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Buch-Tipps
„Der Schwarm“ von Frank Schätzing10.07.2024
Interview und Foto: Thea Drexhage
MoX: Wovon handelt das Buch?
Stefan Dombrowski: Die Natur setzt sich zur Wehr. Auf der ganzen Welt gibt es Anomalien im Verhalten von Meereslebewesen. Eine ungewöhnlich große Population eines mutierten Tiefseewurms hat die Methan-Vorkommen in norwegischen Gewässern besiedelt und destabilisiert. Große Schiffe werden von übertrieben vielen Muscheln befallen und außer Gefecht gesetzt. Haie und giftige Quallen greifen vermehrt Fischer und Schwimmer an. Zu guter Letzt machen Wale Schlagzeilen, die in koordinierten Angriffen Schiffe versenken. Wer den Trailer der deutschen TV-Serie gesehen hat, erinnert sich sicherlich an das Bild des halbierten Bootes. Die Hauptfiguren des Romans, zumeist Wissenschaftler*innen unterschiedlichster Herkunft, die sich mit den Geschehnissen auseinandersetzen, werden aufeinander aufmerksam, finden zueinander und entdecken in bester Independence Day-Manier die katastrophalen Zusammenhänge hinter diesen Phänomenen. Vor allem geht es in dem Buch um die Figuren, durch die wir die Tragweite der Ereignisse mitfühlen können. Der junge kanadische Ureinwohner Leon Anawak, der als Walforscher bei einem Whale-Watching-Ausflug Opfer eines Wal-Angriffs wurde muss sich mit dem radikalen Umweltschützer Greywolf ausein-andersetzen, für den selbst Whale-Watching einen zu großen Eingriff in die Natur darstellt. Während Anawak als waschechter Inuk seine Herkunft verleugnet, übertreibt der verbitterte Kriegsveteran Greywolf der halb Indianer und halb Ire ist mit Indianer-Klischees, wo er nur kann. Der Norwegische Biologie-professor und Schöngeist Sigur Johanson, der eigentlich schon vom Ruhestand träumt, ist mit den zutiefst beunruhigenden Aufnah-men der mutierten Tiefseewürmer konfrontiert. Dabei koordiniert er sich mit seiner alten Freundin Tina Lund, die für den norwegischen Energiekonzern Statoil arbeitet, der nach Methan bohrt. Die von endlosem Ehrgeiz erfüllte Judith Li, die ein hohes Tier der US-Navy ist, erkennt in der Bedrohung eine Chance für einen größenwahn-sinnigen Plan, der zum atemberaubenden Finale des Romans führt.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Stefan Dombrowski: Auch wenn die Geschehnisse ziemlich fantastisch sind, ist doch alles drum herum sehr fundiert und bodenständig. Die Rahmenbe-dingungen werden toll erklärt, sodass man sich als Leser*in nie verloren fühlt. Alles hat eine wissenschaftliche Basis und wirkt nie zu weit hergeholt. Das ist die Art von Sci-Fi, die ich mag. Die Fiktion, die Ursache für die Geschehnisse, ist einfach so unverbraucht und originell, dass ich nur sagen kann, dass ich es nicht “spoilern” will.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Stefan Dombrowski: Allen, die sich für Meeresbiologie, Umwel-tschutz, Klimawandel, Science Fiction interessieren, aber auch einfach alle, die groß angelegte Geschichten a la Dan Brown mögen. Wer die deutsche TV-Serie(von der sich Frank Schätzing übrigens bereits während der Produktion distanziert hat) gesehen und zumindest das Thema auch nur halbwegs interessant fand, wird das Buch lieben. Ich kann auch das Hörbuch sehr empfehlen.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Stefan Dombrowski: Ich habe mittlerweile zwei mal das Hörbuch von 2014 gehört. Auch wenn man bereits weiss was passiert, machen die Figuren und das Spektakel mehr als einmal Spass. Der fantastische Leser Stefan Kaminsky erzeugt mit seiner unaufdringlichen Art und seiner sanften Stimme bei den Hörenden eine starke Empathie für die Figuren.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Stefan Dombrowski: Frank Schätzing schreibt oft Bücher über Themen aus seinen persönlichen Interessensgebieten. Er hat in seinem Engagement für den Meeresschutz viele Jahre für den Schwarm recherchiert und ich habe bei einer Veranstaltung der NGO Sea Shepherd einen Vortrag von ihm gesehen, in dem er unter anderem die Parallelen seines Romans zum realen Zustand der Weltmeere beschreibt.