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„Figuren, die scheitern, finde ich immer spannender.“
Bjarne Mädel über sein Regie-Debüt „Sörensen hat Angst“12.01.2021

Sörensen hat angst©NDR/Michael Ihle

Sörensen hat angst©NDR/Michael Ihle

Er ist der Mann für skurrile Typen: Bjarne Mädel, 52, avancierte mit „Stromberg“, „Mord mit Aussicht“ und natürlich dem „Tatortreiniger“ zum Publikumsliebling. Mehr als zwei Dutzend Preise hat der norddeutsche Schauspieler mittlerweile bekommen, darunter auch für ernsthafte Filme wie im Abtreibungsdrama „24 Wochen“ oder im Roadmovie „25 km/h“ an der Seite von Lars Eidinger. Nun gibt Mädel mit dem Krimi „Sörensen hat Angst“ sein Regiedebüt. Die Rolle des Kommissars mit Angstzuständen hat ihm Autor Sven Stricker auf den Leib geschrieben. Klar, dass der Schauspieler die Rolle selbst übernimmt. Mit dem Publikumsliebling sprach unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.

MoX: Herr Mädel, der Filmhund Cord hat große Ähnlichkeit mit dem Vierbeiner Ludwig aus den Eberhofer-Krimis - handelt es sich um denselben tierischen Darsteller?
Bjarne Mädel: Den Hund aus den Eberhofer-Krimis kenne ich leider gar nicht, Ähnlichkeiten kann ich somit nicht beurteilen. Fans sehen das allerdings so, als Kommentar auf erste Szenenfotos auf Instagram kam etwa: „Ach kuck’ mal, der Ludwig“. Aber die Hunde sind meines Wissens nach weder verwandt noch verschwägert. Im Roman von Sven Stricker wird Cord als Mischung aus Golden Retriever und Schäferhund beschrieben. Der Tiertrainer meinte jedoch, er hätte diesen wunderbaren belgischen Schäferhund, der perfekt zu mir passen würde. In diesen Cord habe ich mich dann sofort spontan verliebt und er hatte die Rolle.
MoX: Sie gelten gern als der Mann für skurrile Typen - nervt Sie diese Schublade?
Bjarne Mädel:Es gibt schlimmere Schubladen, wobei ich am besten finde, wenn diese Schubladen nicht richtig zugehen. Etiketten sind immer so eine Sache, das gilt auch für unseren Film. Da gibt es zwar einen Krimiplot, aber es geht in gleichem Maße um eine Angststörung und ihre Auswirkungen. Es gibt düstere Elemente, aber gleichzeitig ist der Film auch nicht völlig humorfrei. Von einer Komödie kann man dennoch nicht sprechen, Krimi wäre auch zu kurz gegriffen. Gerade in der Mischung liegt für mich ja der Reiz. Ein ganz hartes Thema mit dem Mittel der Komik anzugehen, finde ich eine ausgesprochen spannende Verbindung.
MoX: War der „Stromberg“ eher Fluch als Segen?
Bjarne Mädel: Natürlich wurde ich den Fernsehzuschauern eher durch lustige Sachen wie „Stromberg“ oder „Mord mit Aussicht“ bekannt. Aber schon beim „Tatortreiniger“ gab es ja durchaus ernste Momente. In den letzten Jahren durfte ich zudem in dem einen oder anderen Drama mitspielen, in denen ich dann ja auch andere Seiten zeigen konnte.
MoX: Auf Ihrer Agenturseite wird als Qualifikation auch Tischtennis angegeben...
Bjarne Mädel: Für den Film „25 km/h“ haben wir für die Tischtennis-Szenen tatsächlich bei einem professionellen Trainer gelernt, der auch Olympia-Teilnehmer erfolgreich trainiert. Dem Sport bin ich dann treu geblieben, weil mich faszinierte, dass man mit 50 Jahren noch mal etwas Neues lernen kann.
MoX: Wie groß war die Angst vor dem Regiestuhl bei „Sörensen hat Angst“?
Bjarne Mädel: Die Regie fiel mir vor die Füße, weil ich mit dem Projekt und dieser Figur, die Sven Stricker in einem Hörspiel für mich geschrieben hatte, schon so lange vertraut bin. Die Regie für den Film konnte ich angstfrei übernehmen, weil ich wusste, welch großartiges Team mich dabei unterstützt. Das war quasi mein Anker beim Drehen, ich konnte gar nicht groß wegtreiben. Ohne den wunderbaren Kameramann Kristian Leschner hätte ich mich dieses Projekt nicht getraut, auch weil ich mich mit dem ganzen Technikkram gar nicht so sehr auskenne.
MoX: Zum beliebten Technikkram gehören Drohnen-Einsätze. Weshalb waren die Flugobjekte bei Ihnen verpönt?
Bjarne Mädel: Ich habe in letzter Zeit einfach zu viele Filme gesehen, wo eine Kameradrohne über einem Auto fliegt, das durch den Wald fährt. Das zu wiederholen, fand ich langweilig und dachte, dass man es auch anders schaffen muss, von A nach B zu kommen. Neben diesem „Drohnen-Tabu“ hieß unser zweites Dogma, auf die klassische Eröffnungseinstellung zu verzichten. Statt wie üblich zunächst den Ort des Geschehens zu zeigen, sind wir gleich zu Beginn sehr nah am Gesicht der Figur - in dessen Kopf finden die Angstzustände ja schließlich statt - und entdecken als Zuschauer zeitgleich mit Sörensen diesen düsteren Ort Katenbüll.  
MoX: Bei aller Komik ist das Thema Angstzustände ausgesprochen ernst. Zudem wird der Held mit einer schrecklichen Sache konfrontiert. Wie findet man eine richtige Balance?
Bjarne Mädel: Ich kann, glaube ich, verraten, dass der Autor selber betroffen ist von dieser Krankheit. Deshalb hatte ich Informationen aus erster Hand, wie sich so etwas anfühlt und wie es einen beeinträchtigt. Zudem habe ich viel recherchiert über dieses Thema. Es war immer klar, dass Sörensen sich mit Humor gegen diese Angst behauptet. Über das zweite schlimme Thema des Falles möchte ich nicht zu viel verraten. Nur soviel: Hier ist Schluss mit lustig. Sobald klar wird, worum es geht, verdrängt die Ernsthaftigkeit des Themas die Angst aber auch den Humor.
MoX: In Sachen Situationskomik und lakonischer Dialoge kann man sich an Detlev Buck erinnert fühlen. Zufall oder typisch nordisch?
Bjarne Mädel:  Ich glaube, es war eher Sven Regener als Detlev Buck, den Sven Stricker da im Kopf hatte.  Der eine Sven nennt den anderen Sven ja häufig auch als Vorbild. „Das ist doch gut, ist das“ ist ein Satz, den auch ein Regener so formulieren könnte.
MoX:  Wäre ein Liebhaber und Frauenschwarm à la Elyas M’Barek kein Traum für Sie?
Bjarne Mädel: Wenn so ein Liebhaber nur der Frauenheld bleibt und kein Problem hat, würde mich das als Rolle gar nicht interessieren. Ganz davon abgesehen, dass ich dafür noch trainieren müsste, um etwas gegen den Bauch zu tun. Ich finde es immer spannender, wenn Figuren scheitern und ich ihnen dabei humorvoll zuschauen kann.
MoX:  Wird man Sörensen in einer Fortsetzung humorvoll zuschauen können?
Bjarne Mädel: Einen zweiten Roman gibt es ja mit „Sörensen fängt Feuer“ bereits und Sven hat auch gerade den dritten Teil „Sörensen am Ende der Welt“ fertig gestellt. Es gäbe also durchaus die Möglichkeit einer Fortsetzung. Die Kollegen und den wuscheligen Cord würde ich schon gerne nochmal wieder sehen.
Interview : Dieter Oßwald
Film in der ARD-Mediathek


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