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Bürgerin fährt Bürger19.04.2023
Text und Foto: Britta Lübbers
Sie war Kassenwartin sowie Schriftführerin und ist jetzt Fahrdienstleiterin, Fahrerbetreuerin und – als eine von derzeit drei Frauen – auch Busfahrerin. Dabei wollte sie das Fahrzeug eigentlich gar nicht lenken. Ihr Job im Vorstand war die Kassenführung, die bot sich an, denn Marlies Peters ist Diplom-Finanzwirtin. Beim Finanzamt Oldenburg machte sie ihre Ausbildung für den Mittleren Dienst, holte dann ihr Abitur nach und studierte in Rinteln für den Gehobenen Dienst. Seit 1995 lebt sie mit ihrem Mann in Nethen.
2012 wurde der Verein Bürgerbus Rastede gegründet, 2014 nahm der Bus seinen Dienst auf. Er bedient die Linie 347, fährt 80 Haltestellen an und ist einer von rund 500 Bürgerbussen, die bundesweit im Einsatz sind. Die Idee stammt aus Großbritannien, 1985 wurde der erste Bürgerbus in Deutschland eingesetzt. Bürgerbusse verkehren auf festen Linien, werden von einem Verein mit ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern betrieben und ergänzen das Fahrplanangebot des ÖPNV vor allem in dünn besiedelten ländlichen Gebieten. „Mobilität ist eine der Grundvoraussetzungen für die gesellschaftliche und soziale Teilhabe aller Mitbürgerinnen und Mitbürger“, heißt es auf der Online-Seite des Bürgerbusvereins Rastede. Ältere und auch Jüngere sollen nicht immer andere darum bitten müssen, wenn sie z.B. zum Arzt fahren oder sich mit der Freundin treffen wollen, die im Nachbarort wohnt. Zugleich sind Bürgerbusse ein Beitrag zum Klimaschutz. Je weniger Individualverkehr, desto besser ist die Klimabilanz.
„Wir haben den Bus mit einer großen Gruppe aus dem niederländischen Venlo abgeholt“, erinnert sich Marlies Peters an die Anfänge des Projekts. „Die angehenden Fahrer und ich als einzige Frau.“ Jeder der Männer fuhr eine Strecke. „Dann haben sie mich gefragt, und ich dachte: Was ihr könnt, kann ich auch.“ Sie lacht. „Ich komme aus einem landwirtschaftlich geprägten Haushalt, wir hatten im Prinzip alles an Fahrzeugen, bis auf Panzer. Ich kann Trecker und Motorrad fahren. Also habe ich mich hinters Steuer gesetzt.“ Die Fahrt war super, blickt sie zurück. „Es hat großen Spaß gemacht. Man sitzt viel erhöhter als im Pkw, hat einen größeren Überblick. Ich fand es toll.“ Seitdem gehört sie zur Fahrercrew. Als sie noch berufstätig war, übernahm sie meist die letzte Schicht am Freitag. Jetzt ist sie flexibler und der Spaß ist geblieben. Ebenso wie die Überzeugung von der Notwendigkeit des Angebots. Es erhöhe die Lebensqualität, beuge Vereinsamung vor, verbinde Ortsteile und sei ökologisch sinnvoll, zählt sie auf. An der Klimaschutz-Demo von Fridays for Future Anfang März in Rastede hat auch der Bürgerbusverein teilgenommen.
Als Fahrdienstleiterin checkt Marlies Peters jeden Tag, ob die Strecke besetzt ist. Fällt jemand aus, gibt es problemlos Ersatz, erzählt sie. „Das klappt gut, weil wir sehr flexible Schichten haben.“ Rund 7500 Fahrgäste transportierte der Bürgerbus 2022, zu Spitzenzeiten waren es aber schon mal 11.000. „Das war in den Jahren 2015, 2016, als viele Flüchtlinge in die Gemeinde kamen“, erklärt Peters. So viel Resonanz wünscht sie sich grundsätzlich. „Es könnten mehr Fahrgäste sein“, sagt sie und fügt hinzu: „Wer den Bürgerbus möchte, sollte ihn nutzen.“
Fahrerinnen und Fahrer werden immer gesucht. Im Team sind auch Buslenker aus Wiefelstede und Oldenburg. Der ehemalige Ammerländer Landrat Jörg Bensberg sitzt ebenfalls regelmäßig hinter dem Steuer. Voraussetzung ist der Führerschein Klasse B oder 3 und ein Personenbeförderungsschein.
Wer beim Bürgerbus mitmachen möchte, melde sich bei Theo Meyer unter Tel. 04402 / 7832 oder per E-Mail an Info@buergerbus-rastede.de.
Text und Foto: Britta Lübbers
BU: Haltestelle für den ÖPNV: Marlies Peters nutzt den Bürgerbus auch als Fahrgast | Foto: Lübbers
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