinkeln analysierend, punktet die IndieRockerin aus down under auf ihrem dritten Longplayer mit eloquentem Country-Rock und beglückendem Power-Pop.

Mega Bog: END OF EVERYTHING (VÖ: 19.5.)
Um die Zukunft der Welt schien es düster bestellt, sagte sich Mega Bog anno 2020 angesichts jener nicht enden wollenden Waldbrände in unmittelbarer Umgebung zu ihrem kalifornischen Domizil. Da das Musikmachen der multibegabten Künstlerin schon früher beste Chancen eröffnet hatte, sich einer schwierigen Kindheit oder anderen aufkommenden Problemen entziehen zu können, erschuf die Frontfrau des experimentell-avantgardistischen SynthRockpop-Ensembles nun auch mit dem vorliegenden siebten Longplayer eins ihrer typischen dissonant-polyphonen Klanggemälde. Kombiniert werden filigraner Jazz mit Space-Pop, SoftRock, Folk und Psychedelic-Einflüssen sowie Elementen aus Ambient. Im Ergebnis klingt das so hingebungsvoll und präzise, dass man als Zuhörer schnell begreift, was für eine eminent poetische Powerfrau Mega Bog trotz des gewagt offenherzigen „End…“-Covers ist.

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